Die Perfekte Braut
Schwierigkeit zu stellen. Er spürte, dass er Gegenstand wortloser Musterung und Abschätzung von Seiten Constances und Chastitys war, und fragte sich, was Prudence ihnen wohl über den vergangenen Abend erzählt hatte. Prudence selbst verriet nichts. Ihre Miene war gefasst und ernst.
»Guten Morgen, Sir Gideon«, sagte sie förmlich. »Darf ich Ihnen meine Schwestern vorstellen.«
»Lassen Sie mich raten.« Er kam hinter dem Tisch hervor und streckte Constance die Hand entgegen. »Mrs. Ensor, ich freue mich, Sie kennen zu lernen.«
Constance ergriff seine Hand mit festem Druck. »Ich frage nicht, wie Sie es erraten haben.«
Er lächelte nur und wandte sich an Chastity. »Miss Chastity Duncan.«
»Das bin ich«, sagte Chastity, deren Händedruck ebenso entschlossen war wie jener ihrer ältesten Schwester. »Sehe ich zwei Jahre jünger aus als Constance?«
»Auf so trügerisches Terrain möchte ich mich lieber nicht begeben«, erwiderte er und bot den Damen mit einer Handbewegung Platz an. »Bitte, setzen Sie sich.«
Sie saßen ihm im Halbkreis gegenüber, kühl und gefasst, die Hände im Schoß. Alle drei hatten grüne Augen, wie er ein wenig zerstreut bemerkte. Prudences Augen waren heller als die ihrer älteren Schwester, während Chastitys Augen braune Lichtpünktchen in ihren Tiefen bargen. Ebenso war es mit ihrem Haar - drei verschiedene Rotschattierungen.
Herrgott! Was für einen Eindruck sie im Zeugenstand machen würden.
Er räusperte sich. »Mrs. Ensor, soviel ich weiß, sind Sie die Autorin des rufschädigenden Artikels.«
»Des fraglichen Artikels«, stellte sie richtig. »Ich hielt und halte ihn nicht für rufschädigend.«
»Dennoch fühlte Lord Barclay sich beleidigt.«
»Manche Menschen fühlen sich durch die Wahrheit beleidigt.«
»Ja, ganz unerklärlich«, bemerkte er und griff zu der betreffenden Nummer von The Mayfair Lady. »Schwer vorstellbar, warum jemand sich beleidigt fühlt, wenn er öffentlich als Wüstling, als Verführer junger Mädchen, als Betrüger, Dieb und Schwindler angeklagt wird.« Er legte das Blatt beiseite und sah die Schwestern an, die seinem Blick unbeirrt kaltblütig begegneten.
»Ich dachte, das hätten wir bereits gestern besprochen«, sagte Prudence. »Ebenso den Punkt, dass keine von uns allein die Verantwortung für die Verleumdungsklage trägt. Wir alle sind zu gleichen Teilen schuldig. Angeklagt ist The Mayfair Lady , eine gemeinsame Publikation der Duncan-Schwestern.«
»Sie machen mir meine Aufgabe nicht leichter.«
»Wir wollen sie nicht schwieriger machen, als unbedingt nötig«, erwiderte Prudence angespannt. »Unsere Meinung von Lord Barclay kommt in dem Artikel klar zum Ausdruck. Würden wir den Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen anzweifeln, hätten wir sie nie erhoben.« Sie sah ihre Schwestern an und merkte, dass diese ihr die Führung überließen. Ebenso merkte sie, dass sie trotz ihrer äußerlichen Ruhe sehr wohl spürten, wie nun Sir Gideon Malverns schroffe und herrische Seit e immer deutlicher zutage trat. "
Wieder warf Gideon einen Blick auf das Papier. »Ja, es ist unbestritten, dass Sie sich für Ihre unterdrückten Mitschwestern einsetzen. Ich nehme an, dass Ihnen auch das Stimmrecht für Frauen ein Anliegen ist.«
»Was haben unsere politischen Ansichten mit dem Fall zu tun?«, wollte Prudence wissen.
Er blickte sie an. »Die Geschworenen bringen dafür vielleicht kein Verständnis auf.«
»Und wir sind auf eine verständnisvolle Jury angewiesen«, warf Constance ein.
»Also offen gesagt - ich glaube, dass diese sehr schwer zu finden sein wird.«
Chastity beugte sich auf ihrem Stuhl vor. »Sir Gideon, ist Ihre finanzielle Lage so verzweifelt, dass die geringste Chance, achtzig Prozent der Entschädigung zu bekommen, für Sie als Motivation ausreicht, einen Fall anzunehmen, an den Sie nicht glauben?«
Wenn Chastity - selten genug - in Rage geriet, übertraf sie ihre beiden Schwestern bei weitem. Prudence und Constance wechselten einen raschen Blick, sagten aber nichts.
Gideons Nasenflügel blähten sich kurz, dann erwiderte er: »Ich dachte, Ihr Kontaktservice würde als Gegenleistung für meine Dienste eine passende Frau für mich suchen.« Sein geringschätziger Ton sprach Bände.
»Für diesen Fall werden Sie sich angenehmerer Manieren befleißigen müssen«, stellte Prudence fest. »Wir können keine Wunder wirken.«
»Ich auch nicht, Miss Duncan.« Betont lässig griff er nach dem silbernen Zigarettenetui auf dem
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