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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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einem Finger steckte.
    »Er trägt den kranken Mond«, sagte er. Maerad erkannte, dass der schwarze Stein zum Abbild einer Mondsichel geschliffen war, allerdings leicht verschrundet, sodass der Mond pockennarbig wirkte. »Der Namenlose besitzt seine eigenen Zirkel, ähnlich denen der Barden. Gleich einem verzerrten Schatten des Ordens. Dieser Untote stammte aus den Festen von Den Raven. Seinesgleichen wurde seit langen Jahren nicht mehr in diesem Reich gesichtet. Nicht seit der Großen Stille.« Sein Gesicht hatte wieder grimmige Züge angenommen. »Dabei hieß es immer, es wären keine von ihnen mehr übrig. Viele Dinge, die das Licht für tot gehalten hat, haben anscheinend nur geschlafen.«
    Er brach von einem Baum in der Nähe einen dicken Zweig ab und fegte damit die Gebeine samt dem Mantel vom Pfad, bis sie unter Gestrüpp verborgen lagen. Den Kadaver des Pferdes betrachtete er traurig, versuchte jedoch nicht, ihn zu bewegen. »Tiere, die gezwungen werden, die Untoten zu tragen, leiden schlimme Qualen«, sagte er. »Wahrscheinlich war der Tod für dieses Pferd eine Erlösung.«
    Ohne weitere Worte kehrten sie zu den eigenen Pferden zurück.
    Cadvan streichelte Darsors stolzen Hals, an dem sich aus dem Schweiß Raureif gebildet hatte. »Gut gemacht, Großmütiger«, lobte er. »Du bist geblieben, wo viele tapfere Männer geflohen wären.« Auch Imis Hals tätschelte er. Dabei murmelte er ihr Worte ins Ohr. Die Stute, die immer noch vor Angst zitterte, beruhigte sich und schnupperte an seinem Nacken. »Indik hat eine weise Wahl für dich getroffen«, meinte Cadvan zu Maerad. »Sie ist ein tapferes Tier, mutiger, als man es ihr ansehen würde. Aber jetzt müssen wir weiter, und zwar so schnell wir können. Bei Einbruch der Nacht möchte ich weit, weit von diesem Ort entfernt sein.«
    Sie stiegen auf und preschten weiter, galoppierten durch die Wälder, und die Schatten des Geästs strichen über sie hinweg wie die Wellen eines reißenden Stroms. Erst Mitte des Nachmittags hielten sie an, als sie aus dem Wald auf verwaistes Grasland gelangten, auf dem hier und da Anzeichen für längst aufgegebene Gehöfte zu erblicken waren: eine Baumreihe, die einst als Windfang gepflanzt worden war, ein verwilderter Obstgarten oder sogar die Überreste eines Hauses mit eingestürztem Dach und bröckelnden Mauern, dermaßen von Efeu oder Unkraut überwuchert, dass sie beinahe wie ein kleiner Hügel oder ein natürliches Dickicht wirkten. Der Pfad, der durch den Wald geführt hatte, setzte erst stellenweise aus und verlor sich schließlich vollends. Sie hielten westwärts auf einen dunklen Schemen am Horizont zu, der wie eine Hecke oder eine Mauer aussah. Dabei bahnten sie sich den Weg durch Büschel harten Grases und gelegentlich durch verdorrte Schilfstauden.
    Maerad fühlte sich überaus ungeschützt; es gab kaum Bäume, um ihnen Deckung zu geben. Durch die Nachwehen ihres Gefechts gegen die Untoten war sie immer noch zittrig, zudem verspürte sie eine entsetzliche innere Erschöpfung, neben der sich ihre körperliche Müdigkeit nachgerade harmlos ausnahm. Obendrein schwirrte ihr im Hinterkopf ein besorgniserregender Gedanke herum. Wenn Cadvan richtig vermutete, hatte sie einen Mann und ein Pferd getötet. Wenngleich sie weder Mitgefühl für den Untoten noch Reue darüber aufzubringen vermochte, ihn getötet zu haben, erfasste sie abermals jene seltsame Furcht vor sich selbst, die in unregelmäßigen Abständen an ihr nagte, seit Cadvan ihr zum ersten Mal von der Hohen Sprache erzählt hatte. Teilweise lag es daran, dass sie keine Herrschaft über ihre Kräfte zu besitzen schien - wenn sie denn tatsächlich solche Kräfte besaß, wie sie nach wie vor zweifelnd in Gedanken hinzufügte. Was war, wenn etwas Unvorhergesehenes eintrat und sie etwas Zerstörerisches bewirkte, was sie gar nicht wollte? Hatte sie tatsächlich Angst in Cadvans Augen gesehen? War es möglich, dass er sich vor ihr fürchtete? Unter ihren Zweifeln schwelte etwas anderes, etwas noch Beunruhigenderes: Das Empfinden der eigenen Macht, so unausgereift sie auch sein mochte, beseelte sie mit einer eigenartigen Erregung, ja, einem Gefühl der Freude… Doch ihr Verstand scheute vor derlei Mutmaßungen zurück. Sie richtete die Gedanken wieder darauf, mit Cadvan Schritt zu halten und nicht vor schierer Erschöpfung aus dem Sattel zu kippen. Außerdem achtete sie mit ihrem Gehör auf Anzeichen von Verfolgern. Aber sie hörte nichts.
    Sie hatten etwa zwanzig

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