Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
herablassenden Tones und erwiderte ruhig: »Das freut mich zu hören, Sir Gideon. Wer möchte sich schon von einem Verteidiger vertreten lassen, der sich durch persönliche Vorlieben von der Wahrheit abbringen lässt.«
    Sein Blick war plötzlich hinter den Lidern verborgen, seine Züge waren ausdruckslos, sodass sie keine Ahnung hatte, ob sie ihn getroffen hatte oder nicht. War dies das Gesicht, das er im Gerichtssaal zur Schau trug? Das nichts verriet? Wenn ja, dann war es eine sehr wirksame Waffe. Sie widerstand der Versuchung, das Schweigen mit einer banalen Bemerkung zu brechen.
    Schließlich stand sie auf. »Verzeihen Sie, aber wenn Sie sich nicht setzen, Sir Gideon, ziehe auch ich es vor, unser Gespräch im Stehen zu führen.«
    Seine Miene blieb unverändert, seine Augen waren immer noch hinter den halb gesenkten Lidern verborgen. Doch deutete er wieder auf den Stuhl und sagte: »Bitte.« Und setzte sich selbst hinter den Tisch, wobei er leicht auf den Artikel in der aufgeschlagenen Zeitung tippte.
    »Haben Sie das geschrieben, Miss Duncan, oder eine Ihrer Schwestern?«
    »Meine ältere Schwester. Aber das tut nichts zur Sache, wir sind alle beteiligt.«
    Er lächelte. »Alle für eine und eine für alle. Die drei Musketiere, in den Straßen Londons zu neuem Leben erwacht.«
    Prudence krümmte die Finger in die Handflächen, froh, dass sie nichts Passendes sah, das sie ihm an den Kopf hätte werfen können. Sie sagte kein Wort und hielt ihm mit ausdrucksloser Miene stand, wohl wissend, dass er dank ihrer Brille - die ihr ausnahmsweise einmal sehr gelegen kam - die Wut und Enttäuschung in ihrem Blick nicht sehen konnte.
    »Was wollen Sie und Ihre Schwestern von mir, Miss Duncan?« Sein Ton, noch immer ruhig, kühl und wohltönend, war dennoch unüberhörbar schärfer.
    »Wir möchten, dass Sie The Mayfair Lady gegen Lord Barclays Verleumdungsklage vertreten.« Trotz Arger und Enttäuschung verspürte Prudence Erleichterung, dass endlich die Katze aus dem Sack war. Vielleicht war es ein Problem für ihn, beruflich mit Frauen Umgang zu haben, doch wenn sie sofort zum Kern der Sache kam und ihn auf die Beweislage verwies, mit der er sich ja inzwischen vertraut gemacht haben musste, würden seine Vorurteile schon schwinden.
    Minutenlang sagte er nichts und hielt den Blick auf die Zeitung gerichtet. Dann schaute er auf und faltete die Hände auf dem Blatt. »Sehen Sie, Miss Duncan, das kann ich beim besten Willen nicht. Nach der Lektüre dieses Artikels - ein empörendes, bösartiges Machwerk, geeignet, den Klatschmäulern Material zu liefern - gilt dem Earl mein aufrichtiges Mitgefühl. Den Verfasserinnen gebührt die Strafe des Gesetzes. Wäre ich der Ankläger, würde ich das volle Strafmaß fordern und nicht ruhen, bis dieses...«, er fegte mit der Hand verächtlich über das Papier, »...dieses Klatschblatt verboten wird.«
    Er stand wieder auf. »Verzeihen Sie meine Offenheit, Miss Duncan, doch es gibt Fakten, die Sie und Ihre Schwestern offenbar nicht erfasst haben. Frauen sind nicht befähigt, sich auf Kämpfe dieser Art einzulassen. Es handelt sich um eine emotionsgeladene, unbedachte Attacke gegen einen Peer, mit der Absicht, ihn in eine überaus peinliche Lage zu bringen, was nun ja auch der Fall ist. Er hat Anspruch auf finanzielle Entschädigung für die erlittene Unbill, die ihm durch diesen Rufmord zugefügt wurde. Ich schlage vor, dass Sie und Ihre Schwestern in Zukunft dem Klatsch in Gesellschaft frönen und auf Tinte und Feder verzichten.«
    Er kam hinter dem Tisch hervor, während Prudence momentan wie betäubt sitzen blieb.
    »Wenn Sie mich entschuldigen, Miss Duncan, ich habe Schriftsätze vorzubereiten.« Er ging an die Tür und machte sie auf. »Thadeus, begleiten Sie die ehrenwerte Miss Duncan hinunter.«
    Benommen erhob sich Prudence und ließ sich nach einem flüchtigen Händedruck aus dem Büro hinausbugsieren. Wenig später stand sie im Nieselregen vor der geschlossenen Tür zu Sir Gideons Kanzlei.
    Sie warf einen Blick auf ihre Taschenuhr. Es war kaum zwanzig nach vier. Weniger als dreißig Minuten, und man hatte ihr wie einem dummen Schulmädchen die Leviten gelesen und sie hinauskomplimentiert. Max hatte ihr nahe gelegt, die Initiative zu ergreifen, und sie hatte es zugelassen, dass ihr die Situation entglitt. Noch immer vermeinte sie, die Stimme des Verteidigers zu hören, diese so ruhige, aber klare Stimme, mit der er ihr diese beleidigende, herablassende Strafpredigt hielt. Noch

Weitere Kostenlose Bücher