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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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überstehen wollen, musst du dich daran erinnern, wer du bist. Du besitzt die Gabe. Werd erwachsen, oder wir sterben hier.«
    Maerad schluckte. Cadvan wandte sich wieder ab, schenkte ihr keine weitere Beachtung. Stattdessen lauschte und beobachtete er mit einsatzbereitem Schwert. Sie holte tief Luft und drängte das Grauen zurück, das begonnen hatte, von ihrem Geist Besitz zu ergreifen, sich heimtückisch und kalt wie giftiger Nebel durch ihre Glieder auszubreiten. Ihr Herz hämmerte in der Brust, doch sie zwang es zur Ruhe. In der Hand hielt sie immer noch den kümmerlichen Dolch. Er wirkte so klein. Sie wünschte, sie hätte ein Schwert und verstünde damit umzugehen. Vielleicht hätte sie sich dann mehr wie eine Kriegerin gefühlt. Da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, entsandte sie abermals ihren Geist und hörte wieder die geflügelten Kreaturen, diesmal weiter entfernt und in größerer Höhe. Sie flogen zum oberen Rand der Schranke. Woraus bestand die Schranke eigentlich? Sie wusste es nicht, aber die Kreaturen würden darüber hinwegfliegen und auf sie herabstoßen. Das war ihr inzwischen klar. Unwillkürlich stand sie auf und sah, dass Cadvan es ihr gleichtat und nach oben starrte, hinauf zu den Wänden, auf die das Feuer flackernde Schatten warf, bis sie in undurchdringliche Schwärze übergingen. Maerad trat dichter an das Feuer. Cadvan warf ein paar weitere Scheite darauf, damit die Flammen höher züngelten. Es war schier unerträglich heiß. Mit angestrengtem Blick und zum Zerreißen gespannten Nerven schaute Maerad empor.
    Endlich hörte sie etwas, aber so leise, dass sie nicht zu sagen vermochte, ob es der Wind war. Cadvans Atem zischte durch seine Zähne. Dann, so weit entfernt, dass Maerad ihn fast nicht zu erkennen vermochte, stürzte eine riesiger Schemen von weit oben auf sie herab. Kurz geriet er in das Feuer, kreischte und flatterte zurück. Cadvan stieß vor und hieb ihm mit dem Schwert auf den Hals, dann sprang er zurück, als das Wesen zu Boden stürzte und schwarze Blutfontänen aufspritzten.
    Überrascht stellte Maerad fest, dass die Kreatur keineswegs so groß war, wie sie gedacht hatte: Der Körper maß etwa die Größe einer Ziege. Allerdings blieb ihr keine Zeit, das Geschöpf näher zu betrachten, denn mit einem Schlag war die Luft von Klauen, Schwingen und Zischlauten erfüllt. Eine der Kreaturen hielt unmittelbar auf sie zu; Maerad sah ihre Augen, die im Schein des Feuers rot loderten. Ihr Dolch schien nutzlos, und so ließ sie ihn, einer plötzlichen Eingebung folgend, achtlos fallen und riss stattdessen einen brennenden Ast aus dem Feuer. Sie schlug damit nach der Kreatur, die abdrehte und gegen die Wand krachte. Mit gebrochenem Genick fiel das Wesen zu Boden. Sofort wurde sie von einem weiteren angegriffen, das landete und sich aufbäumte, um sie mit seinen Klauen aufzuschlitzen. Sie schwang den Ast herum und spürte, wie ein Ruck ihre Schulter durchlief, als sie das Ungetüm traf. Es zischte vor Wut, als die Flammen es erfassten, und der lange Hals streckte sich ihr entgegen. Maerad schlug abermals zu. Der Ast brach. Sie sprang zur Seite und ergriff ein anderes Stück Holz, doch das Werwesen versetzte ihr mit den Klauen einen Streifhieb gegen den Kopf. Sie spürte keinen Schmerz; ihre Furcht wurde unvermittelt von einer Woge blanken Zorns überschwemmt. Maerad packte ihr hölzernes Schwert mit beiden Händen und wirbelte es durch die Luft - der Raum war so klein, dass es unmöglich war, nichts zu treffen. Zu ihrer Rechten nahm sie Cadvan wahr, der um sich hieb und hackte, bedrängt von drei Werwesen, dann von weiteren drei Kreaturen, während andere über ihnen schwebten. Unermüdlich schlug Maerad um sich und besann sich darauf, auf die Augen zu zielen. Die Kreaturen wichen vor den Flammen zurück und bündelten ihren Angriff auf Cadvan.
    Eines der Geschöpfe landete vor ihr, und zu ihrer Bestürzung sah sie, wie seine Umrisse waberten und verschwammen. Zunächst glaubte sie, nicht richtig zu sehen, doch dann begann das Wesen sich vor ihren Augen in einen Menschen zu verwandeln, der sich in der Dunkelheit erschreckend weiß abzeichnete. Sie schrie auf und schwang den Ast gegen sein Gesicht. Kurz wich er zurück, doch dann kam er auf sie zu, während seine Flügel in seinen Rücken verschmolzen. Aus seinen Zügen sprach Mordlust, eine klauenbewehrte Hand hielt ein schwarzes Breitschwert. Maerad duckte sich unter dem Hieb des Schwertes hinweg und schwang den lodernden

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