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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Halle nicht mehr zu überhören war. Ein Offizier stürmte herein.
Paruschjati sah ihn nur von schräg hinten, doch seiner blitzenden Rüstung nach
musste sein Rang hoch sein.
    „Was zum Hades ist dort draußen eigentlich los?“, raunzte
Ptolemaios ihn an.
    Der Offizier blieb vor ihm stehen. „Die Soldaten haben die
Wachen am Tor überrannt. Sie wollen den König sehen.“
    „Den König? Sind die verrückt geworden?“
    „Sie wollen sich davon überzeugen, dass er noch lebt. Es
kursieren Gerüchte, er sei tot.“
    „Das ist doch Unsinn!“
    „Die Soldaten glauben es aber. Der Hof ist voll von ihnen,
und immer mehr drängen durch die Tore nach. Sie denken, dass wir ihnen
Alexanders Tod verschweigen.“
    Ptolemaios stieß eine Serie von unflätigen Flüchen aus und
verschwand in den Räumen des Königs. Der Offizier wandte sich um und strich
sich das kurze, hellblonde Haar aus der Stirn, während er nervös auf und ab
ging. Die Familienähnlichkeit fiel Paruschjati sofort ins Auge – das musste
Alketas sein, Perdikkas’ jüngerer Bruder, Befehlshaber einer Taxis bei der
Phalanx.
    Das Geschrei draußen wurde immer lauter. Nach einiger Zeit
sprang die Tür auf, und Perdikkas, Ptolemaios und die übrigen fünf Leibwächter
stürmten heraus. Sie begaben sich zum Durchgang zum Hof und versuchten von dort
aus, die Menge zu beruhigen. Dem aufbrausenden Lärm nach allerdings vergeblich.
    „Der König ist immer noch krank“, hörte Paruschjati
Perdikkas rufen, „aber es geht ihm den Umständen entsprechen gut. Alles andere
sind haltlose Gerüchte. Geht in eure Unterkünfte zurück. Sobald sich etwas
ändert, geben wir euch Bescheid.“
    „Wir wollen den König sehen!“, brüllte die Menge. „Wir
wollen mit eigenen Augen sehen, dass er noch lebt.“
    „Natürlich lebt er, ich gebe euch mein Ehrenwort!“
    „Dein Ehrenwort kannst du dir sonst wohin stecken“, rief
jemand, und ein anderer fügte hinzu: „Du würdest doch alles sagen, was dir in
den Kram passt.“ Und noch einer: „Wir lassen uns von dir nicht verscheißern.“
    Dann war die Stimme von Leonnatos zu hören, einem der
anderen Leibwächter. „Der König ist nicht tot! Er hat hohes Fieber und kann
immer noch nicht sprechen, aber die Ärzte kümmern sich um ihn; sie tun alles,
was menschenmöglich ist.“
    „Dann lasst uns hinein, damit wir uns selbst davon
überzeugen können!“
    Ptolemaios ergriff das Wort. „Wählt eine Abordnung aus. Sie
soll sich davon überzeugen, dass wir die Wahrheit sagen, dann kann sie euch
Bericht erstatten.“
    Das Stimmengewirr wurde leiser, es hörte sich an, als ob die
Soldaten Ptolemaios’ Vorschlag in Erwägung zogen. Doch dann rief jemand: „Nein,
wir wollen ihn alle sehen!“, und sofort stimmten andere ihm zu.
    „Ihr wisst, das geht nicht“, sagte Leonnatos. „Ihr könnt
unmöglich alle …“
    „Er ist tot“, brüllte jemand mit vor Verzweiflung schriller
Stimme. „Sie verschweigen uns seinen Tod …“ Sofort fielen andere von allen
Seiten ein.
    „Haltet Ruhe, ich versichere euch …“, setzte Perdikkas noch
einmal an, doch die Menge überschrie ihn. „Wir wollen ihn sehen!“ – „Wir wollen
zu ihm!“ – „Lasst uns hinein oder wir machen uns den Weg frei!“
    Die Leibwächter zogen sich wieder in die Halle zurück.
„Verdammter Mist“, sagte Peithon. „Sie sind völlig außer Kontrolle. Jeden
Augenblick kann eine Panik ausbrechen.“
    Sie berieten sich halblaut und diskutierten die
verschiedenen Möglichkeiten. Die Tore verrammeln? Die Menge von den
Schildträgern zurückdrängen lassen? Das würde zu offenem Aufruhr führen.
    „Warum lassen wir sie nicht einfach rein?“, fragte
Ptolemaios schließlich.
    „Bist du verrückt?“, schnappte Perdikkas. „Dann hätten wir
hier das reinste Chaos.“
    „Das haben wir jetzt auch schon. Wenn wir nicht nachgeben,
stürmen sie die königlichen Gemächer.“
    Sie überlegten noch eine Weile hin und her, bis Perdikkas
zähneknirschend nachgab. „Also gut, wir lassen sie rein. Aber ohne Waffen! Wir
lassen einen Durchbruch durch die Wand machen, dann können sie durch die Tür
herein und auf der anderen Seite wieder hinaus. Ich will, dass alles gut
organisiert wird, damit es nicht mehr Chaos gibt als unbedingt nötig.“
    Die Leibwächter verschwanden wieder zum Ausgang, bis auf
Peukestas, der zu Paruschjati und Barsine herüberkam. „Es tut mir leid, aber
ich fürchte, heute hat es keinen Sinn mehr zu warten. Kommt morgen früh wieder,
dann

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