Die Paulis in Tatukaland (German Edition)
Kinder zögerten, doch als Arne verkündete: »Wer dem König nicht gehorcht, darf auch nicht in der Festung des Königs wohnen!«, machten sich alle murrend auf den Weg.
Holz zu finden, war kein Problem. Doch in keiner der Buden, zu denen sie sich Zutritt verschaffen konnten, gab es noch irgendwelche Konserven. Die Kinder aßen am Abend beim Flackern des Lagerfeuers bloß die restlichen Melonen. Richtig satt wurde niemand davon, aber es war ausreichend. Die wenigen Gurken- und Sauerkraut-Konserven, die sie noch besaßen, wollten sie aufbewahren, falls die Rettung noch länger auf sich warten ließ.
Die Schiffbrüchigen wollten sich gerade in ihre Karussellabteile zum Schlafen legen, als plötzlich Ansi erschrocken aufschrie. Alle schauten zu ihr und sahen, wie sie den Finger hob, immer höher, und sehr weit nach oben zeigte.
»Was macht der da?«, rief Ansi.
Mehrere Kinder schrien erschrocken auf, als sie nun Arne sahen, der ganz oben auf das Riesenrad geklettert war – viel, viel höher als Mona bei ihrem Versuch, ein Handysignal zu bekommen.
Der verrückte Arne saß in mindestens fünfzehn Metern Höhe auf dem wackligen und rostigen Gestell und baumelte mit den Beinen. Er winkte fröhlich mit beiden Händen.
»Hallo, meine Untertanen«, rief er. »Geht ruhig in die Kajüten zum Schlafen. Ich mache die erste Schicht hier oben im Ausguck! Wenn Feinde kommen, dann rufe ich ganz laut!«
»Arn…, äh, … König Langstrumpf! Komm da runter! Das ist gefährlich!«, rief Dennis entsetzt. »Eine Windböe und du fliegst runter!«
»Papperlapapp und Seemannsgarn!«, amüsierte sich Arne. »Ein fliegender Piratenkapitän? Wer hat denn je so einen Unfug gehört?«
Arne lachte schallend und hielt sich wieder mit beiden Händen die Luft über seinem imaginären Bauch. Er schaukelte und wankte dabei, dass alle Kinder entsetzt den Atem anhielten.
»Halt dich fest, um Himmels willen!«, schrie Lea.
»Kletter runter!«, rief nun auch Flummi. »Und guck nicht nach unten!«
»Haha, du dummes kleines Mädchen«, sagte Arne und lachte. »Wenn ich nicht nach unten gucke, wie soll ich dann sehen, ob Blut-Svente und Messer-Jocke und ihre Spießgesellen sich in meine Festung schleichen?«
»Was sollen wir tun?« Lea schaute ihre Geschwister ängstlich an. »Der kommt von selbst nicht runter.«
»Jedenfalls nicht heil«, bemerkte Toby trocken.
»König Langstrumpf, komm runter! Wir haben hier einen …, äh, … Fisch für dich gegrillt. Lecker, lecker Fisch.«
Doch auch Dennis’ Versuch, Arne mit einem vermeintlichen Festschmaus anzulocken, schlug fehl, denn Arne rief von seinem schwindelerregend hohen Aussichtsturm: »Ach, den esst mal allein, meine lieben Untertanen! Ich muss sowieso ein wenig abnehmen, sagt meine Pippi. Ein dicker Papa ist eine gute Sache, sagt sie, aber ein fetter Papa ist zu viel des Guten. Und wo sie recht hat, meine kleine Pippi, da hat sie recht, haha!«
Arne schaukelte und schwankte bei seinem ausgelassenen Gelächter so übermütig hin und her, dass manche Kinder sich die Augen zuhielten.
Alle redeten wild durcheinander, dass man doch etwas tun müsse. Aber was genau zu tun war, das wusste niemand.
Außer Flummi.
Denn während sämtliche »Untertanen« wie aufgeschreckte Hühner herumrannten und des Königs »treueste Diener« Marcel und Bully plötzlich ganz kleinlaut herumstanden und nichts taten, um ihren geliebten Herrscher zu retten, kletterte Flummi beherzt auf das Riesenrad.
Als Lea und Dennis es bemerkten, war es auch schon zu spät. Da kraxelte Flummi bereits auf halber Höhe auf dem Stahlkonstrukt herum.
Weder Dennis noch Lea riefen ihr etwas zu, denn das Dümmste, was man nun tun konnte, war, sie zu erschrecken oder abzulenken. Flummi musste sich konzentrieren. Und obwohl sie ein großes Klettertalent war, im Hochseilgarten und an den Kletterwänden des Indoor-Spielplatzes schneller und sicherer nach oben kam als jeder andere Mensch, den Lea und Dennis kannten, stockte ihnen vor Angst der Atem. Ein falscher Tritt, ein ungeschickter Griff, eine rostige Schraube, an der sie sich schnitt und deshalb den Halt verlor … Der bloße Gedanke, was alles passieren konnte, sorgte für Gänsehaut und Schweißausbrüche.
Es herrschte eine gespannte, nahezu andächtige Stille, als alle beobachteten, wie Flummi sich flugs immer höher auf dem Gerüst voranarbeitete. Sie wirkte fast wie ein kleines Äffchen, so flink und geschickt war sie. Nach nicht einmal fünf Minuten war sie bei
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