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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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grinste bissig und musterte Peukestas’
Aufmachung, die aus seiner Sicht sicherlich extravagant war. „Sieht man dir
überhaupt nicht an.“
    Mit einem verbindlichen Lächeln wandte sich Peukestas wieder
an Paruschjati und Barsine. In seinem schrecklichen Persisch sagte er: „Ich
entschuldige mich für das skandalöse Verhalten meiner Landsleute. Wenn ihr
einen Augenblick warten wollt – ich werde sehen, was ich tun kann.“
    Er warf Ptolemaios einen letzten vernichtenden Blick zu und
ging dann hinein. Barsine und Paruschjati sahen einander hoffnungsvoll an. Seit
seiner Ernennung zum Satrapen war Peukestas zwar nur noch Leibwächter
ehrenhalber, doch wenn jemand ihnen helfen konnte, dann er. Also ließen sie
sich Stühle bringen und warteten.
    Paruschjati saß auf dem Fußende des Bettes, das mit
golddurchwirkten Decken und Kissen bedeckt war. Seine Füße aus massivem Gold
standen auf dicken Teppichen, an den Wänden hingen bunte Vorhänge mit Bildern
exotischer Tiere. Besonders das Bild auf der rechten Seite fesselte ihre
Aufmerksamkeit. Es zeigte eine junge Frau, auf einem Bett sitzend – ähnlich wie
sie selbst. Doch im Gegensatz zu ihr trug die Frau einen kurzen griechischen
Chiton, der nicht nur ihre Beine, sondern auch die rechte Brust unbedeckt ließ.
Mehr noch, sie hielt einen Bogen in der Rechten, den ihr ein kleiner,
geflügelter Eros abzunehmen versuchte, während ein anderer ihr den Köcher mit
den Pfeilen von der Schulter zog. Eine Amazone. Paruschjati ging in Gedanken
alle Amazonen durch, die ihr aus der griechischen Mythologie geläufig waren.
Penthesilea? Hippolyte? Antiope? Keine schien ihr eine passende Dekoration für
ein Hochzeitsgemach zu sein.
    Noch früh am Abend hatten sich die Bräute in die
Brautgemächer zurückgezogen, wo sie von ihren Müttern, Schwestern und
Dienerinnen auf die Hochzeitsnacht vorbereitet wurden. Paruschjati hatte
Frataguna und Mannuja bald hinausgeschickt, sie wollte allein sein. Ohne dass
sie es verhindern konnte, wanderten ihre Gedanken zu Statira, die nicht weit
von hier ebenfalls auf ihrem Hochzeitsbett saß. Eine seltsame Vorstellung,
dachte Paruschjati, dass in jedem der einundneunzig anderen ähnlich luxuriös
ausgestatteten Zelte, die rings um das große Festzelt aufgebaut waren, eine
Braut auf ihren Bräutigam wartete.
    Sie wusste nicht, wie lange sie gesessen und gewartet hatte,
als draußen vor dem Zelt Geräusche zu hören waren und das Stimmengewirr, das vom
Festzelt herüberdrang, überdeckten. Ein metallisches Klirren wie von Wachen,
die strammstanden, und gedämpfte Stimmen. Eine Kältewelle lief über ihren
Körper, ihr Herzschlag wurde schneller, und sie hatte das Gefühl, als ob sich
ihre Kehle zuzog. Sie stand auf und fasste nach ihrem Schleier, als auch schon
die Vorhänge vom Eingang weggezogen wurden und der König vor ihr stand. Er trat
ein, und die Vorhänge fielen hinter ihm wieder zusammen.
    „Bist du zufrieden?“, fragte er und lächelte. „Du wolltest
doch unbedingt einen König heiraten.“
    Also erinnerte er sich doch. Sie erwiderte sein Lächeln und
suchte nach einer Antwort, doch ihr fiel nichts ein außer der Wahrheit, und die
konnte sie ihm auf keinen Fall verraten. Nervös knetete sie den hauchdünnen
Stoff des Schleiers zwischen ihren Händen.
    Er fuhr fort: „Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem
ich dich das erste Mal sah, damals vor Tyros. All die Frauen persischer
Würdenträger, die an mir vorüberdefilierten, eine schöner als die andere, so
schön, dass mir die Augen wehtaten. Alle hatten sie Angst, von mindestens zehn
makedonischen Soldaten vergewaltigt und danach auf dem Sklavenmarkt
verschachert zu werden. Nur du hast dich nicht gefürchtet, du hattest sogar den
Mut, Forderungen zu stellen. Du hast einen König als Ehemann verlangt oder
zumindest einen Satrapen. Dabei warst du damals erst zwölf.“
    „Zehn“, korrigierte sie und zwang sich, endlich den Saum des
Schleiers loszulassen. „Meine Mutter und meine Schwestern haben mir
anschließend Vorwürfe gemacht. Sie sagten, ich hätte mich unmöglich benommen,
ich sei aufdringlich und vorlaut gewesen.“
    „Deine Familie fand dich wohl oft vorlaut.“ Er setzte sich
auf das Fußende des Bettes, fasste nach ihrer Hand und zog sie zu sich
herunter, und plötzlich saß sie ganz ungezwungen neben ihm auf dem Bettrand.
Sofort begann die Nervosität, von ihr abzufallen.
    „Ich fürchte ja“, sagte sie und lächelte verlegen.
    „Aber das war nicht der

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