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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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sie das Heer schon über einen Monat lang begleiteten,
hatten sie bis dahin wenig von ihm zu Gesicht bekommen. Der Wagenzug des
Hofstaats folgte stets in großem Abstand. Nun zogen die Krieger des Heerbanns
an den Frauen vorüber, Einheit um Einheit, zu Pferd oder zu Fuß,
unterschiedlich in Ausrüstung und Bewaffnung, ein endloser Strom, der sich über
die Brücke wälzte. Bald erschienen die Unsterblichen in ihren mit Goldplättchen
besetzten Gewändern. Bogen und Köcher hingen an ihren Schultern, ihre Lanzen
ragten wie ein wandelnder Wald empor, und die vergoldeten Spitzen funkelten im
Sonnenlicht. In würdevollem Schweigen marschierten die Unsterblichen über die
Brücke, deren Planken unter ihrem Marschtritt erdröhnte, viele Tausende. Ihr
Zug schien kein Ende zu nehmen.
    Und dann, in der Mitte der Unsterblichen, näherte sich ein
mit Gold und Edelsteinen verzierter Streitwagen, der von vier weißen Pferden
gezogen wurde.
    „Großkönig Darajavahusch, König der Könige, König der
Länder, geliebt von Ahura Mazda“, deklamierte Parmusch andächtig. „Seht ihr die
Reiter rechts und links neben seinem Wagen? Das sind seine ‚Verwandten‘, die
höchsten Würdenträger im Reich. Der Reiter gleich rechts vom Großkönig ist
Nabarzana, der Hazarapatisch, und gleich daneben reitet Atarepata, mein Mann.“
    Frataguna richtete sich auf dem Rücken ihres Pferdes auf und
spähte hinüber zu den Reitern. Dann zeigte sie aufgeregt auf einen davon. „Und
da ist Mazdai, Vidarnas Vater!“ Mazdai war Kschatrapavan von Athura; er war dem
Großkönig an der Spitze seiner Krieger entgegengezogen und hatte auch den Bau
der Brücke überwacht.
    Paruschjati hatte weder für ihn Augen noch für Atarepata,
sondern einzig und allein für den Großkönig selbst. Hoch und aufrecht,
bewegungslos wie ein Götterbild, stand er auf seinem Wagen, funkelnd vor Gold
und Edelsteinen. Für Paruschjati bestand kein Zweifel, dass schon sein bloßer
Anblick Alaksanda und die übrigen Barbaren in die Flucht schlagen würde, und
sie blickte ihm nach, bis seine Gestalt auf der Brücke kaum noch auszumachen
war.
    Lange noch standen die Frauen am Ufer und verfolgten den
Vorbeimarsch des Heeres, bis die Sonne hoch am Himmel stand und es allmählich
heiß wurde. Immer noch wollte der Strom von Kriegern kein Ende nehmen.
Schließlich machten sie sich bereit, zum Zeltlager zurückzureiten.
    „Das Heer des Großkönigs ist unbesiegbar“, erklärte
Parmusch. „Nichts und niemand kann ihm widerstehen. Ihr habt seine Krieger
gesehen, so zahlreich wie der Sand am Meer und die Grashalme auf den Hochebenen
von Mada. Und doch sind sie nur ein kleiner Teil des Heerbanns. Atarepata sagt,
es wird fünf Tage dauern, bis alle den Fluss überquert haben. Und dabei gibt es
flussabwärts noch eine zweite Brücke wie diese.“
    „Ist es nicht merkwürdig“, sagte Barschina plötzlich, „dass
der Großkönig sich und sein Heer Brücken anvertraut, die von den Jauna gebaut
wurden?“
    „Was soll daran merkwürdig sein?“, fragte Parmusch
verständnislos.
    „Ist dir nie aufgefallen, wie sehr wir auf die Jauna
angewiesen sind? Ihre Ingenieure bauen unsere Brücken und Festungen, ihre Ärzte
behandeln unsere Kranken, ihre Künstler und Handwerker schmücken unsere
Paläste. Sogar ihre Soldaten kämpfen für uns. Im Heer des Großkönigs gibt es
viele Jauna-Söldner. Sie überqueren den Fluss auf der zweiten Brücke, damit ihr
Anblick nicht seine Augen beleidigt. Aber sie sind da.“
    „Was willst du damit eigentlich sagen?“, fragte Parmusch
empört. „Der Großkönig ist nicht auf diese Söldner angewiesen. Sein Heer ist
auch ohne sie unbesiegbar. Es wird die Eindringlinge zerschmettern!“

Babylon, 21. Daisios
    Zwei Tage hintereinander war Paruschjati morgens aufgewacht,
ohne von nächtlichen Alpträumen erschöpft zu sein oder von Übelkeit geplagt zu
werden. An diesem Morgen spürte sie erstmals wieder einen Druck in der Magengegend.
Und schon musste sie sich vorbeugen und übergab sich in die Schüssel neben dem
Bett, die Mannuja vorsorglich dort hatte bereitstellen lassen.
    Als sie sich wieder in die Kissen zurücklehnte, beschloss
Paruschjati, sich von Bagauvas unverhofftem Auftauchen am Tag zuvor nicht die
Stimmung verderben zu lassen. Der König befand sich auf dem Weg der Besserung.
Morgen würde die Armee aufbrechen und übermorgen die Flotte. Alle Sorgen hatten
sich in Luft aufgelöst. Was wollte Paruschjati mehr?
    Vielleicht, dass die Übelkeit

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