Die Perfekte Braut
gleich die Erklärung.
»Eine brillante Idee, Prue!«, rief Chastity aus. »Und was für ein Frauentyp würde zu ihm passen?«
Ihre Schwester stieß ein kurzes Lachen aus. »Besser gesagt, was für ein Frauentyp würde es mit ihm aufnehmen? Er würde euch nicht gefallen, das kann ich euch sagen. Arrogant, eingebildet, herrisch, rüde.« Sie zuckte mit den Achseln. »Das alles trifft auf ihn zu.«
»Und es ist seine Gewohnheit, Frauen zu packen und sie gegen ihren Willen zu küssen«, bohrte Constance weiter.
»Er hat dir doch nichts angetan?«, fragte Chastity besorgt.
Ihre Schwester schüttelte den Kopf und bemühte sich um ein beruhigendes Lächeln. »Nur meinem Stolz. Ich kann es nicht ausstehen, wenn ich grob angefasst werde. Ich wünschte, ich hätte ihn geohrfeigt, nur hat er mich so überrumpelt, dass ich ihn bloß anstarren konnte wie einen Fisch, der am Haken zappelt.«
»Ist er wirklich so schlim m ?«, drängte Chastity. »Ist er wenigstens attraktiv? Oder irgendwie interessant?«
Prudence runzelte die Stirn. »Versteh mich nicht falsch, Con, aber er erinnert mich an Max, wie er anfangs war. Für dich war er damals der denkbar arroganteste, unverschämteste Kerl.«
»Zuweilen bin ich jetzt noch dieser Meinung«, gab ihre Schwester zurück. »Doch überwiegen seine guten Eigenschaften bei weitem. Außerdem«, setzte sie mit brutaler Offenheit hinzu, »bin ich selbst kein Engel. Die richtigen Umstände vorausgesetzt, kann ich genauso abscheulich sein. Das macht uns zu einem guten Gespann.« Sie lachte leichthin. »Sicher muss dieser Sir Gideon auch gute Eigenschaften besitzen.«
»Bis jetzt konnte ich noch keine entdecken«, erklärte Prudence. »Ich finde ihn grässlich, doch halte ich ihn für einen brillanten Juristen, und das ist alles, was uns angeht. Ich muss nur trachten, mir meine Antipathie nicht allzu deutlich anmerken zu lassen.«
Chastity warf ihrer Schwester einen gewitzten und nachdenklichen Blick zu. War aus Prues Ton eine Andeutung von Ü berreaktion herauszuhören? »Glaubt er, dass wir vor Gericht eine Chance haben?«, fragte sie.
»Zunächst sagte er, wir hätten nicht die geringsten Chancen, weil wir nicht als Zeugen aussagen wollen.«
Es machte sich Schweigen breit, als sie den vollen Umfang des Problems überdachten. »Ich sehe ein, dass es schwierig ist«, sagte Constance schließlich. »Gibt es denn keinen Ausweg?«
»Er muss wohl Ideen haben, sonst würde er sich nicht mit uns abgeben«, betonte Chastity.
Constance sah Prudence mit hochgezogenen Brauen an. »Du sagtest zunächst. Dann hat er wohl seine Meinung geändert. Kennst du den Grund?«
»Eigentlich nicht«, sagte ihre Schwester. »Vielleicht hat sich meine Hartnäckigkeit ja bezahlt gemacht. Oder ich habe ihn zermürbt.« Sie zuckte mit den Achseln. »Was immer der Grund sein mag, er war dann einverstanden. Wir haben, was wir wollten.« Sie fragte sich, warum ihre wütende Reaktion auf seinen Kuss ihn nicht im mindesten verwirrt hatte. Ganz im Gegenteil, er hatte über ihre Entrüstung nur gelacht. Hassenswerter Kerl.
Sie lehnte den Kopf an die Rücklehne des Sofas und gähnte. »Ich bin total fertig, und wir müssen gleich morgen in aller Frühe einen klaren Kopf haben.« Stöhnend stand sie auf. »Wir müssen unseren ganzen Verstand zusammennehmen. Unser Verteidiger beherrscht alle Finten und kündigte bereits an, dass er uns sehr persönliche Fragen zu stellen gedenkt.«
»Ich nehme an, du hast ihm nicht zu verstehen gegeben, dass wir zurückschlagen, wenn jemand unsere Grenzen überschreitet«, sagte Constance, die mit ihrer Schwester aufstand.
»Ich dachte, das soll er ruhig selbst herausfinden«, erwiderte Prudence und rang sich ein Lächeln ab. »Frühstück um sieben? Ich muss Jenkins eine Notiz hinterlassen.« Sie ging an den überladenen Sekretär, kritzelte ein paar Worte auf einen Zettel und steckte diesen unter Prudences leeren Kognakschwenker, damit der Butler ihn gleich am Morgen fand.
»Also, auf und los.« Constance hängte sich bei ihren Schwestern ein, bis sie sich an ihren jeweiligen Türen trennten.
8
Constance erwachte nur wenige Stunden später im Morgengrauen. Sie war sich nicht sicher, was sie geweckt hatte, bis sie hörte, wie die Tür mit einem Klicken geschlossen wurde. Verschlafen blinzelte sie ins Halbdunkel und lächelte. Während sie sich aus den Kissen hochkämpfte, strich sie sich das Haar aus den Augen.
»Guten Morgen, Max. Ich nehme an, dass es Morgen ist. Warum
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