Die Paulis in Tatukaland (German Edition)
einem Sarg mit einer Vampirschaufensterpuppe stand. Toby sah irgendwie zerknirscht aus. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, wie es passieren konnte, dass er und sein Kumpel Patrick plötzlich Verbündete dieser Widerlinge waren. Sie mochten die Paulis, Mona und Karina doch viel lieber als Bully und Marcel – aber andererseits wollten sie natürlich auch keine Gefangenen in einer Geisterbahn sein.
»Wir bringen euch nachher etwas zu trinken«, sagte Patrick freundlich.
»Ja, vielleicht«, sagte Marcel boshaft. »Vielleicht vergessen wir es aber auch.«
»Der König hat gesagt, wir sollen ihnen Wasser bringen«, wagte Toby anzumerken.
»Der König ist ein Verrückter«, sagte Marcel. »Mein Bruder und ich entscheiden, was hier geschieht. Habt ihr das immer noch nicht kapiert?«
Patrick und Toby verstummten.
»Viel Spaß im Dunkeln, ihr Opfer«, lachte Bully, als er mit den anderen Wärtern davonging. Sie verschlossen den vorderen Eingang mit der Kette, die an der Schatztruhe gebaumelt hatte. Der hintere Ausgang der Geisterbahn war – wie so ziemlich alles in diesem Vergnügungspark – mit Brettern verrammelt. Marcel und Bully hatten probeweise an ihnen gezerrt und gerüttelt. Sie waren stabil und hielten fest. Die Paulis hatten keinen Fluchtweg.
Viele Stunden waren die Gefangenen nun allein. Sie kauerten in einem der Geisterbahnwagen, der auf den Schienen stand und den sie vorher, so gut es ging, von Schmutz und Spinnweben befreit hatten. Muffig und klebrig war er allerdings immer noch.
Die Kinder hatten eine Weile das Innere der Geisterbahn untersucht und gehofft, einen Fluchtweg zu finden, doch es war vergeblich. Sie kamen hier nicht raus.
Flummi und Lea wollten die Situation entspannen und vor allem die ängstliche Karina ablenken, indem sie kleine Spiele spielten und Witze machten.
»Warum gehen Fliegen und Mücken am Sonntag nicht in die Kirche?«, fragte Lea.
Alle überlegten, aber niemand wusste die Antwort.
»Weil sie in Sekten sind«, sagte Lea.
Die Kinder brauchten eine Weile, bis sie den Witz begriffen und loslachten. »Insekten, hihi«, giggelte Flummi.
»Warum leben Eskimos so lange?«, gab Dennis ein weiteres Rätsel auf.
»Weil sie viel gesunden Fisch essen?«, schlug Karina vor.
»Weil sie immer vor den Eisbären wegrennen müssen und das hält fit?«, tippte Mona.
»Nee«, lachte Dennis. »Weil sie nicht ins Gras beißen können!«
»Autsch«, rief Mona. »Hol die Witzepolizei! Du bist verhaftet!«
Flummi kicherte: »Witzepolizei, hihi …«
»Ich weiß auch ein Rätsel«, sagte Karina und die anderen Kinder schauten sie erwartungsvoll an. Karina räusperte sich und fragte: »Warum macht Bully Stacheldraht um seine Badewanne?«
Alle überlegten. »Keine Ahnung«, sagte Lea schließlich.
»Damit er nicht so weit rausschwimmt!«, kicherte Karina.
Erst nach mehreren Stunden brachten ihnen die Wärter einen Eimer Wasser zu trinken. Die Kinder waren so durstig, dass sie mit den Händen daraus schöpften und gierig tranken.
»Schämt ihr euch nicht?«, rief Lea Patrick und Toby nach, als sie wieder gingen.
»Doch«, antwortete einer von ihnen leise aus dem Dunkel. Dann hörten die Kinder, wie die große Tür wieder zugeschlagen und mit der schweren Eisenkette verriegelt wurde.
Als die Nacht hereinbrach, hatte sich immer noch niemand um die Gefangenen gekümmert. Der Eimer Wasser war inzwischen leer. Die Kinder hatten furchtbaren Hunger und auch schon wieder Durst. Es war heiß in der Geisterbahn. Und stickig. Das Licht, das durch die Löcher in die Geisterbahn fiel, war fast vollständig verschwunden. Der Mond und die Sterne warfen nur noch ein zartes Glimmen in das Innere des gruseligen Gefängnisses.
Die Kinder versuchten zu schlafen.
Knack
!
Was war das?
Krrrrk
!
Ratten? Oder andere Tiere?
Die Kinder kauerten sich in ihrem Geisterbahnwagen ängstlich aneinander.
Krrrrrrrrrrack!
Die Geräusche kamen von oben. Alle wandten den Blick himmelwärts und sahen nun, wie sich neben dem kleinen Loch in der Decke ein deutlich größeres Loch auftat. Ein quadratisches Loch. Es war eine Klappe, die sich öffnete. Und in der Öffnung erschien ein Gesicht. Es war Tim, der ihnen freundlich entgegengrinste.
»Hallo«, flüsterte er. »Lust auf ein bisschen Freiheit?«
»Tim! Wo kommst du denn her? Was ist das für eine Klappe? Und wo sind die anderen?«, riefen sie wild durcheinander.
Tim hielt den Finger auf die Lippen. »Psst!«, machte er. »Leise. Kommt erst
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