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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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einzige Hoffnung. Wir brauchen Holz, und zwar rasch, bevor es dunkel wird.«
    Sie verließen den Turm und begaben sich auf die Suche. Um den Fuß des Hügels wuchsen einige Dornenbäume. Zwei davon hatte ein Wintersturm entwurzelt. »Trocken - tadelloses Feuerholz«, meinte Cadvan. »Ich glaube, damit haben wir genug.« Maerad hatte bereits den Mund geöffnet, um sich zu erkundigen, wie sie mit bloßen Händen Feuerholz hacken sollten, als Cadvan unter dem Mantel ein Schwert hervorzog. »Verzeih mir, Arnost, dass ich dich einer solchen Verwendung unterziehe!«, rief er aus, dann begann er, das tote Holz so mühelos zu hacken, als schneide er Brot auf.
    »Ich wusste gar nicht, dass Ihr ein Schwert besitzt«, sagte Maerad. »Ich habe es zuvor nie gesehen!« Plötzlich war ihr regelrecht leicht ums Herz, ganz so, als bereiteten sie bloß ein Freudenfeuer für eine Feier vor.
    »Es gibt viel, was du nicht über mich weißt«, erwiderte Cadvan. »Bete, dass du die Gelegenheit erhältst, es herauszufinden! Und jetzt beeil dich!«
    Angesteckt von Cadvans Hast schleifte Maerad Bündel von Geäst den Hügel hinauf, und nachdem er die Bäume zerteilt hatte, half Cadvan ihr dabei. Die Arbeit gestaltete sich schwierig, zumal das glitschige Gras sie behinderte. Dennoch hatten sie binnen kurzer Zeit einen hohen Stapel Feuerholz in dem alten Wachthaus aufgetürmt. Cadvan betrachtete ihn prüfend. »Das wird reichen«, meinte er. »Es muss reichen. Es ist fast dunkel. Hol noch ein paar Zweige, solange noch Zeit ist. Ich habe etwas anderes zu tun.«
    Er zog einen kleinen, sonderbar geformten Dolch und begann, eine tiefe Linie um den Fuß des Hügels zu ziehen. Während Maerad weiteres Feuerholz in das Wachthaus schleppte, hörte sie ihn in einem tiefen, gleichmäßigen Sprechgesang Worte in der Hohen Sprache singen. Nachdem er den ganzen Hügel umkreist hatte, stand er still und streckte die Arme gen Himmel. Wieder schien er von einem merkwürdigen Licht erhellt zu werden, und einen Lidschlag lang sah Maerad einen Ring weißer Flammen um den Turm aufzüngeln; dann jedoch blinzelte sie, und das Feuer war verschwunden - es musste sich um einen Trick des schwindenden Lichts gehandelt haben.
    Maerad betrat das Wachthaus. Der Holzstapel ragte hoch auf, und die Sonne glitt soeben hinter den Horizont. Im Turm herrschte beinahe völlige Finsternis. Cadvan gesellte sich zu ihr, kniete nieder und bildete neben der Tür einen kleinen Haufen Anmachholz. Dann streckte er mit zwei versteiften Fingern die Hand aus und rief: »Noroch!« Eine winzige weiße Flamme erfasste das Anmachholz und breitete sich aus. Cadvan fütterte sie mit weiteren Zweigen, und das Feuer schwoll rasch an, bis Maerad gezwungen war, wegen der Hitze an die gegenüberliegende Wand zurückzuweichen.
    »Das ist ein bisschen so, als würden wir rufen: >Hier sind wir!<«, meinte sie. »Findet Ihr nicht?«
    »Und du denkst, sie wüssten nicht bereits, dass wir hier sind?«
    »Was geschieht, wenn es dunkel ist?«
    »In der Dunkelheit entfalten die Werwesen ihre Macht«, erklärte Cadvan. »Aber sie werden dieses Feuer fürchten. Und sie können die Steinmauern nicht durchbrechen. Ich glaube kaum, dass sie die Schranke zu überwinden vermögen, die ich errichtet habe. Ich denke, das Holz wird bis zum Morgengrauen reichen. Maerad, ich weiß, dies ist kein günstiger Zeitpunkt, dich das zu fragen, aber kannst du mit einem Messer kämpfen?«
    Tatsächlich besaß Maerad einen Dolch, den sie von einem der Männer des Barons gestohlen hatte und den sie verborgen unter dem Gürtel an der Haut trug. »Ich kann es versuchen«, erwiderte sie. »Allerdings habe ich noch nie richtig mit einer Klinge gekämpft.« Sie zeigte Cadvan den Dolch, den er rasch in Augenschein nahm. »Er ist zwar grob gearbeitet, aber brauchbar und für deine Größe geeignet«, meinte er. »Ziel nach Möglichkeit auf die Augen, falls du angegriffen wirst, und denk immer daran, ihn fest in der Faust zu halten, damit du ordentlich nachdrücken kannst. Wenn wir etwas weniger in Bedrängnis sind, werde ich dir Unterricht im Umgang mit Klingen erteilen müssen.«
    Maerad spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. »Was wird uns denn angreifen?«, wollte sie wissen. Was nützte ein Messer gegen Schatten? »Das weiß ich noch nicht«, gestand Cadvan. »Aber vergiss nicht, obwohl sie Schergen der Finsternis sind, kann man sie töten. Ihre schlimmste Waffe ist die Angst. Bekämpfe deine Furcht mit aller Kraft. Und setz

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