Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel
>halt<,je nachdem.«
»Ich weiß nichts über dieses Land«, erwiderte Maerad. »Oder darüber, wohin ich gehe. Es nützt nichts, in der Lage zu sein, sie zum Rennen zu bringen, wenn man nicht weiß wohin.«
Trotz des plötzlichen Gehorsams, den das Gespann an den Tag legte, behagte Maerad das Lenken nicht; sie fühlte sich überfordert. As es wieder Zeit wurde, verheddertes Geschirr zu entwirren, reichte sie die Zügel zurück an Dharin. »Wenn du dich ausruhen willst und mir sagen kannst, wohin ich fahren muss, übernehme ich gerne«, erklärte sie. »Aber ich will keinen Unfall verursachen.« »Auf das Angebot werde ich gern zurückkommen«, erwiderte Dharin. »Über die Arkiadera ist es einfach; in diesem Teil der Ebenen ist alles flach, und es gibt keine Flüsse. Du brauchst nur immer geradeaus zu steuern.«
Danach übernahm Maerad die Zügel mindestens einmal täglich. Je mehr sie den Schlitten führte und dabei spürte, wie das Gespann auf ihre Stimme und ihre Hände ansprach, desto mehr schrumpfte ihre Angst vor den Hunden, wenngleich sie stets sorgsam darauf achtete, sich den Tieren gegenüber respektvoll zu erweisen. Nach einigen Tagen half sie beim Füttern und war in der Lage, mit Gleichmut zu beobachten, wie sie nacheinander schnappten und die gefrorenen Fleischbrocken in Stücke rissen.
In gerader Linie maß die Strecke nach Tlon etwas unter dreihundertsechzig Meilen nach Nordwesten. Ihr Weg war etwas länger, weil Dharin den Fluss umfuhr, der sich nördlich von Murask dahin-schlängelte. Nach fünf Tagen erreichten sie Tlon, und erst da wurde Maerad bewusst, wie schnell sie reisten. Von außen betrachtet erinnerte Tlon stark an Murask. Es handelte sich um einen schneebedeckten Hügel auf den ansonsten flachen Ebenen. Für einen Blick ins Innere bot sich Maerad keine Gelegenheit. Dharin hatte genug Vorräte für eine vierwöchige Reise in den Schlitten gepackt, und er hielt lediglich an, um sich mit dem Torwächter zu unterhalten und Neuigkeiten über die Bedingungen weiter nördlich in Erfahrung zu bringen. Maerad stand dabei hinter ihm und stapfte mit den Stiefeln im Schnee. Ihr Atem bildete Eis auf dem Pelzbesatz ihrer Kapuze, als er die Glocke läutete. Sie fand, dass sie mit solchen Kleidern keiner Tarnung bedurfte; niemand hätte zu sagen vermocht, ob sie einen Mann oder eine Frau verkörperte.
Der Torwächter tauchte rasch auf und begrüßte Dharin überschwänglich und namentlich. Im Gegensatz zu den Wächtern in Murask erwies sich jener in Tlon als wahrer Quell an Auskünften. Er vertrieb sich die Zeit bei seiner eintönigen Aufgabe, indem er mit jedem redete, mit dem er konnte, wobei er Klatsch, Wetterkunde, Gerüchte und Neuigkeiten als Gegenleistung für eine halbe Stunde Plauderei anbot. Dharin kannte ihn offenbar gut, und sie unterhielten sich lange. Maerad verstand nicht, was sie sagten, weil sie Pilanel sprachen, zudem wurde ihr beim Stehen im Wind immer kälter, deshalb lief sie im Kreis herum und wirbelte den Schnee auf.
Rings um Murask war der Schnee weich und pulvrig gewesen, in Tlon erwies er sich als dichter verfestigt und härter als Erde; hier hatte es wesentlich länger geschneit als weiter südlich. Das bestätigte auch Dharin, als er sein Gespräch mit dem Torwächter beendete und zurück zum Schlitten kam, wo die Hunde angeschirrt auf dem Boden lagen und müßig nach dem Schnee schnappten, der um ihre Köpfe rieselte.
»Nok sagt, dass der Winter noch nie so früh eingesetzt hat. Um die zehn Klans sind noch nicht eingetroffen, und es herrscht Vorratsmangel. Die Klans, die aus dem Norden angereist sind, berichten von tückischen Bedingungen und weit mehr Jussack-Überfällen als in anderen Jahren.«
»Jussacks?«, sagte Maerad »Mirka hat mir von ihnen erzählt.«
»Die Pilani-Hügel wurden vor langer Zeit errichtet, lange bevor die Jussacks im Norden auftauchten. Aber bislang haben sie uns gute Dienste erwiesen«, meinte Dharin. »Damals gab es andere Feinde, die inzwischen ins Reich des Vergessens eingegangen sind. Die Pilani sind immer zu den Hügeln zurückgekehrt - um Geschichten zu erzählen, Güter miteinander zu teilen, Verbindungen zu knüpfen und für die Mittwinterfestlichkeiten. Aber seit mittlerweile vielen Jahren kehren sie auch der Sicherheit halber zurück.«
»Mirka meinte, die Jussacks greifen auf Pferden an«, warf Maerad ein. »Dann können sie im Winter doch keine Bedrohung darstellen, oder?«
»Im Sommer verwenden sie Pferde, die sie von uns
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