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Die Pest (German Edition)

Die Pest (German Edition)

Titel: Die Pest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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Cottard Gonzalès’ Adresse nicht kannte, dass man aber jedenfalls wieder in das kleine Café gehen konnte. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag. Und da Rieux den Wunsch äußerte, auf dem Laufenden gehalten zu werden, lud Rambert ihn und Tarrou am Wochenende, nachts, zu einer beliebigen Zeit in sein Zimmer ein.
    Am Morgen gingen Cottard und Rambert in das kleine Café und hinterließen für Garcia eine Verabredung für den Abend oder den nächsten Tag, falls er verhindert war. Abends warteten sie umsonst. Am nächsten Tag war Garcia da. Er hörte sich Ramberts Geschichte schweigend an. Er war nicht auf dem Laufenden, aber er wusste, dass ganze Stadtviertel vierundzwanzig Stunden lang abgeriegelt worden waren, weil Wohnsitzkontrollen durchgeführt wurden. Es war möglich, dass Gonzalès und die beiden jungen Männer nicht durch die Absperrungen gekommen waren. Alles, was er tun konnte, war, sie wieder mit Rambert in Verbindung zu bringen. Natürlich ging das nicht vor dem übernächsten Tag.
    «Ich verstehe», sagte Rambert, «ich muss alles noch einmal machen.»
    Am übernächsten Tag, an einer Straßenecke, bestätigte Raoul Garcias Annahme; die unteren Stadtviertel waren abgeriegelt gewesen. Man musste wieder mit Gonzalès Kontakt aufnehmen. Zwei Tage später aß Rambert mit dem Fußballspieler zu Mittag.
    «Das ist blöd», sagte der. «Wir hätten etwas ausmachen sollen, wie wir Kontakt aufnehmen.»
    Das war auch Ramberts Meinung.
    «Morgen früh gehen wir zu den Kleinen und versuchen, alles zu arrangieren.»
    Am nächsten Tag waren die Kleinen nicht zu Hause. Sie hinterließen ihnen eine Verabredung für den nächsten Mittag auf der Place du Lycée. Und Rambert kehrte mit einem Ausdruck heim, der Tarrou betroffen machte, als er ihm nachmittags begegnete.
    «Geht es Ihnen nicht gut?», fragte er ihn.
    «Das liegt daran, dass ich alles nochmal machen muss», sagte Rambert.
    Und er wiederholte seine Einladung:
    «Kommen Sie heute Abend.»
    Als die beiden Männer abends Ramberts Zimmer betraten, hatte der sich hingelegt. Er stand auf und füllte Gläser, die er bereitgestellt hatte. Rieux nahm seines und fragte, ob es gut laufe. Der Journalist sagte, er habe noch einmal die ganze Runde abgeklappert, er sei wieder am selben Punkt angekommen und habe bald sein letztes Treffen. Er trank und fügte hinzu:
    «Natürlich werden sie nicht kommen.»
    «Man darf kein Prinzip daraus ableiten», sagte Tarrou.
    «Sie haben noch nicht begriffen», antwortete Rambert achselzuckend.
    «Was denn?»
    «Die Pest.»
    «Aha!» sagte Rieux.
    «Nein, Sie haben nicht begriffen, dass es darin besteht, wieder von vorn anzufangen.»
    Rambert ging in eine Ecke seines Zimmers und öffnete einen kleinen Plattenspieler.
    «Was ist das für eine Platte?», fragte Tarrou. «Die kenne ich.»
    Rambert antwortete, es sei Saint James Infirmary.
    In der Mitte der Platte hörte man in der Ferne zwei Schüsse knallen.
    «Ein Hund oder ein Fluchtversuch», sagte Tarrou.
    Einen Augenblick später war die Platte zu Ende, und das Bimmeln eines Krankenwagens wurde hörbar, schwoll an, zog unter den Fenstern des Hotelzimmers vorbei, wurde leiser und verklang dann.
    «Diese Platte ist nicht lustig», sagte Rambert. «Und außerdem hab ich sie heute schon zehn Mal gehört.»
    «Mögen Sie sie so sehr?»
    «Nein, aber ich habe nur die.»
    Und nach einer Weile:
    «Ich sage Ihnen ja, das besteht darin, wieder von vorn anzufangen.»
    Er fragte Rieux, wie es mit den Sanitätstrupps liefe. Es waren fünf Gruppen im Einsatz. Man hoffte, noch weitere aufzustellen. Der Journalist hatte sich aufs Bett gesetzt und schien von seinen Fingernägeln in Anspruch genommen zu sein. Rieux betrachtete seine auf der Bettkante zusammengesunkene kraftvolle kleine Gestalt. Auf einmal merkte er, dass Rambert ihn ansah.
    «Wissen Sie, Herr Doktor», sagte er, «ich habe viel an Ihre Organisation gedacht. Dass ich nicht dabei bin, liegt daran, dass ich meine Gründe habe. Ansonsten glaube ich, dass ich mich noch für etwas einsetzen könnte, ich habe den Krieg in Spanien mitgemacht.»
    «Auf welcher Seite?», fragte Tarrou.
    «Auf der Seite der Besiegten. Aber seither habe ich ein wenig nachgedacht.»
    «Worüber?», fragte Tarrou.
    «Über den Mut. Jetzt weiß ich, dass der Mensch zu großen Taten fähig ist. Aber wenn er nicht zu einem großen Gefühl fähig ist, interessiert er mich nicht.»
    «Man hat den Eindruck, dass er zu allem fähig ist», sagte Tarrou.
    «O nein, er

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