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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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begaben sich anschließend in die örtliche Schänke. Diese erwies sich als größer als die letzte, die sie besucht hatten und die aus kaum mehr als einer Küche bestanden hatte, aus der eine Frau gegen ein sehr geringes Entgelt Bier verteilte. Hier besaß die Gaststätte sogar einen Namen - Thorkuls Hort - und einen eigenen Schankraum. Thorkul war gleichzeitig der Schmied des Dorfes, ein großer, freundlicher Mann mit dichtem schwarzem Haar und fülligem Bart. Hem sah, dass aus dem Kragen seines Wamses ähnlich dichte Brustbehaarung hervorlugte. Seine Muskeln, so berichtete er Saliman, waren oft praktisch, wenn die Gäste zuviel getrunken hatten.
    »Das glaube ich gern«, erwiderte Saliman höflich und begutachtete Thorkuls Körperbau. Saliman war alles andere als ein kleiner Mann, dennoch überragte Thorkul ihn deutlich. »Ich könnte mir denken, dass sich die Leute in kaum einer Schänke Annars so gut benehmen wie in der Euren.«
    »Ja, so ist es«, bestätigte Thorkul augenzwinkernd. »Und obendrein ist sie gut besucht. Ich braue ein Bier, das in diesen Gefilden berühmt ist.«
    Saliman hob seinen Krug an. »Dafür kann ich mich verbürgen«, meinte er. »Es gehört zu den besten, die ich je gekostet habe. Wenngleich ich bezweifle, dass je jemand etwas anderes sagen würde. Zumindest nicht Euch ins Gesicht.« Thorkul warf den Kopf zurück und lachte schallend, wobei er kräftige weiße Zähne entblößte, dann klopfte er Saliman herzlich auf den Rücken, sodass dieser sich an seinem Bier verschluckte. »Ihr seid allesamt Witzbolde, ihr Schauspieler!«, sagte er. »Aber es tut gut, mal zu lachen. Die vergangenen Monate war das Gerede in dieser Gegend ohnehin düster genug.«
    Saliman erlangte die Fassung wieder und lächelte. »Wir versuchen, Freude zu bereiten«, meinte er.
    Thorkul hatte allen Grund für seine gute Laune: Seine Schänke war bis unter die Dachbalken gerammelt voll mit Gästen, die durch die Gegenwart der Schauspieler angelockt worden waren, und Thorkul hatte an diesem Abend bereits ein zweites Fass angezapft. Hem schmeckte Bier nicht, deshalb blieb er bei dem Wein, den Thorkul ebenfalls anbot - Petersilie und Holunder. Er wurde von Thorkuls äußerst draller Gemahlin Givi hergestellt, die aussah, als wäre sie genauso in der Lage, mit Unruhe stiftenden Gästen zurechtzukommen, wie Thorkul selbst. Der Wein schmeckte sehr leicht, war jedoch, wie Hem nach dem ersten Becher feststellte, wesentlich stärker, als er den Eindruck machte.
    Das Beisammensein danach stellte, soweit es Hem betraf, stets den besten Teil einer Aufführung dar. Der Glanz der Schauspieler strahlte selbst auf Hem ab, und jeder war erpicht darauf, mit ihm zu reden und ihn zu Getränken einzuladen. Ebenso wurden die Leute von Irc angezogen, der auf Hems Schulter hockte und sich selbstgefällig bewundern ließ. Hem bemühte sich, den Wein sehr langsam zu trinken, da er beim letzten Mal den ganzen nächsten Tag an heftigen Kopfschmerzen gelitten hatte. Allerdings war es schwer, sich der ausgelassenen Stimmung in der Schänke zu entziehen, und auf dem Tisch vor ihm standen bereits zwei weitere volle Becher. Er schaute auf und suchte Hekibels Blick. Sie war von Bewunderern umgeben, einigen jungen Landarbeitern, die eindeutig hingerissen von ihrer Schönheit waren. Anmutig löste sie sich aus der Unterhaltung, kam herüber und setzte sich neben Hem.
    »Ich hoffe, du hast nicht vor, das alles zu trinken«, meinte sie und betrachtete die Becher.
    »Warum nicht?«, gab Hem leicht trotzig zurück.
    »Zum einen, weil du zu jung dafür bist. Zum anderen solltest du daran denken, wie schlecht es dir beim letzten Mal ging …«
    Hem schauderte. Er erinnerte sich nur allzu gut daran, und das war mit ein Grund, weshalb er kein Bier mehr trank. »Wie ich sehe, hast du einige Bewunderer«, sagte er, um auf etwas anderes zu sprechen zu kommen. »Nette Burschen«, erwiderte Hekibel. »Allerdings ist die Unterhaltung ein bisschen eingeschränkt. Um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht viel von Pflugscharen. Oder davon, wie man Gerste anbaut. Meine Mutter war Schneiderin in Narimar in Lanorial, daher habe ich nur Ahnung von Knöpfen.«
    Das Geplauder in der Schänke wurde lauter und lauter, der Raum stickiger und stickiger, bis Irc sich zu beschweren begann und Hem ihn nach draußen brachte. Mittlerweile bedauerte Hem allmählich, seinen zweiten Becher Wein ausgetrunken zu haben. Es regnete leicht und stetig, und er lehnte sich an eine Wand unter dem

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