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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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nie hatte jemand gewagt, so zu ihr zu sprechen.
    Sie drehte sich zur Tür um und riss sie auf. Nicht einmal Sir Gideon Malvern, Kronanwalt, durfte sich das erlauben.
    Der Teesalon des Fortnum war von leisem Stimmengewirr erfüllt. Chastity und Constance saßen beim Tee und beobachteten durch die hohen schmalen Fenster, wie die Passanten über den Piccadilly von Eingang zu Eingang hüpften, als der dünne, stetige Nieselregen sich zu einem soliden Guss steigerte.
    »Ich möchte zu gern wissen, wie es ihr ergangen ist«, murmelte Chastity zum wiederholten Mal. »Ich bringe diese Makrone nicht hinunter, und ich liebe Makronen.«
    »Indem du dir etwas versagst, ist Prue nicht geholfen, und es ändert auch nichts am Ausgang des Gespräches«, wandte Constance ein und nahm ein Gurkensandwich vom Teller auf dem Tisch. »Überlegen wir lieber, wie wir für Dottie Northrop einen Mann finden. Hast du schon eine Idee, wie man sie hinsichtlich ihrer Aufmachung taktvoll beraten könnte?«
    Chastity war die Ablenkung willkommen. Sie kramte in ihrer Tasche und holte ein Blatt Papier hervor. »Ich halte es für das Beste, in dem Brief ein paar Tipps zu geben.« Sie reichte das Blatt über den Tisch. »Ich habe ihr vorgeschlagen, sich für nächsten Mittwoch den Besuchsnachmittag am Manchester Square 10 vorzumerken. Dort solle sie ersuchen, mit Sir Alfred Roberts bekannt gemacht zu werden, der für sie vielleicht eine passende Partie sein könnte.«
    »Und wie bringen wir Lord Alfred dazu, dass er kommt?«, fragte Constance. »Er ist wie Vater eher ein Klubmensch. Ich kann ihn mir nicht vorstellen, wie er, eine Teetasse in der Hand, mit Leuten wie Lady Winthrop oder Mary und Martha Bainbridge plaudert.«
    »Vater wird ihn mitbringen«, erklärte Chastity mit zufriedener Endgültigkeit. »Ich habe ihn bereits darum ersucht. Ich sagte, wir würden an unseren Mittwochnachmittagen ein paar interessantere Leute brauchen, und da Lord Alfred ein guter Freund von Mutter war und wir den Eindruck haben, dass er ziemlich einsam ist, würden wir ihn zu gern bei uns sehen.«
    Constance lachte. »Und was sagte Vater?«
    »Erst hat er ein wenig herumgestottert, meinte dann aber, wenn er es recht bedenke, wäre Alfred in letzter Zeit längst nicht mehr so agil und hätte vielleicht wirklich ein wenig Aufmunterung nötig. Er versprach, ihn mitzubringen. Solange wir mehr als Tee anbieten können«, setzte sie hinzu und löffelte Zucker in ihre Tasse.
    »Das lässt sich einrichten. So, und jetzt brauchen wir eine taktvolle Andeutung in Sachen Dotties Dekolletee und die Unmengen Gesichtspuder, die sie verwendet.«
    »Ach, das ist erledigt. Im letzten Absatz«, murmelte Chastity sehr unelegant mit dem Mund voller Makronen. Sie deutete mit dem Finger auf das Blatt Papier, das ihre Schwester in der Hand hielt.
    Constance las die betreffende Stelle und brach in schallendes Gelächter aus. »Ach, Chas, du verstehst dich wirklich darauf. Einfach unübertrefflich! >Der in Frage kommende Gentleman ist ziemlich altmodisch und Frauen gegenüber schüchtern, weshalb The Mayfair Lady empfiehlt, zum ersten Kennenlernen ein sehr dezentes Kleid zu wählen. Die Redaktion ist überzeugt, dass Lord Alfred Roberts mit sanftem Verständnis und ein wenig Ermunterung bald seine Zurückhaltung aufgeben und sich als wunderbarer Partner erweisen wird, der alle Freuden, die das Leben und die Gesellschaft bieten, genießen wird.<«
    »Ich wusste, dass es gut gelungen ist«, sagte Chastity befriedigt. »Und je länger ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich, dass die beiden ein ideales Paar abgeben werden. Sie ergänzen einander, wenn du weißt, was ich meine. Ach, lach nicht, Con.« Sie fing selbst an zu lachen und verschluckte sich fast an einem Kuchenkrümel.
    Constance neigte sich vor, um ihr auf den Rücken zu klopfen. »Prue wird von diesem Brief begeistert sein.« Gemeinsam drehten sie sich um und warfen einen Blick aus dem Fenster in der Hoffnung, eine Droschke zu sehen, die ihre Schwester am Gehsteigrand absetzte.
    Gideon wäre fast aufgesprungen, so sehr erschrak er über die überstürzte Rückkehr seiner Besucherin. Aber dies war nicht die Frau, die er vor einigen Minuten so entschieden aus seinem Büro gewiesen hatte. Die äußere Erscheinung war zwar unverändert, doch die Ausstrahlung war eine ganz andere. Diese Frau knisterte wie frisch entfachtes Feuer. Ihre Augen konnte er hinter den dicken Gläsern noch immer nicht erkennen, doch vermeinte er fast,

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