Die Perfekte Braut
ist wohl nie der Gedanke gekommen, dass ich höllische Gewissensqualen auf mich genommen habe, um an diese Informationen zu gelangen? Ich musste eine Vollmacht meines Vaters fälschen, den Bankmanager hinters Licht führen und dann Vaters absolut private Papiere durchsuchen.«
»Aber ohne das alles wäre euer Fall verloren«, hob er hervor. »Was sein muss, muss sein, meine Liebe.« Er tippte wieder auf die Papiere. »Ich verspreche, dass der Earl of Barclay sich angesichts dieser Beweise im Zeugenstand drehen und winden wird wie ein Wurm. Dann wirst du feststellen, dass die unappetitlichen Methoden, zu denen du greifen musstest, sich gelohnt haben.«
»Die Beweise sind also ausreichend?« Prudence sah ihn scharf an.
»Ich denke schon.« Er legte die Papiere beiseite. »Und sie sind gerade noch rechtzeitig aufgetaucht. Das Verfahren wurde nämlich auf morgen in zwei Wochen festgesetzt.«
»In zwei Wochen schon!«, rief sie aus. »Werden wir bis dahin denn fertig?«'
»Wir müssen. Ich baue darauf, dass du bis dahin deine französische Nummer beherrschst.«
»Wenigstens hat die Gegenseite dann nicht noch mehr Zeit zum Herumschnüffeln«, murmelte Prudence halb vor sich hin. Ihr Magen schien Purzelbäume zu schlagen - keine gute Reaktion auf getrüffelte Eier und eine Wachtel.
Gideon beobachtete sie sekundenlang, da er ihre Reaktion ahnte. Aus einer fernen Bedrohung war nun allgegenwärtige Realität geworden. Kein Wunder, dass sie ein wenig grün aussah. Er stand auf. »Komm her. Den ganzen Abend schon möchte ich dich küssen.«
»Du warst zu beschäftigt, um an Küsse zu denken«, erwiderte sie, ließ es aber zu, dass er ihr Gesicht anhob.
»Es gibt, wie ich dir schon sagte, einen passenden Zeitpunkt und Ort für alles. Jetzt ist die Zeit für Küsse gekommen.« Er strich mit den Lippen sanft über ihren Mund und neckte sie, indem er mit seiner Zunge ihre Mundwinkel berührte.
Einen Moment bevor sie im Duft seines Kusses, im Geschmack seiner Zunge und dem festen und doch schmiegsamen Gefühl seiner Lippen versank, zog Prudence den Kopf zurück. »Nein, Gideon. Ehe wir uns vertiefen... was sollen wir wegen des Briefes an Tbe Mayfair Lady tun, in dem man uns Informationen für das Verfahren anbietet? Die Zeit drängt. Sollen wir darauf antworten?«
Er sah mit gefurchter Stirn auf sie hinunter, noch immer ihr Kinn umfassend. Dann schüttelte er wie resigniert den Kopf und sagte: »Ich vermute einen Trick dahinter.«
»Aber angenommen, es ist echt ? «
»Du musst tun, was dir am besten erscheint.«
»Das ist nicht sehr hilfreich«, erwiderte sie und trat zurück. »Ehe wir zu anderen Dingen übergehen, brauche ich eine Antwort, die mir weiterhilft.«
Gideon stöhnte auf. »Wie kann es mir nur eine wahrhaftige Lysistrata angetan haben?«
Angetan haben? Prudence stützte die Hände aneinander und drückte die Fingerspitzen an den Mund. Keine Ursache, durch eine solche Feststellung beunruhigt zu sein, sagte sie sich. Natürlich gehörte er nicht zu der Sorte Mann, die mit jeder Frau, die ihnen über den Weg lief, in Liebestaumel verfiel. Ebenso wenig wie sie eine Frau war, die mit jedem beliebigen Mann ins Bett ging. Zwischen ihnen war eine besondere Anziehungskraft spürbar. Zumindest eine, wie sie zwischen Gegensätzen herrschte. Es war albern, mehr dahinter zu vermuten.
»Gib mir eine Antwort«, forderte sie.
»Ich würde den Brief nicht mit der Feuerzange anrühren. Es lohnt das Risiko nicht. Selbst wenn er echt sein sollte und Informationen enthielte, brauchen wir sie nicht«, sagte er scharf. »Könnten wir jetzt zu dem Punkt zurückkehren, an dem wir waren?«
»Ja, Sir. Zu Diensten, Sir.« Prudence kam in seine Arme und legte ihm die ihren um den Hals, als sie ihr Gesicht fordernd anhob. Sein Mund lag herrlich hart auf dem ihren, seine Lippen schlössen sich erst, um sich dann zu öffnen und ihre auseinander zu drücken, als seine Zunge tief in ihren Mund vorstieß und heiße Wollust ihren ganzen Körper durchströmte. Jener Teil ihres Verstandes, der noch der Vernunft zugänglich war, sagte ihr, dass dies ein Ende haben musste. In Gideons Haus, in dem oben seine Tochter schlief, konnte es keine logische Folge dieses Kusses geben, doch war sie jetzt zu hungrig, um sich über die unausweichliche Ernüchterung Gedanken zu machen.
Das Pochen des Türklopfers, laut und fordernd, unterbrach Intimität und Leidenschaft. Gideon hob den Kopf, zog die Stirn kraus und fuhr sich mit der Hand durch sein
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