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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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überspielte, indem er ihr ein paar Blatt Papier und einen Federhalter gab. Dann durchforstete er abermals seine Bücherregale, bis er einen kleinen Beutel fand, in dem sie alles tragen konnte. »Du kannst auch schreiben üben. Versuch, das Gedicht abzuschreiben. Und jetzt ist es an der Zeit für dich zu gehen«, sagte er knapp. »Ich bin spät dran für meinen nächsten Unterricht. Wir sehen uns morgen zur selben Zeit am selben Ort.«
    Maerads Unterricht an jenem Nachmittag war gänzlich anderer Art: Sie sollte Ausbildung im Reiten und im Umgang mit einem Schwert erhalten. Dernhil begleitete sie zu ihrem Lehrer, einem streng wirkenden Mann namens Indik. Über seine Wange erstreckte sich eine Narbe, die unter dem rechten Auge die Haut straffte, wodurch seine Miene sonderbar ausdruckslos wirkte. Maerad fühlte sich von ihm ein wenig eingeschüchtert, und im Gegensatz zu Dernhil unternahm er keinerlei Anstrengungen, ihr die Scheu zu nehmen. Zuerst wurde sie zu den Schmieden geführt, wo sie mit einem kleinen Schwert mitsamt Scheide, einem Helm und einem leichten Kettenhemd ausgestattet wurde. Letzteres war so fein geschmiedet, dass es fast wie schwerer Stoff anmutete. Als Nächstes begaben sie sich zu den Stallungen, wo Indik ein graues, stichelhaariges Pferd für sie aussuchte. »Ihr Name ist Imi«, teilte er ihr mit. »Sie ist eine gute Stute, zwar ein wenig heißblütig, aber treu und gutmütig. Und ihre Rasse ist schnell und kräftig. Du brauchst ein widerstandsfähiges Tier.« Maerad verstand genug von Pferden, um zu erkennen, dass Indik eine außerordentlich gute Wahl getroffen hatte - Imi wirkte anmutig und stark, ohne dabei zu groß für sie zu sein. »Dieses Pferd gehört jetzt dir«, fuhr Indik fort. »Also musst du auch wissen, wie man es versorgt.« »Mir?«, fragte Maerad erstaunt. »Wieso das?«
    »Cadvan hat dafür gesorgt. Also, weißt du, wie man ein Pferd sattelt?« Was Tiere anging, war Maerads Wissensstand nicht annähernd so beklagenswert begrenzt wie bei Büchern, und nachdem sie Imi gesattelt hatte und aufgestiegen war, bedachte Indik sie mit einem beinahe anerkennenden Blick. Er stieg auf sein eigenes Ross, einen großen Braunen namens Harafel, ließ Maerad mit verschränkten Armen und ohne Steigbügel reiten und einige Anweisungen ausführen. Maerad hielt sich überwiegend durch Gleichgewicht im Sattel, was, wie Indik etwas bissig anmerkte, wenig hilfreich sein würde, wenn eine Bande von Banditen plötzlich aus dem Gebüsch auftauchte und ihr einen Mordsschrecken einjagte; doch trotz seines Gebrülls wirkte er zufrieden, als der Unterricht zu Ende war.
    »Du wirst zurechtkommen«, stellte er fest. »Ein paar Monate Übung, und du wirst eine gute Reiterin. Natürlich wäre es einfacher, würdest du die Hohe Sprache beherrschen, aber das ergibt sich schon noch.«
    Sie ritten zurück zu den Stallungen, wo Maerad abstieg und Imi den Sattel abnahm. Danach forderte Indik sie auf, das Tier zu striegeln und ihm die Hufe zu säubern, wobei er sie eingehend beobachtete. »Natürlich wirst du eine Grundausstattung für unterwegs brauchen«, sagte er, nachdem sie fertig war und die Stute in den Stall geführt hatte. »Aber zum Glück bist du kein völliger Tolpatsch. Täglich zwei Stunden Ritt, um dich vorzubereiten, mehr schaffen wir diesmal nicht.«
    Dann war es an der Zeit für Schwertunterricht. Dabei verhielt es sich gänzlich anders, und Indik gab sich nicht die Mühe, seine Ungeduld zu verbergen. »Fräulein Maerad«, stieß er zwischen verbissenen Zähnen hervor, als sie das Schwert wieder einmal fallen ließ, »wenn es dir nicht mal gelingt, deine Waffe zu halten, bist du Hundefutter. Bekomm das doch freundlicherweise in deinen Dickschädel. So, und jetzt von vorn.« Nach einer Stunde Schwertübungen schwitzte Maerad über und über - Indik bestand darauf, dass sie das Kettenhemd und den Helm trug -, und sie fühlte sich völlig untauglich. Allerdings hatte sie zumindest gelernt, ein Schwert ein- und beidhändig zu halten und dass es keine gute Taktik war, die Waffe wild zu schwingen. »Klugheit«, redete Indik ihr unablässig vor. »Klugheit ist der Schlüssel. Du bist nicht stark genug, um dumm sein zu können. Denk mit!«
    Insgesamt vermittelte er überzeugend den Eindruck, Maerad würde es von Inneil an höchstens eine Meile weit schaffen. Als er den Unterricht schließlich beendete, lehnte er sich auf sein Schwert. »Eine Stunde Reiten, würde ich sagen, dafür eine zusätzliche Stunde

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