Die Paulis in Tatukaland (German Edition)
Während die anderen Kinder immer wieder kicherten, wenn Arne wirre Sachen rief oder sich selbst als »dicker Mann« bezeichnete, nahmen die beiden Brüder ihn vollkommen ernst.
»Wo genau gehen wir denn hin, Arne?«, fragte Lea.
»Ich heiße nicht Arne. Wieso nennst du mich bloß immer so?«, rief Arne. »Ich bin König Langstrumpf!«
»’tschuldigung«, sagte Lea. »Also: Wo genau gehen wir hin, König Langstrumpf?«
»Zur Festung! Hab ich doch schon gesagt«, antwortete Arne. »Das weiß doch jeder, dass auf Tatukaland eine prächtige Festung steht, in der ich mit meinen Piraten und meinen Untertanen wohne.«
Dann musterte er Lea nachdenklich und sagte: »Du siehst ein bisschen aus wie Annika, die Freundin meiner Tochter Pippi.«
»Und du siehst ein bisschen aus wie Arne, der Freund meiner Mutter Iris«, antwortete Lea keck.
Arne lachte laut auf: »Deshalb also diese dauernde Verwechslung, haha! Na, da haben wir ja die Erklärung!«
Und schon marschierte Arne planlos weiter durch Wald und Wiesen. Die Kinder stolperten hinterher und schnauften. Sie waren erschöpft.
»Ich hab Durst«, klagte Tim.
»Und ich habe Hunger«, klagte Ansi.
»Ich glaube, wir haben inzwischen die ganze Insel schon zweimal umrundet«, seufzte Dennis. »Sie ist nicht sehr groß und offenbar tatsächlich völlig unbewohnt.«
»Aber eigentlich müsste doch jeden Moment Rettung kommen. Mama und die anderen Eltern haben doch sicher schon die Küstenwache und die Polizei gerufen und die haben Boote und Hubschrauber losgeschickt«, sagte Lea.
»Sollte man meinen«, stimmte Dennis zu. Doch dann sah er seufzend in den strahlend blauen Himmel. »Nur, wo sind sie denn, die Hubschrauber?«
»Warum können Sie keine Hubschrauber schicken? Und Suchboote?!«, rief Iris.
Die Eltern hatten sich alle im Restaurant der Ferienanlage versammelt. Sie waren fast verrückt vor Sorge um ihre Kinder. Nachdem Annabelle ganz allein mit dem Bus zurückgekehrt war und den entsetzten Eltern erklären musste, dass ihre Kinder, nur begleitet von Arne, in einem Rettungsboot ausgesetzt worden waren und dass die drei Kimono-Seefrauen die Flucht ergriffen hatten, sowie sie im Hafen angelangt waren, herrschte natürlich eine große Aufregung. Die spanische Polizei hatte die Küstenwache alarmiert, die mit einem Dutzend Männer und Frauen aufmarschiert war.
»Wir können leider keine Hubschrauber schicken«, erklärte der Chef der Küstenwache. »Der Sturm tobt zu stark.«
»Was denn für ein Sturm, Sie Idiot?«, rief Bullys Vater und zeigte aus dem Fenster.
Tatsächlich wehte nicht das leiseste Windchen. Der Himmel war strahlend blau, keine Wolke weit und breit.
»Es ist ein seltsames Phänomen«, gab der Mann von der Küstenwache zu. »Der Sturm tobt einzig und allein auf einem Teil des Meeres. Rund um die Insel
Isla de la diversión.
Ein paar Quadratkilometer tosendes Gewitter und unfassbar starker Wind. Der Rest der Küste ist davon aber seltsamerweise ebenso wenig betroffen wie die Insel selbst. Wir haben so etwas noch nie erlebt. Auf der Insel selbst herrscht herrlichstes Sommerwetter, aber rundherum, wie ein Ring sozusagen, tobt ein Sturm, als wäre Weltuntergang.«
»So ein Unsinn!«, rief eine Mutter.
»Führende Experten im ganzen Land versuchen gerade herauszufinden, wie dieses Phänomen möglich ist«, fuhr der Küstenwachenmann fort. »Die gute Nachricht ist: Wir sind sehr guter Hoffnung, dass die Kinder auf der
Isla de la diversión
gestrandet sind. Das Rettungsboot wurde nur wenige Meter vor deren Küste ausgesetzt. Leider können wir wegen der Winde und des Regens nicht hinfahren oder hinfliegen, um sie zu suchen. Sowie der Sturm nachlässt, werden wir aber unverzüglich mehrere Rettungsmannschaften schicken. Viele tapfere Männer und Frauen warten nur darauf, dass sie aufbrechen können.«
»Was ist das für eine Insel?«, fragte eine Frau. »
Isla de la
diversión
– heißt das nicht ›Insel des Vergnügens‹?«
»Ja«, bestätigte der Mann. »Es ist eine kleine, unbewohnte Insel. Vor zwanzig Jahren hat ein japanischer Investor dort einen Vergnügungspark gebaut. Es sollte eine große Attraktion werden, doch es fanden sich nicht genug Touristen, die mit einer Fähre zu einem Rummelplatz fahren wollten. Also wurde der Park vor vier Jahren geschlossen. Seitdem betritt kaum noch jemand die Insel. Niemand lebt dort.«
Der Mann sah die besorgten Gesichter der Eltern und beeilte sich anzufügen: »Aber die Insel ist sehr sicher. Es gibt
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