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Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Titel: Die Pelzhändlerin (1. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Schenkeln gesessen.»
    «Früher war früher. Seit damals hat sich einiges verändert.»
    Ebel griff nach ihr und zog sie blitzartig auf seinen Schoß.
    Sofort stand sie wieder auf, funkelte Ebel zornig an und sagte: «Ein Lüstling seid Ihr. Eure Geilheit macht selbst vor dem eigenen Patenkind nicht Halt. Ausnutzen wollt Ihr gar die Liebe, die ich für Euch empfinde.»
    Ebel schluckte. «Ihr liebt mich?», fragte er und dachte kurz an sein eigenes Weib mit den hängenden Brüsten, dem vertrockneten Schoß und dem endlosen Gekeife, das ihn Tag und Nacht verfolgte.
    Sibylla zuckte mit den Achseln und sah verschämt zu Boden, so als seien ihr diese Worte gegen ihren Willen entschlüpft. Verlegen nickte sie und murmelte leise: «Seit dem Tod meines Vaters noch inniger. Ihr seid ein Mann, Ebel, ein ganzer Kerl, zu dem man aufschauen kann. Wer kann es schon mit Euch aufnehmen?»
    Der Zunftmeister nickte. Sie hatte Recht, die Kleine, schien eines der Weiber zu sein, die auf den ersten Blick erkannten, in welchem Mann ein wahrer Hengst steckte. Sein Sohn, Gott schütze ihn, gehörte nicht dazu. Ob sie schon bei einem gelegen hatte?
    Die Geilheit machte seine Ohren taub für Sibyllas Zwischentöne. Er hörte nur, was er hören wollte, verstand den Doppelsinn der Worte nicht.
    Er griff nach ihrem Hintern, doch Sibylla entzog sich ihm, streifte dabei leicht mit ihren Brüsten über sein Gesicht.
    «Was willst du, mein Täubchen», flüsterte der Alte, dem die Lust nun die Zunge führte. «Was immer es ist, ich werde dir deinen Wunsch erfüllen.»
    «Zunftmeistersgattin will ich eines Tages werden und die Gemahlin eines Ratsherrn sein», sagte Sibylla ehrlich. Der Alte hörte wieder nur, was er hören wollte, und wünschte in diesem Moment nur eines, nämlich den raschen, sehr raschen Tod seiner Frau. Denn Ratsherr würde er bald werden, wenn alles so lief, wie er es geplant hatte. Beim nächsten Hirschessen der Ratsherren mit im Römer am Tisch sitzen und die schwere Ratskette um den Hals tragen.
    «Doch dazu müsst Ihr mir die Erlaubnis zur Hochzeit mit Theiler geben und mich zum Altar führen», gurrte Sibylla. Der Alte nickte und bewunderte noch einmal ihre Klugheit. Natürlich musste sie Theiler heiraten und nicht seinen Sohn. Wenn ihm die Alte endlich verreckte, konnte sie den Krüppel davonjagen; ein jeder würde es verstehen, zumal, wenn sie behauptete, die Behinderung würde bis zur Leibesmitte reichen. Wie aber sollte sie Zunftmeisterin und Gemahlin des Ratsherrn Ebel werden, wenn sie mit seinem Sohn, dem gesunden, kräftigen Kerl, verheiratet war? Nein, das musste man ihr lassen: Schlau war die kleine Wöhlerin, mehr als schlau. Gerissen vielleicht sogar. Doch er selbst war auch nicht dumm. Würde er am Ende gar in den Besitz des Wöhlerhauses und des Weibes mit dem Prachthintern kommen, ohne einen einzigen Heller dafür zu zahlen?
    Er geriet ins Träumen. Was mit solch einem jungen Weib noch alles möglich war. Der Neid der anderen wäre ihm sicher. Dazu die Werkstatt. Was könnte man daraus alles machen! Mit Abstand der größte Kürschner in der Stadt wäre er, hätte er auch noch das Wöhlerhaus.
    «Du hast Recht, Täubchen», sagte er. «Es gibt Gesichtspunkte, die ich wohl außer Acht gelassen habe.»
    Er leckte sich mit der Zunge über die Lippen. «Hab ja nicht wissen können, wie es in dir aussieht, Sibylla.»
    Sibylla schlug die Augen nieder und kicherte leise.
    «Werdet Ihr mich also zum Altar führen?»
    «Gewiss, gewiss. Die neue Lage verlangt es. Dem alten Wöhler muss Ehre erwiesen werden, die Zunft braucht Eintracht, ich bin dein Pate – alles gute Gründe, die jeder verstehen wird.»
    «Gut», sagte Sibylla, «jetzt lasst uns über den Zobel reden», und holte einen mit Gulden gefüllten Beutel hervor. «Euer Lager hängt voll, Pate. Ihr habt mehr Zobel, als Ihr bis zur nächsten Messe verarbeiten könnt. Zu dicht hängen die Pelze, sind gutes Mottenfutter. Ich kaufe Euch einige Stücke für ein paar symbolische Gulden ab, und zum Dank dürft Ihr Theilers Meisterstück behalten. Ein gutes Geschäft, Pate, wie ich es einzig Euch anbiete, obgleich sich wohl jeder die Finger danach lecken würde: Ihr gebt die Rohware und bekommt dafür ohne Aufpreis und Gerbkosten einen herrlichen Zobelmantel, spart Zeit und Arbeitslohn obendrein. Ihr wisst selbst, dass Theiler ein guter Handwerker ist, der viel Geschick für Pelze hat. Mehr Geschick als andere. Man sagt sogar, einen besseren Kürschner als ihn gäbe

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