Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
war doch für Prudence kein Grund, gleich von Beherbergung und Unterhaltung hilfloser Frauen zu reden.
    So voreingenommen und ärgerlich war keine der Frauen, die er kannte. Im Vergleich zu ihr erschien ihm Harriet geradezu friedfertig. Mit einer Frau zusammenzuleben, die man die meiste Zeit nicht ausstehen konnte, war keiner Erwägung wert. Bis auf die Tatsache, dass der Rest der Zeit... und vielleicht war es ja auch nicht die meiste Zeit. Und außerdem, woher war die Idee gekommen, mit ihr zusammenleben zu wollen?
    Mit einer halblauten Verwünschung zog er Papier und Federhalter an sich. Er war ihr Verteidiger und im Moment sonst gar nichts. Mehr wollte er gar nicht sein.
    »Was sagt er?«, fragte Chastity ein wenig zögernd, nachdem ihre Schwester ungebührlich lange für das Lesen eines aus nur einer einzigen Seite bestehenden Briefes gebraucht hatte. »Er ist von Gideon, nicht wahr?«
    Prudence zerknüllte den Umschlag und warf ihn auf den Tisch in der Halle. »Ja«, sagte sie. »Nur Einzelheiten über den Prozess.«
    »In diesem Fall... dürften wir sehen?«, fragte Constance und drehte sich vor dem Spiegel um, vor dem sie sich, im Gehen begriffen, ihren Hut aufgesetzt hatte.
    »Gewiss«, sagte ihre Schwester achselzuckend. »Es enthält nichts Persönliches. Er geht zwar nicht so weit, mich mit Miss Duncan anzureden und mit Malvern zu unterschreiben, aber persönlicher wird er nicht.« Sie reichte ihr den Brief.
    »Das ist gut, oder?«, fragte Chastity so zögernd wie zuvor.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Prudence ein wenig gereizt. »Wie vereinbart, ist alles rein sachlich.«
    Constance. versagte sich einen Blick zu Chastity, da die im Moment sehr empfindliche und dünnhäutige Prudence diesen womöglich bemerkt hätte. Hätte man Constance nach ihrer Meinung gefragt, dann hätte sie sicher gesagt, dass ihre Schwester wahnsinnige Angst hatte. Und zwar nicht vor dem Gerichtsverfahren. Aber niemand hatte sie nach ihrer Meinung gefragt.
    Sie überflog den Inhalt des Schreibens. »Wenn man die Juristensprache übersetzt, sieht es vielversprechend aus«, meinte sie. »Barclays so genannte Gesellschaft besaß keine gesetzliche Grundlage und daher auch nicht das Recht, Zahlungen von
    Vater zu fordern. Gideon bringt hier zum Ausdruck, dass er zuversichtlich ist, Barclay im Zeugenstand ordentlich zusetzen und ihm ein Geständnis entlocken zu können.« Sie reichte den Brief an Chastity weiter.
    »ja, das war auch mein Eindruck«, stimmte Prudence ihr zu.
    Chastity blickte vom Brief auf. »Bis zum Prozesstermin schlägt er keine Zusammenkunft mehr vor. Brauchst du nicht mehr Vorbereitung, Prue?« Sie sah ihre Schwester ängstlich an.
    Prudence schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja, was er möchte, er hat es ja klar zum Ausdruck gebracht. Eine warmherzige, sympathische Frau, die an Herz und Verstand von zwölf Geschworenen appelliert und absolut davon absieht, sie auch nur im Mindesten zu verstimmen. Ich werde mit den Wimpern klimpern und viele O-lä-läs und Oui, monsieurs von mir geben.«
    »Man wird hinter dem Schleier nicht sehen, wenn du klimperst«, wandte Chastity ein.
    »Nein. Aber ich werde mit den Händen auf typisch gallische Art gestikulieren und ein parfümiertes Taschentuch schwenken, wenn ich den Eindruck erwecken möchte, dass mich die Fragen aufwühlen.«
    »Um glaubwürdig zu wirken, wirst du ohne Entrüstung nicht auskommen«, gab Constance zu bedenken.
    »Ach, die überlasse ich Gideon«, sagte ihre Schwester und ging zur Treppe. »Zu seiner Rolle gehört es, Gift und Galle zu spucken, während ich lieb und brav sein soll.« Sie drehte sich auf der untersten Stufe um. »Ich darf nicht als verbitterte, reizbare, männerfeindliche alte Jungfer erscheinen.« Dann ging sie die Treppe hinauf, ehe ihre Schwestern sich gefasst hatten und mit einer entsprechenden Antwort reagieren konnten.

18
    »Du bist aber heute früh auf den Beinen, Vater«, bemerkte Prudence, als sie das Frühstückszimmer betrat. Ihr Vater saß korrekt gekleidet bereits am Frühstückstisch und hatte, nach seinem leeren Teller zu schließen, soeben seine Mahlzeit beendet.
    Lord Duncan sah seine Tochter ein wenig gereizt an. »Hast du vergessen, dass heute der erste Tag von Barclays Prozess ist? Ich soll heute Morgen vor Gericht erscheinen.«
    »Ach ja«, sagte Prudence beiläufig und ging ans Sideboard. »Das hatte ich vergessen.« Sie warf einen Blick auf den Teller mit Kedgeree, einem indischen Reisgericht, und ihr bereits

Weitere Kostenlose Bücher