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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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mir droht dir keine Gefahr. Ich schwöre es
bei Mithra.“
    „Ich kenne dich“, sagte Paruschjati, während ihr Herzschlag
wieder langsamer wurde. „Du gehörst zu den Männern aus dem Osten, die sich
zweimal mit mir getroffen haben.“
    Der Fremde machte eine wegwerfende Geste. „Ich war unter
ihnen, ja, aber ihre Ziele sind nicht mehr die meinen.“
    „Du willst also kein neues Königreich mehr im Osten
gründen?“
    „Nein. Ich verfolge ein größeres Ziel.“ Er trat neben sie
und blickte in die Ferne, als interessiere ihn die Aussicht ungemein. „Babiru
war einst die größte und mächtigste Stadt auf Erden, umgeben von
unüberwindbaren Mauern. Und doch hat Großkönig Kurusch sie eingenommen. Dann
wandte er sich nach Westen und eroberte alle Länder bis hinunter ans Meer.
Sollen wir all das den Fremden überlassen und uns kampflos im Osten
verkriechen? Nein, vergiss diese Schwätzer und ihr armseliges Königreich.“
    Sie musterte ihn aufmerksam von der Seite. Er war weder jung
noch alt, weder klein noch groß, ein unauffälliger Mann mit ebenmäßigen, aber
nichtssagenden Zügen. Ein persischer Edler, der sich in nichts von seinen
Standesgenossen unterschied.
    „Ich werde das Reich des Kurusch wiedererstehen lassen.“ Er
sagte es wie andere sagten: „Ich werde ein Haus für meinen Sohn und sein Frau
bauen.“
    „Du träumst. Die Makedonen haben Kuruschs Reich vernichtet.
Glaubst du, du kannst das Rad der Zeit zurückdrehen?“
    „König Alaksanda kam über uns wie ein Sturm. Er hat unsere
Heere hinweggefegt und unsere Krieger in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Doch
viel schlimmer war, dass er ihren Mut gebrochen und unseren Glauben an die
Macht des Großkönigs zerstört hat. Nicht einmal unsere eigenen Frauen und
Kinder konnten wir schützen. Die einen von uns liefen zu Alaksanda über, die
anderen flohen vor ihm immer weiter nach Osten, bis auch sie sich geschlagen
geben mussten. Doch jeder Sturm endet einmal. Der König wird sterben, und mit
seinem Tod wird alles anders werden.“
    Obwohl sie das Gleiche empfand, wenn auch aus anderen
Gründen, widersprach sie ihm. „Sein Tod wird nichts an der Anwesenheit seiner
Armeen in unseren Ländern ändern.“
    „Sie sind nichts ohne ihn. Sobald er tot ist, werden wir sie
vernichten.“
    „Vernichten?“ Sie starrte ihn erschrocken an.
    Er wandte den Blick von der Aussicht ab und widmete ihr
seine ganze Aufmerksamkeit. „Wusstest du, dass in diesem Augenblick in Babiru
mehr asiatische Truppen stehen als makedonische? Alaksanda selbst hat sie in
seine Armee aufgenommen, er hat sie mit makedonischen Waffen ausgerüstet und
sie daran ausbilden lassen. Ja, die Fremden haben uns besiegt, doch jetzt sind
wir ihnen ebenbürtig. Sobald Alaksanda tot ist, werden meine Anhänger und ich
losschlagen und alle Fremden in Babiru töten.“
    „Ein Blutbad? Du hast vor, ein Blutbad anzurichten?“,
flüsterte Paruschjati voller Entsetzen.
    „Sie haben nichts anderes verdient. Und wenn sie tot sind,
werden sich die Parsa und die anderen Arija erheben und die Eindringlinge
vernichten bis auf den letzten Mann.“
    „Das ist Wahnsinn! Niemand würde dir folgen. Der König hat
viele Parsa in seine Gefolgschaft aufgenommen, die Söhne von Artavazda und
Mazdai, sogar Okschatra, Darajavahuschs eigenen Bruder. Er hat Parsa als
Satrapen eingesetzt wie Atarepata in Medien, und sie sind ihm treu ergeben.“
    „Ihm, aber nicht seinen Lakaien. Doch das spielt keine
Rolle. Ich hasse die Fremden, die unser Reich vernichtet haben, aber noch mehr
hasse ich die Verräter, die zu ihnen übergelaufen sind. Und am meisten
verabscheue ich Darajavahusch, den Usurpator und Feigling. Ihn und seine ganze
Familie.“
    „Dann verabscheust du also auch mich.“
    „Nein, denn du gehörst nicht zu ihnen. Du gehörst zu mir.“
Er legte die Hand unter ihr Kinn, hob ihr Gesicht an und sah ihr in die Augen.
„Ich bin dein Bruder.“
    „Du lügst. Ich habe keinen Bruder mehr. Bagauva hat alle
Söhne meines Vaters ermordet.“
    „Bis auf mich. Ich bin Bisthan, der letzte Sohn des
Großkönigs Artakschatra. Meine Mutter war nur eine Konkubine, vielleicht haben
Bagauvas Schergen mich deshalb übersehen. Wenn du mir nicht glaubst, erkundige
dich. Ich bin Alaksanda begegnet. Ich ritt ihm entgegen, nachdem der Feigling
Darajavahusch aus Hangmatana geflohen war. Viele haben mich dort gesehen.“
    Aufmerksam musterte sie sein Gesicht und suchte nach
Anhaltspunkten. Der Schwung der Augenbrauen, der

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