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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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kämpfte gegen das eigene Grauen an. Sie bündelte ihre Gedanken. Geh weg! schrie sie. Maerad wusste nicht, ob sie es laut aussprach. Fort!
    Sogleich ließ das zerdrückende Gefühl der Böswilligkeit nach. Cadvan stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Beim Licht, Maerad, du besitzt eine gewaltige Gabe. Jetzt ist es uns vielleicht möglich, diesen Ort zu verlassen.« Er hielt ihre Hand so fest, dass sie die Knochen knirschen spürte, und stand langsam auf.
    Stetig und gebückt, als trügen sie schwere Bürden, schlichen sie weiter. Maerad empfand es als schwierig, gleichzeitig zu gehen und darauf zu achten, ihren Geist abzuschirmen. Einmal stauchte sie sich den Knöchel an einem Stein, stürzte beinahe und schrie laut auf, aber Cadvan nahm sie bei der Hand, und sie humpelte weiter. Qualvoll langsam näherte sich das Ende des Tales.
    Schließlich, als die Berge sich im aufziehenden Morgengrauen erst silbrig und anschließend rosa zu verfärben begannen, erreichten sie das Talende. Sobald sie die letzten Ausläufer hinter sich gelassen hatte, spürte Maerad, wie der geheimnisvolle Wille hinter ihr gleich einem Tor zuschnappte, und plötzlich wandelte sie wieder unbeschwert. Vor Erleichterung jauchzte sie laut auf.
    »Wir sind draußen!«, rief sie und wandte sich Cadvan erstmals mit einem unverhohlenen Lächeln zu.
    Cadvan betrachtete sie mit düsterer Miene. »Trotzdem müssen wir weiter! Selbst in seinen Schatten besitzt der Landrost noch Macht.«
    Wie zur Betonung seiner Worte ertönte hinter ihnen ein tiefes Grollen, und ein Erdrutsch löste sich vom Hang des Berges, um in einer Staubwolke herabzudonnern. Maerad drehte sich um und schaute ein letztes Mal in das Tal. Seltsam, dachte sie. Sie verspürte keinerlei Gefühlsregung, weder Freude noch Bedauern. Rein gar nichts.
    Dann wandte sie sich ab.
    Vor sich sah sie, wie die grasbewachsenen Ausläufer der Berge zu einem großen Wald hin abfielen, verhüllt von Nebelschwaden, die sich jedoch bereits lichteten. Uber den grünen Hügeln stieg die Sonne auf, und ihr Licht erwärmte Maerads Herz.

Drittes Kapitel

Der Seelenblick
    Maerad humpelte weiter. Ihre Beine fühlten sich schwer an und lechzten nach Schlaf. Eine Stunde nach Sonnenaufgang, nachdem die Mündung des Tales in der größeren Gebirgskette verschwunden war, aber noch bevor sie den Waldrand erreichten, hielt Cadvan neben einem kleinen Hain aus Bäumen mit weißer Rinde inne. Maerad erkannte, dass sie uralt waren. Sie besaßen breite, zernarbte Stämme und wuchsen in einem Kreis dicht beisammen.
    »Die Birke ist ein Baum hehrer Vorzüge«, erklärte Cadvan. »Hier können wir friedvoll schlafen. Dieser Hain wurde vor langer Zeit von den nördlichen Barden gepflanzt. Er heißt Irihel, Eisheim, und reisende Barden pflegten hier zu rasten. Uns kommt er sehr gelegen!«
    Sie traten zwischen den dicht gepflanzten Stämmen hindurch, und Maerad sah, dass innerhalb des Hains kurzes, üppiges Gras einen weichen Untergrund bildete, der sich zur Mitte hin wie eine Schale neigte. Die Aste verflochten sich über ihren Köpfen, die frischen Blätter filterten aus dem Licht der Sonne ein grünliches Gold. Cadvan setzte sich, warf sein Bündel auf den Boden und streckte die Beine aus.
    »Es ist uns nicht gestattet, hier ein Feuer zu entfachen«, sagte er. »Schade. Ich bin bis auf die Knochen durchgefroren.«
    Maerad nahm argwöhnisch neben ihm Platz. Das raue Leben in Gilmans Feste hatte sie Misstrauen gegenüber Männern gelehrt; sie hatte stets all ihrer List bedurft und auf Hexenfurcht zurückgreifen müssen, um sich Gilmans Schergen vom Leib zu halten. Maerad hatte gesehen, was sie mit anderen taten, die schwächer waren als sie. Nun war ihr unangenehm bewusst, dass sie sich alleine an einem wilden Ort und völlig in der Gewalt dieses Cadvan befand. Andererseits glich er keinem Mann, dem sieje zuvor begegnet war, nicht einmal Mirlad, Gilmans düsterem und einsilbigen Sänger. Cadvan musterte sie mitfühlend. »Ganz in der Nähe fließt ein Bach, falls du dich waschen möchtest«, verriet er. »Ich zeige ihn dir und lasse dich dann dort allein. Du wirst in Rufweite sein, falls du mich brauchst. Falls du nicht rufen kannst, schrei meinen Namen in deinen Gedanken. Ich werde dich hören.« Maerad nickte und ließ sich zu einem kleinen Bach führen, der frisch und kalt von den Bergen herabfloss. Hinter hohem Gebüsch aus Stechginster und Brombeeren neigte sich eine kurze, mit weichem Gras bewachsene Böschung zu einem

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