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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Hauptmann in Annar.
    Nicht zum ersten Mal ärgerte Hem sich darüber, wie wenig er davon wusste, was in der großen Welt vor sich ging. Vielleicht hatte dieser Untote als Spitzel für Imank gearbeitet. Es ergab Sinn, dass Imank Ränke schmieden könnte, um den Namenlosen zu stürzen: Allen Berichten zufolge war Imank ein äußerst mächtiger Hexer. Und wenn es stimmte, dass die Kinderarmee einen wichtigen Bestandteil der Strategie des Namenlosen darstellte, würde Imank genauso neugierig darauf sein wie das Licht. Und es würde erklären, weshalb in Turbansk keine Bluthunde gewesen waren: Gewiss wollte der Namenlose sie nicht Imanks Befehl unterstellen.
    Sollten die Köter demnach gegen Imank eingesetzt werden? Und inwiefern hatte Imank sich als treulos erwiesen? Indem er zum offenen Aufstand gegen den Namenlosen aufgerufen hatte? Oder ging etwas anderes vor sich? War Imank einfach zu mächtig geworden, weshalb der Namenlose beschlossen hatte, den Hexer zu zügeln, solangeer noch konnte?
    Es gab niemanden, den Hem fragen konnte. Er würde es selbst herausfinden müssen. Der Junge schulterte sein schweres Bündel: Es wurde von allen Bluthunden erwartet, dass sie ihre komplette Ausrüstung und ihren Proviant trugen. Bei Letzterem handelte es sich, wie er betrübt festgestellt hatte, vorwiegend um mit Morralin versetzte Hülsenfrüchte, eingebacken in festen Zwieback und in schmutzige Tücher gewickelt. Wie sollte er sich so ernähren? Einen letzten Raubzug in den Garten hatte er nicht gewagt, außerdem war dieser ohnehin abgeerntet worden. Die spärlichen verbliebenen Bohnen und Rüben hätten ihm wenig genützt.
    Er verdrängte das Problem, um später darüber nachzudenken, und trat mit den anderen Bluthunden hinaus. Durch einen leichten Nieselregen wirkte das Lager noch trostloser als sonst. Mit den Hundsoldaten an beiden Seiten und den Untoten vor und hinter der Kofonne begannen die Bluthunde den Marsch nach Den Raven.
    Die Bäume, von denen die Glandugir-Hügel bedeckt waren, verdichteten sich rasch, aber Hem stellte zu seiner Erleichterung fest, dass sie einer Straße folgten - eigentlich eher einem Trampelpfad -, was bedeutete, dass sie sich nicht erst einen Weg durch das Dickicht hacken mussten. Die Breite des Pfades gestattete höchstens vier Mann nebeneinander, weshalb die Reihen sich lichteten und die Bluthunde sich verwundbar fühlten. Alle drängten sich um einen Platz in der Mitte, so weit wie möglich von den Bäumen entfernt. Manchmal artete solches Gerangel sogar zu Handgreiflichkeiten aus. Es war das erste Mal, dass Hem die Bluthunde so ängstlich erlebte, und er fühlte sich dadurch nicht besser. Irc hatte Recht: Wenn er sich nach Dagra begab, bestünde für ihn so gut wie keine Aussicht auf Überleben. Und wie sollte er zurückkehren, zumal er dafür ganz Den Raven und die Glandugir-Hügel überquerten müsste? Ein paar panische Augenblicke verspürte er den heftigen Drang, in die Bäume zu flüchten; doch er biss sich auf die Lippe und sagte sich, er dürfte kein Feigling sein. Wenn Zelika sich unter den Bluthunden befand, würde er unterwegs mehr Möglichkeiten haben, sie zu finden; zudem war dies die Gelegenheit schlechthin, um in Erfahrung zu bringen, was wirklich aus den Bluthunden wurde.
    Hem versuchte, nicht an Irc zu denken. Im Licht des Sonnenaufgangs, bevor die Bluthunde aus den Betten gerufen worden waren, hatte er tollkühn versucht, noch einmal Verbindung zu dem Vogel aufzunehmen, aber er hatte nicht geantwortet. Hem konnte von seiner Position aus weder den Beginn noch das Ende der Kolonne erkennen, sogar die nächsten Hundsoldaten befanden sich fast außerhalb seiner Sichtweite. Er war froh darüber. Selbst die Bluthunde fanden die Hundsoldaten unheimlich, und das Gefühl der Verderbtheit in ihrer Nähe war so stark, dass Hem nur mit Müh und Not ein Würgen unterdrücken konnte, wenn er sich nur wenige Schritte von ihnen entfernt befand. Sie erweckten in ihm dasselbe Empfinden wie die Totenkrähen: ein Gefühl, dass etwas Entscheidendes unwiderruflich zunichte gemacht worden war. Im Lager hatte Hem die Hundsoldaten kaum wahrgenommen. Dort hatten sie die Mauern bewacht und in einer Hütte ferndes Blut-Blocks gewohnt, ein paar hundert Schritte vom Blinden Haus entfernt. Nun hingegen spürte er ihre Anwesenheit schmerzlich.
    Früher an jenem Vormittag, während des Marsches in Richtung der Glandugir-Hügel, hatte Hem einen Hundsoldaten zum ersten Mal aus nächster Nähe gesehen. Obwohl

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