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Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Titel: Die Pelzhändlerin (1. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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«Denk an all die vielen Dinge, die du in Florenz einkaufen kannst», sprach er weiter. «Der Anspruch deiner Kunden an dich wird größer. In Florenz wirst du Dinge erwerben können, die von den Frankfurtern heiß begehrt werden. Es gibt eine deutsche Faktorei in Florenz. Viele einflussreiche Kaufleute aus dem ganzen Land wirst du dort treffen und, wenn das Glück dir hold ist, weitere Kunden finden. Nicht nur in Frankfurt wirst du bekannt sein, nein, ganz Deutschland wird deine Pelze kaufen wollen, wenn du sie in Florenz vorstellst.»
    Sibyllas Augen leuchteten. Isaaks Argumente überzeugten sie, doch ein leiser Zweifel blieb.
    «Was werden die Leute sagen, wenn ich mit dir auf Reisen gehe und mein Geschäft anderen überlasse?»
    «Nichts. Schließlich gehst du doch wegen des Geschäftes auf Reisen. Dein Mann hat schließlich dasselbe getan, als er nach Osten aufbrach.»
    «Ich träume schon lange von Florenz», seufzte Sibylla. «Und ich würde Lucia wiedersehen, die einzige Freundin, die ich je hatte.»
    «Wir werden in ihrem Haus Unterkunft nehmen. Sie ist eine angesehene Frau in Florenz. Auch die Deutschen in der Faktorei machen mit ihr gute Geschäfte. Es gilt als große Ehre, bei ihr wohnen zu dürfen.»
    Jetzt strahlte Sibylla. Ganz fest schmiegte sie sich an Isaak, sah in sein Gesicht mit den streichelnden Augen.
    «Ich liebe dich», sagte sie, und es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie diese Worte aussprach.
    «Ich liebe dich, Isaak. Mehr, als ich es sagen kann.»
    «Ich liebe dich auch, Sibylla. Liebe dich mehr als mein Leben. Lieb und Leid in einem bist du mir. Bist mir die Luft zum Atmen, bist mir Wasser und Brot, Sonne und Regen. Ich würde sterben, müsste ich dich lassen.»

Kapitel 20
    Florenz! Die Stadt der Künste und Wissenschaften, der schönen Dinge, der Feste und Gelehrsamkeit, Heimat Brunelleschis und Botticellis, Heimat auch der Mode und des guten Geschmacks.
    Sibylla war glücklich. Hand in Hand lief sie mit Isaak Kopper von einem Ort zum anderen, über den Ponte Vecchio, auf dem die Florentiner Metzger mit ihren Verkaufsständen zu finden waren. Auch die ersten Goldschmiede hatten sich bereits hier niedergelassen, und alles deutete darauf hin, dass sie die Metzger bald verdrängen würden.
    Hinter der Brücke bogen sie nach rechts ab und gelangten zu einem großen Platz, von dem es hieß, dass die Medici hier einen Bau planten, der nicht nur sämtliche Ämter des Großherzogtums der Toskana aufnehmen sollte, sondern überdies Platz bieten würde für die umfangreichste und prächtigste Gemäldesammlung Italiens. Sogar der Name stand schon fest, obwohl der Bau noch nicht begonnen worden war: Palazzo degli Uffizi.
    Sibylla lief mit weit aufgerissenen Augen neben Isaak her, der Florenz gut kannte, und bewunderte alles, was sie sah. Auf der Piazza della Signoria, dem Dreh- und Angelpunkt des Florentiner Lebens, kauften sie Oliven und ließen sich auch etwas von dem kostbaren Öl auf ein Stück Brot, das die Italiener Ciabatta nannten, tröpfeln. Im Dom Santa Maria del Fiore staunte Sibylla mit offenem Mund über dessen gigantische Ausmaße.
    «30   000 Menschen, das ist die gesamte Bevölkerung von Florenz und doppelt so viele, wie Frankfurt Einwohner zählt, finden hier im Dom Platz. Vor fünfzig Jahren noch fanden hier auch die öffentlichen Versammlungen des Stadtparlaments statt«, erklärte Isaak.
    Doch Sibylla hörte nicht zu. Diese moderne Stadt mit ihren neuen Prachtbauten und Gärten überwältigte sie. So etwas Schönes hatte sie noch nie gesehen. Doch nicht allein die Gebäude und Parks faszinierten Sibylla. Auch die Menschen kamen ihr freundlicher, freier und fröhlicher vor als die Bewohner ihrer Heimatstadt. Keine Gasse, in der nicht von irgendwo ein Lachen oder ein Lied erklang. Kein Mädchen, das nicht ein strahlendes Lächeln im Gesicht trug. Kein Mann, der eine schöne Frau ohne Kompliment an sich vorbeigehen ließ.
    Florenz! Für Sibylla eine Stadt wie aus einem Traum. Kaum glaubte sie, was sie sah: die reich geschmückten Palazzi, die Fresken in den Kirchen, die Steinmetzarbeiten. Und immer wieder auch die wunderschönen Kleider der Frauen, in denen sich der Sommer verewigt hatte. Weich und leicht schwangen sie um die Körper, ließen Kurven erahnen, doch verhüllten im letzten Augenblick alles, was anstößig wirken konnte.
    «Die Kleider sind wie Spiele. Die florentinische Mode ist ein einziges Spiel», stellte Sibylla fest.
    «Ein Spiel womit?», fragte

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