Die Perfekte Braut
Forschungsarbeit.«
Gideon nickte. »Ja, natürlich. Forschungsarbeit.« Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
»Danke für Ihre Hilfe, Miss Duncan«, sagte Sarah höflich. Sie verschwand rücklings durch die Tür und fragte, ehe sie diese schloss noch: »Wirst du außer Haus essen, Daddy?«
Er riss den Blick von Prudence los, die wieder Platz genommen hatte und angestrengt in die nunmehr totale Finsternis vor dem Fenster hinaussah. »Offensichtlich nicht«, sagte er. »In einer Stunde komme ich hinauf und sage dir gute Nacht.«
Sarah knickste kurz. »Gute Nacht, Miss Duncan. Nochmals danke für Ihre Hilfe.«
Prudence lächelte. »Diese Übung war ein Vergnügen. Gute Nacht, Sarah.«
Nachdem sich die Tür hinter dem Mädchen geschlossen hatte, bemerkte Gideon: »Sie sind also Expertin für englische Literatur.«
»Das sind wir Schwestern alle«, sagte Prudence. »Wir haben diese Leidenschaft von unserer Mutter geerbt, sie sozusagen mit der Muttermilch eingesogen.«
Er nickte und stand auf, um die schweren Samtvorhänge zuzuziehen und die Nacht auszuschließen. »Sarah ist mathematisch besonders begabt. Außerdem spielt sie Flöte.«
»Musik und Mathematik sind Talente, die sich oft ergänzen«, bemerkte Prudence. »Sie scheint eine sehr eifrige Schülerin zu sein. Das erinnert mich an einige Fragen, die ich Ihnen stellen muss.« Sie öffnete ihre Handtasche und zog ihr Notizbuch heraus. »Wir waren heute dabei, eine Liste möglicher Heiratskandidatinnen für Sie zusammenzustellen. Ein oder zwei Punkte würden wir gern noch mit Ihnen klären.«
Gideon kehrte zu seinem Sessel zurück. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und zog die Brauen hoch. Um seinen Mund legte sich ein Ausdruck, der wenig ermutigend war. »Ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass ich für Ihren Fall nur wenig Zeit erübrigen kann, Miss Duncan. Wenn Sie einen Teil dieser kostbaren Zeit Ihren eigenen Angelegenheiten entziehen wollen, dann ist das natürlich Ihre Entscheidung.«
»Mir scheint, wir müssen als Tandem arbeiten«, sagte Prudence. »Sie haben Ihre Aufgabe zu erledigen und ich die meine, und beide sind eng miteinander verknüpft. Also, wir gehen davon aus, dass Sie nur eine künftige Braut akzeptieren, die auch Sarah sympathisch ist. Jemanden, zu dem sie Vertrauen fasst, mit dem sie sich wohl fühlt.«
»Wenn Sie mich fragen, ob ich wieder an eine Ehe denke, nur um Sarah eine Mutter zu geben, lautet die Antwort nein.« Er schüttelte entschieden den Kopf. »Das erscheint mir als der schlechteste mögliche Grund, sich an jemanden zu binden, und ich kann mir nicht denken, dass eine Frau, die mir etwas bedeutet, sich für einen solchen Handel hergäbe. Nein, sollte ich jemals wieder heiraten, dann nur, weil ich eine Frau kennen gelernt habe, die mich anspricht. Ich denke, dass Sarah diese Frau dann sowohl liebenswert als auch verständnisvoll finden wird.«
Er löste die verschränkten Arme und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Also, wenn damit Ihre Fragen beantwortet sind, könnte ich zu meinen zurückkehren.«
»Nun, Sie würden aber offensichtlich niemals jemanden in Betracht ziehen, der Kinder nicht mag«, fuhr Prudence unbeirrt fort. »Es gäbe eine Möglichkeit, die Ihnen zusagen könnte. Eine Witwe namens Agnes Hargate. Eine bezaubernde Frau, sehr attraktiv, mit einem fünfjährigem Sohn. Würden Sie das als Nachteil ansehen?« Sie blickte von ihren Notizen auf und rückte ihre Brille zurecht, während sie seine Miene studierte.
»Diese Aussicht ist für mich nicht eben beglückend«, stellte er fest. »Also, ist es Ihre und die Gewohnheit Ihrer Schwestern, sich mit gefallenen Frauen abzugeben?«
»Nein«, sagte sie. »Zumindest weiß ich nicht, was Sie mit gefallenen Frauen meinen. Sicher gibt es viele Frauen in unserem Bekanntenkreis, ganz zu schweigen in jenem Lord Barclays, die sich kleine außerplanmäßige Eskapaden erlauben. Und das führt zur nächsten Frage an Sie. Sind Sie nur an Frauen mit untadeligem Ruf interessiert?«
Er seufzte. »Prudence, ich versuche Ihnen zu verstehen zu geben, dass ich im Moment nicht das geringste Interesse an einer potentiellen Braut habe.« Er sah ungeduldig auf die Uhr und sagte verärgert: »Wir haben nicht annähernd so viel erledigt, wie ich mir vorgenommen hatte. Ich hoffte auf ein Arbeitsessen, etwas ganz Einfaches, aber da Sie ja gehen müssen...«
»In Ihrer Nachricht - besser gesagt, Ihrer Aufforderung - stand nichts von einem Dinner«, sagte sie.
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