Die Patin
Und wir haben sie jetzt schon zweimal dabei erwischt, wie sie Sophies Hamster oder Meerschweinchen oder was immer das ist kidnappen wollten. Unglaublich, wie viel kriminelle Energie schon in diesen Kindern steckt. Wahrscheinlich unterhalten sie einen schwunghaften Handel mit Nagetieren. Aber kein Wunder mit einer Nutte als Mutter!
Sonja
P.S. Bist du sicher; dass Peter seine Kinder vermisst? Die meisten Männer in seinem Alter sind heilfroh, wenn sie mal Ruhe vor dem ganzen Geplärre haben. Diese Ruhe würde ich ihm an deiner Stelle nicht gönnen.
2. Juli
Nur die Ruhe bewahren, Sabine. Natürlich kommt Peter zu dir zurück. Das ist nur die Midlifecrisis, das muss man aussitzen. Er wird vor Sehnsucht nach seinen Kindern ganz bald vergehen. Du musst nur aufpassen, dass Trudi Becker ihm keine Kinder schenkt, das ist das ganze Geheimnis. Es gibt zig Untersuchungen zu diesem Thema, und die Ehefrau ist in diesem Dreiecksspiel immer die stärkere, weil sie die gemeinsamen Kinder geboren hat. Das ist mit nichts aufzuwiegen.
Frauke
P.S. Mit euren Nachbarn seid ihr ja wirklich geschlagen, Sonja und Ellen. Ihr solltet denen unbedingt mal das Ordnungsamt und das Jugendamt auf den Hals schicken, vielleicht habt ihr ja dann Ruhe.
Nellys absolut streng geheimes Tagebuch
2. Juli
Ich fasse es einfach nicht, aber Laura-Kristin hatte tatsächlich einen Auftritt mit den »Schuleulen« (was der bescheuerte Name von Max' Band ist, hat irgendwas mit Harry Potter zu tun, kapiert aber kein Mensch) - zur Jahresabschlussfete am Freitag. Keine Ahnung, ob sie gut war, aber schlecht war sie jedenfalls auch nicht. Sie sah aber total peinlich aus, hatte ihre üblichen Säcke gegen ein ausgeschnittenes T-Shirt ausgetauscht, das sie in die Jeans gesteckt hatte. Man sah ihren riesigen Hintern und ihren noch riesigeren Busen, der oben wie Hefeteig rausquoll, aber das schien ihr nichts auszumachen. Die ganze Zeit himmelte sie Max an, als ob er alle seine Lieder nur für sie sang. Es war beinahe nicht zum Aushalten. Und dann stellte sich auch noch Kevin Klose neben mich und sagte: »Neidisch auf die Titten? Dafür hast du aber die besseren Beine.« Ich könnte diesen Typ wirklich auf den Mond schießen. Und meine Mutter gleich mit. Ich habe sie gefragt, warum ich kein Instrument lernen durfte, als ich klein war, und da hat sie doch wahrhaftig gefragt, ob ich die Blockflötenstunden vergessen hätte, zu denen sie mich immer an Armen und Beinen hätte zerren müssen. Blockflöte ist ja wohl auch der letzte Scheiß. Oder gibt es vielleicht irgendeine coole Band mit einem Blockflöter???? Ich habe Mama höflich gebeten, mir als Wiedergutmachung Schlagzeugunterricht zu bezahlen, aber sie zeigte mir einen Vogel. Dann drückte sie mir einen Schneebesen und einen Kochlöffel in die Hand und wollte, dass ich ihr Lalelu vortrommle. Sie und Julius haben sich vor Lachen auf dem Boden rumgewälzt. Gemeinheit! Werde Papa fragen, ob er die Kohle rausrückt. Muss einfach cooler werden.
4.
Mittlerweile hatte ich mich an die vierzehntägig auftretenden freien Wochenenden gewöhnt, an denen Lorenz die Kinder hatte, und ich schaffte es, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen als auf die Uhr zu schauen, seufzend durch die leeren Kinderzimmer zu spazieren oder mir ständig auszumalen, was ihnen alles zustoßen könnte. Lorenz war nicht gerade das, was man einen hingebungsvollen, geduldigen Vater nennt. Ihm hätte es gereicht, ab und zu mal anzurufen oder für ein Stündchen vorbeizukommen. Aber Paris, seine neue Freundin, war ganz scharf auf die Kinder, und die Kinder waren auch ganz scharf auf Paris. Ich war natürlich eifersüchtig, aber ich konnte nicht umhin, ihr gegenüber auch eine gewisse Dankbarkeit zu empfinden: Sie erweiterte den Horizont meiner Kinder auf eine Art und Weise, wie ich es selber nie zustande gebracht hätte. Dank ihr konnten sie sich für Dinge begeistern, die sie sonst nie taten. Ihr Wochenendprogramm war sorgfältig geplant und mit viel Liebe zusammengestellt. Museums- und Konzertbesuche, lange Radtouren und Wanderungen und Essen in Sushi-Restaurants und anderen kinderfeindlichen Gourmettempeln kombinierte Paris geschickt mit Kino, Vergnügungspark, Zoo, Hänneschen-Theater und McDonald's. Und speziell für Nelly gab es Modenschauen, Besuche bei der Kosmetikerin, ausgedehnte Shoppingtouren und Anastacia-Konzerte. Außerdem half Paris Nelly bei den Hausaufgaben und wusste immer ganz genau, welches » Lego «-Raumschiff noch in
Weitere Kostenlose Bücher