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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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schillernden Farben flimmerten einlullend zwischen Licht und Schatten. Hem beobachtete ihn gebannt und nahm den genauen Augenblick nicht wahr, in dem er wieder einschlief. Er wurde von wirrem Geschrei geweckt. Ruckartig rappelte er sich auf, griff unwillkürlich nach seinem Schwert und sah sich mit vor Schlaf trübem Blick hastig um. Es herrschte schwarze Nacht. Zunächst schien die Dunkelheit so vollkommen, dass er ebenso gut hätte blind sein können: Das Feuer in seiner Nähe war erloschen. Dabei spürte er immer noch dessen Wärme: Es war, als wäre es schlagartig erstickt worden. Dann flackerte ein Untoter weiter vorne gleißend auf, als bestündesein gesamter Körper aus Blitzen, und ein Feuerschaft wölbte sich in die Bäume, warf einen wirren Abklatsch von Licht und zuckenden Schatten. Fast gleichzeitig spien zwei Hundsoldaten weiter vorn auf dem Pfad rote Flammen. Hem holte lange und zittrig Luft, blieb, wo er war, sah sich um und versuchte abzuwägen, was geschah. Die Bluthunde rings um ihn waren in Panik, schrien und rannten im Kreis, droschen aufeinander ein. Benommen taumelte er und beobachtete mit großen Augen, wie die Bluthunde schlagartig verharrten. Ihre Augen wurden ausdruckslos, und sie drehten sich in völligem Einklang nach außen der Dunkelheit zu. Sie schienen Befehlen zu folgen, die er nicht hören konnte. Geistesgegenwärtig ahmte er ihre Bewegungen nach.
    Eine Gruppe Bluthunde eines anderen Blocks griff etwas an, das er nicht erkennen konnte. Ein schauriges Geräusch hastigen Herunterschlingens schnitt durch die Finsternis, gefolgt von einem kindlichen Schrei; Hem stand wie angewurzelt da, konnte sich vor Angst nicht bewegen. Dann erklang das Geräusch knickender Aste aus einer anderen Richtung und näher bei Hem; der Blut-Block drehte sich danach um. Ein den Pfad entlang auf sie zurennender Untoter schleuderte einen weiteren Blitz, und in dessen kurzer Helligkeit erhaschte Hem, der von der vorstürmenden Gruppe der Bluthunde mitgerissen wurde, einen kurzen Blick auf eine riesige, gepanzerte Kreatur gleich einem gewaltigen Skorpion, mindestens doppelt so groß wie eine Kuh. Das Geschöpf krabbelte mit entsetzlicher Geschwindigkeit; die Spitze des Schwanzes bildete ein weißer Stachel, von dem Gift tropfte und der Unheil verkündend über dem Schädel zitterte. Während Hem hinstarrte, schlug der Schwanz wie ein Dreschflegel aus, schneller, als das Auge ihm zu folgen vermochte, und traf Spalterin. Mit einem hohen Schrei fiel sie zuckend rücklings zu Boden; Schaum stand ihr vor dem Mund. Binnen drei Herzschlägen lag das Kind still, und das Schwert glitt ihm aus der leblosen Hand.
    Keiner der anderen Bluthunde schenkte Spalterins Schicksal auch nur die geringste Beachtung. Sie schwärmten auf das Ungeheuer zu, hackten mit entfesselter Raserei auf dessen Augen und Schwanz ein. An die eigene Sicherheit verschwendeten sie keinen Gedanken. Hem befand sich dem Untier viel zu nah für seinen Geschmack: Sein innigster Antrieb war, wegzurennen, doch er fürchtete, dass dies selbst in diesem Chaos jemandem auffallen könnte. Halbherzig stach er auf die Kreatur ein, hielt sich dabei jedoch so weit wie möglich von deren Schwanz, gnadenlosen Fängen und Klauen fern. Dann schlug jemand den Stachel ab; die Kreatur bäumte sich vor Schmerzen auf und spuckte schwarzes Blut. Etwas davon bespritzte zwei Bluthunde, deren Haut sich darob sofort rötete. Die anderen drängten vor und stachen dem Ungeheuer in die Augen,das sich bald krümmte, bald streckte und mit den Klauen nach ihnen hieb. Die Bluthunde schlugen der Kreatur die Beine ab, sodass sie nicht mehr laufen konnte, dann ließen sie die noch zuckenden und kollernden Überreste einfach zurück.
    Hem spürte, wie sich ein mächtiger Druck um seine Stirn löste. Der Wille, der die Bluthunde zu solcher Raserei getrieben hatte, ließ von ihnen ab; sie standen nicht mehr unter seinem Bann. Die Bluthunde begannen, die Waffen im Gras abzuwischen, aufgeregt untereinander über die Schlacht zu plappern und sich über den beißenden Gestank des Blutes zu beschweren. Weder dem sterbenden Tier noch ihren verwundeten oder toten Kameraden schenkten sie Beachtung. Die erste Gruppe der Bluthunde hatte das andere Ungeheuer bereits erledigt; der verstümmelte Kadaver lag zuckend in der Nähe. Hem zählte rings um die verendenden Ungetüme sechs Leichname. Ein Untoter zündete mit Hexerei das Feuer wieder an, das ins Geäst über ihnen hochloderte.
    Die Bluthunde

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