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Die Pest zu London

Die Pest zu London

Titel: Die Pest zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Lande als aus der Stadt zu kommen schienen, begegneten ihnen die Leute um so freundlicher; man sprach sie an, ließ sie in ein Wirtshaus eintreten, wo der Konstabler und seine Straßenwächter waren, gab ihnen zu trinken und etwas zu essen, was sie höchlichst erfrischte und stärkte; und hier kam ihnen der Gedanke, zu sagen, wenn man sie später verhören sollte, sie kämen nicht 166

    von London, sondern sie kämen von Essex her.
    Um diesen kleinen Betrug zu fördern, ließen sie sich von dem Konstabler in Old Ford den Gefallen tun, ihnen eine Bescheinigung auszustellen, daß sie von Essex her das Dorf passiert hätten und daß sie nicht in London gewesen seien, was, obwohl falsch in der allgemeinen Vorstellung, die in der Grafschaft von London herrschte, so doch dem Buchstaben nach richtig war, da Wapping oder Ratcliff weder zur Stadt noch zur Stadtfreiheit von London gehören.
    Dieses Attest, an den Nachbar-Konstabler in Hamerton, einem der Weiler der Gemeinde Hackney, gerichtet, erwies sich ihnen so nützlich, daß es ihnen dort nicht nur ungehinderten Durchgang verschaffte, sondern eine vollgültige Gesundheitsbescheinigung von einem Friedensrichter, der sie ihnen, auf Ersuchen des Konstablers, ohne Schwierigkeiten ausstellte; und so passierten sie durch die lang hingestreckte Stadt Hackney (sie bestand damals aus verschiedenen einzelnen Weilern) und wanderten weiter, bis sie auf der Höhe von Stamford Hill auf die große Straße nach Norden gelangten.
    Um diese Zeit fingen sie an müde zu werden, und so beschlossen sie hinter Hackney, kurz bevor ihr Feldweg auf die besagte große Straße mündete, ihr Zelt aufzuschlagen und ihre erste Nacht dort zu verbringen; und so taten sie es auch, nur mit dem Umstand, daß sie zudem eine Scheune oder ein scheunenähnliches Gebäude fanden, das sie zuerst so gründlich wie möglich durchsuchten, um sicher zu sein, daß niemand darin war, und gegen das gelehnt sie dann ihr Zelt errichteten.
    Sie taten dies auch deswegen, weil der Wind in der Nacht sehr stark wehte und sie in dieser Art des Unterkommens sowohl wie in der Kunst des Zeltbaus noch sehr unerfahren waren.
    Dann gingen sie schlafen; aber der Schreiner, ein ernster und nüchterner Mann und nicht einverstanden, daß man sich in der ersten Nacht so mir-nichts-dir nichts niederlegte, konnte nicht schlafen, und da auch seine Versuche einzuschlafen, nichts 167

    fruchteten, beschloß er aufzustehen, das Gewehr aufzunehmen und für seine Gefährten Wache zu halten. So ging er, mit dem Gewehr in der Hand, vor der Scheune auf und ab, denn die stand auf dem Feld nahe bei der Straße, aber innerhalb der Hecke. Er war noch nicht lange auf seiner Runde, da hörte er ein Geräusch, als ob da eine große Anzahl von Menschen näherkamen, und sie kamen, deuchte ihm, gerade auf die Scheune zu. Er weckte seine Gefährten nicht gleich, aber einige Minuten später, als der Lärm lauter und lauter wurde, rief ihm der Zwieback-Bäcker zu und fragte, was es gebe, und sprang rasch auch hoch. Der andere, der Segelmacher, der lahm und so am müdesten war, blieb noch im Zelt liegen.
    Wie sie es erwartet hatten, kamen die Leute, die sie da hörten, gerade auf die Scheune zu, und einer unserer Wanderer rief sie an, so wie Soldaten es auf Wache tun: »Halt, wer da?« Die Leute antworteten nicht sofort, aber einer von ihnen sagte zu einem anderen, der hinter ihm kam: »Ach weh! welch eine Enttäuschung für uns«, sprach er, »da sind schon Leute vor uns; die Scheune ist besetzt.«
    Darauf blieben sie alle stehen, als seien sie etwas überrascht, und es scheint, es waren ihrer ungefähr dreizehn im ganzen und einige Frauen unter ihnen. Sie hielten Rat miteinander, was sie tun sollten, und aus ihren Reden konnten unsere Wanderer bald entnehmen, daß sie gleichfalls arme, notleidende Menschen wie sie selbst waren, die Schutz und Sicherheit suchten; und außerdem brauchten unsere Wanderer nicht zu befürchten, daß sie hergekommen seien, um sie zu belästigen, denn auf die Worte »Halt, wer da?« konnten sie die Frauen, wie vor Schrek-ken, sagen hören: »Geht nicht näher zu ihnen. Woher wollt ihr wissen, daß sie nicht die Pest haben?« Und als einer der Männer sagte: »Laßt uns mit ihnen sprechen«, sagten die Frauen:
    »Nein, auf keinen Fall. Wir sind so weit mit Gottes gnädiger Hilfe davongekommen; wir wollen uns nicht jetzt noch in Gefahr begeben, wir flehen euch an.«

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    Hieraus erfuhren unsere Wanderer, daß sie Menschen von guter,

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