Die Perfekte Braut
die Wanne. Wasser schwappte über den Rand, als er sich niederließ und die Knie bis zum Kinn anziehen musste.
Prudence schob ihre Füße unter seine Hinterbacken und krümmte die Zehen. Er umfasste ihre Knöchel, und wieder schwappte das Wasser über den Wannenrand auf den Holzboden.
»Lass das«, sagte er und drückte ihre Knöchel. »Es sickert im Nu durch den Boden nach unten.«
»Ich habe ja gesagt, dass die Wanne für zwei zu klein ist.« Sie lehnte sich hinten an und spielte mit ihren Zehen an seinen intimen Teilen.
Gideon stemmte sich auf die Füße und ließ wieder einen Schwall auf den' Boden laufen, als er aus der Wanne stieg. Er griff nach einem Handtuch und warf es in die Pfütze, um das Wasser aufzusaugen. »Ich rasiere mich lieber«, erklärte er und ging ins Zimmer, um Rasiermesser und Streichriemen zu holen.
Prudence seifte sich träge ein und genoss die Intimität ihrer gemeinsamen Waschungen. Ein wundervoll unterschwelliger Hauch von Sinnlichkeit war spürbar, der sich auf der Lust ihres Liebesspiels von vorhin gründete, es irgendwie festigte, während er eine köstliche Woge der Vorfreude schuf. Ihre Zehen krümmten sich, sie fuhr mit dem seifigen Waschhandschuh zu ihren Schenkeln... und dazwischen, wobei sie den Stellen vorangegangener Lust einen müßigen Besuch abstattete.
»Brauchst du dort Hilfe?«
Die leise Stimme ließ sie zusammenzucken. Sie öffnete jäh ihre Augen, die sie unbewusst geschlossen hatte. Gideon stand neben der Wanne, den Blick verdunkelt, als er sie beobachtete.
»Nein danke«, sagte Prudence so würdevoll wie nur möglich. »Wir haben bereits bewiesen, dass die Wanne kein Ort für Spielereien ist.«
Er lachte und griff nach einem trockenen Handtuch, das er auseinander faltete und ihr einladend hinhielt. »Heraus mit dir. Sonst komme ich mir überflüssig vor.«
Sie erhob sich mit einem Regen von Tropfen und stieg aus der Wanne, während sie sich vergeblich den Kopf nach einer passenden Antwort zerbrach. Er hüllte sie in das Handtuch und stieg dann seinerseits in die Wanne.
Prudence trocknete sich energisch ab, schlüpfte in den chinesischen Seidenmantel und ließ Gideon im Bad allein. Im Zimmer sah sie, dass vor dem Kamin ein Tisch aufgestellt worden war. Darauf standen eine bereits geöffnete Flasche Pouilly-Fuisse, ein Korb mit Brötchen, ein Schälchen mit Butter. Nachdem sie in zwei Gläser Wein »ingeschenkt hatte, setzte sie sich an den Tisch und brach ein Brötchen auseinander, das sie dick mit Butter bestrich. Sex musste appetitanregend wirken.
Gideon trat ein, als sie gerade den ersten Schluck trank. »Na, schmeckt er?«
»Köstlich. Hast du ihn noch nicht probiert?«
»Nein, der Wirt hat ihn entkorkt.« Er nahm ihr gegenüber Platz. Sein Haar war nass, und Prudence bemerkte amüsiert, dass es sich in nassem Zustand zu elastischen Löckchen ringelte, was einen etwas leichtsinnigen Eindruck machte und zu dem Respekt einflößenden und einschüchternden Verteidiger, als den sie ihn kennen gelernt hatte, so gar nicht recht passen wollte.
Ein Pochen an der Tür kündigte zwei Kellner an, die ein dreifüßiges Gestell mit einem Berg von Schalentieren auf dem Tisch platzierten. »Austern, Sir Gideon, Venusmuscheln, Herzmuscheln, Garnelen, Hummerscheren, Meeresschnecken und geräucherte Miesmuscheln«, zählte einer der Kellner auf, wobei er mit dem Zeigefinger jeweils pingelig auf das Genannte deutete.
»Danke.« Gideon nickte, und die Kellner verschwanden. Er nahm ein kleines zugespitztes Stäbchen und wählte ein winziges Schalentier aus. »Sie sind delikat«. Er löste die kleine Schnecke aus dem Haus und reichte Prudence das Stäbchen.
Sie steckte das Häppchen in den Mund. Für gewöhnlich hielt sie diese winzigen Meeresfrüchte der Mühe des Schälens nicht wert, nun aber merkte sie, was ihr entgangen war.
Sie nickte und nahm sich selbst eines. Allmählich wurde ihr klar, dass für Gideon kulinarischer Genuss eine ernste Sache war. Sie aßen sich durch die Auswahl von Schalentieren mit hingebungsvoller Konzentration, die nur von einem gelegentlichen beifälligen Gemurmel und einer Bemerkung unterbrochen wurde. Und als wieder ein Kellner eintrat, um abzuservieren, lehnten sie sich nur zurück, tranken Wein und nickten befriedigt.
»Nie hätte ich in dir einen veritablen Genießer vermutet«, sagte Prudence in das zufriedene Schweigen hinein. »Es passt nicht zu einem Anwalt.«
»Da irrst du dich aber sehr, Liebes«, sagte er. »Anwälte
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