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Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Titel: Die Pelzhändlerin (1. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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fragte sie mit leisen Zeichen von Ungeduld in der Stimme.
    Jetzt zog ein Lächeln über Theilers sonst so ernstes Gesicht. Er drückte Sibyllas Hand, die noch immer locker in der seinen lag, und sagte, ohne seine Gefühle zu verbergen: «Ja, Sibylla Wöhler, ich nehme Euch gern zum Weib.»

Kapitel 4
    Für den nächsten Abend hatte Sibylla Barbara um ein besonderes Festessen gebeten. Gebratene Hühner sollte es geben, Mandelkuchen und Bier, so viel jeder trinken mochte. Auch Martha war für diesen Abend bestellt, um Barbara in der Küche zur Hand zu gehen und mit Sibylla eine Aufstellung der Wäsche im Haus vorzunehmen.
    Heinrich schlich in der Küche herum und versuchte herauszufinden, was das alles zu bedeuten hatte. «Werden Gäste erwartet?», fragte er. Barbara schüttelte den Kopf.
    «Hat jemand Namenstag? Nein? Wozu dann der Aufwand?»
    Sie zuckte mit den Achseln. «Ich weiß es nicht, aber wir werden es noch früh genug erfahren.»
    Jochen Theiler war es, der bei Tisch das Wort ergriff.
    Er stand auf, nahm seinen Becher und stellte sich hinter Wöhlers Platz am Kopf des Tisches, der seit dessen Tod leer geblieben war.
    «Sibylla und ich werden heiraten», sagte er und hob seinen Becher. Man merkte ihm an, dass er es nicht gewohnt war, das Wort zu führen und im Mittelpunkt zu stehen. «Ich trinke auf den Fortbestand der Kürschnerei Wöhler.»
    Theiler trank, stellte seinen Becher ab und nahm nun den Platz am Kopf des Tisches ein, den Platz, der dem Hausherrn gebührt.
    «Nein!»
    Der Altgeselle spuckte dieses Wort in den Raum.
    «Nein!», schrie er erneut, sprang auf und ließ den Holzschemel hinter sich zu Boden krachen. Beide Fäuste auf die Tischplatte gestemmt, den Oberkörper weit nach vorn gebeugt, fixierte er den Junggesellen mit wutsprühenden Blicken.
    Überrascht sahen die anderen ihn an.
    «Du hast sie gezwungen, Theiler. Weißt genau, dass dies nicht üblich ist. Ungültig ist das Eheversprechen, es verstößt gegen die Regeln!», zischte Heinrich.
    Theiler schwieg. Er hielt dem Blick des Altgesellen stand.
    Schließlich sagte er: «Es gibt keine Zunftregel, die verbietet, dass die Meisterin den Junggesellen heiratet. Gezwungen habe ich sie nicht.»
    Heinrich hieb seine Faust auf den Tisch, dass die Becher, Platten und Schüsseln darauf wackelten.
    «Aber Brauch ist es, dass der Altgeselle das Vorrecht hat», schrie Heinrich. «Noch nie hat es eine Verbindung wie Eure gegeben! Verstößt sie nicht gegen die Regeln, so doch gegen Anstand und Sitte.»
    Sibylla war aufgestanden und hatte sich hinter Theiler gestellt. Barbara und Martha beobachteten das Geschehen mit ernsten Mienen.
    «Dann ist diese eben die erste ihrer Art» sagte Sibylla bestimmt. «Die Zunftregeln werden eingehalten, das allein zählt. Ich muss Euch nicht fragen, ob und wen ich heiraten will. Wem das nicht passt, der kann gehen.»
    «Nicht, Sibylla, sei still», sagte Theiler, doch es war zu spät.
    Heinrich wischte mit einer wütenden Bewegung seinen Becher vom Tisch, der auf dem Boden zerschellte. Sein Gesicht war zornesrot, auf der Stirn schwoll eine dicke Ader. Martha zog ihn am Ärmel, damit er sich setzen und beruhigen würde, doch Heinrich riss sich los und stürzte aus der Küche. Wenig später krachte die Haustür ins Schloss.
    Die anderen schwiegen. Schließlich ergriff Barbara das Wort. «Sibylla, Ihr habt Euch einen guten Mann gewählt. Es wird zwar Ärger geben in der Zunft, doch in ein paar Monaten wird auch der vergessen sein. Meinen Glückwunsch Euch beiden.»
    Martha dagegen schüttelte den Kopf. In ihrem Gesicht stand die Furcht geschrieben. «Es ist nicht gut, sich mit der Zunft anzulegen, überhaupt nicht gut. Schon gar nicht als Neuling», sagte sie leise und warf Sibylla einen vorwurfsvollen Blick zu.
    Sibylla sah sie nicht an. Seit sie im Wöhlerhaus war, wusste sie nicht mehr, wie sie mit ihrer Mutter umgehen sollte. Wie sollte sie sie ansprechen? Mutter? Nein, das war sie nicht mehr. Martha? Aber war sie denn ihre Domestikin? Auch nicht. Niemals würde sie ihr Anweisungen erteilen können. Egal, was Sibylla sagte und tat, es war falsch. Darum fühlte sie sich unwohl, wenn sie ihrer Mutter begegnete. Zu sehr erinnerte sie sich noch an früher, an die alte Luisa, die sie vergessen musste, damit sie als Sibylla leben konnte.
    «Soll ich etwa den Mann heiraten, den die Zunft mir sucht? Gleich, ob er zu mir und ins Wöhlerhaus passt oder nicht?», begehrte Sibylla trotzig auf.
    «Manchmal ist es besser, nichts

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