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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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daß, wenn alle, die fliehen wollen, weg sind, diejenigen, die dableiben und es überstehen müssen, sich stocksteif auf der Stelle aufhalten sollten, wo sie sind, und nicht von einem Ende der Stadt oder einem Viertel ins andere hinüberwechseln; denn das ist der Fluch und das Unheil von allem, und sie schleppen in den Kleidern, die sie tragen, die Pest von Haus zu Haus.
Warum hatte man uns denn geheißen, alle Hunde und Katzen zu töten, wenn nicht deswegen, weil sie als Haustiere gern von einem Haus in das andere laufen und von einer Straße in die nächste und so die Effluvien oder ansteckenden Körperdünste von Kranken leicht in ihrem Pelz oder Haar mit herumtragen können? Und aus diesem Grunde geschah es, daß bei Beginn der Seuche ein Erlaß des Lordbürgermeisters und des Magistrats veröffentlicht wurde, gemäß dem Rat der Ärzte, daß alle Hunde und Katzen sofort getötet werden sollten, und ein Beamter wurde ernannt, dies durchzuführen.
Es ist unglaublich, wenn man sich auf dessen Bericht verlassen kann, welch eine Unzahl dieser Geschöpfe vernichtet wurde. Ich glaube, man sprach von vierzigtausend Hunden und fünfmal soviel Katzen; nun ja, wenige Häuser waren ohne Katze, manche hatten mehrere, manchmal fünf oder sechs in einem Haus. Alle möglichen Anstrengungen wurden auch unternommen, um die Mäuse und Ratten zu vertilgen, besonders die letzteren, indem man Rattengift und anderes für sie auslegte, und auch von ihnen wurde eine Unmenge vernichtet.
Ich dachte oft über den unvorbereiteten Zustand nach, in dem die gesamte Bevölkerung sich befand, als das Unheil zuerst über sie kam, und wie es nur aus Mangel an dem rechtzeitigen Ergreifen von Maßnahmen und Vorkehrungen, öffentlichen sowohl wie privaten, geschah, daß uns all die nachfolgende Wirrsal überfiel und eine so überaus große Zahl von Menschen in dem Unglück zugrunde ging, was, wenn geeignete Schritte unternommen worden wären, mit der Hilfe der Vorsehung hätte vermieden werden können und woraus die Nachwelt, wenn sie geneigt ist, einen Aufruf und eine Warnung entnehmen mag. Aber hierauf werde ich noch zurückkommen.
Ich komme wieder auf meine drei Männer zu sprechen. Ihre Geschichte enthält in jedem Kapitel eine Moral, und ihre ganze Aufführung und die von einigen, denen sie sich anschlossen, ist ein Muster, dem alle armen Männer folgen können und auch Frauen, wenn jemals eine solche Zeit wiederkehren sollte; und wenn es keinen anderen Zweck gab, um es aufzuzeichnen, so glaube ich, dies ist ein sehr guter, ob mein Bericht nun genau den Tatsachen entspricht oder nicht.
Zwei von ihnen sollen Brüder gewesen sein, der eine ein ehemaliger Soldat und jetzt ein Zwieback-Bäcker; der andere ein lahmer Seemann und jetzt ein Segelmacher; der dritte ein Schreiner. Sagte John, der Zwieback-Bäcker, eines Tages zu Thomas, seinem Bruder, dem Segelmacher: »Bruder Tom, was soll aus uns werden? Die Pest wird immer heißer in der Stadt, und sie breitet sich in dieser Richtung aus. Was sollen wir tun?«
»Wahrhaftig«, sagte Thomas, »ich weiß wirklich nicht, was wir tun sollen, denn ich meine, wenn sie hier nach Wapping kommt, dann wird man mich aus der Wohnung weisen.«
Und so fingen sie an, sich schon vor der Zeit Gedanken zu machen.
JOHN: »Dich aus der Wohnung weisen, Tom! Wenn das geschieht, dann möchte ich wissen, wer dich aufnehmen wird; denn die Leute sind jetzt so furchtsam voreinander, es gibt nirgends eine Unterkunft zu mieten.«
THOMAS: »Nun, die Leute, bei denen ich wohne, sind gute, nette Menschen und sind auch immer recht freundlich zu mir; aber sie sagen, ich gehe jeden Tag aus dem Haus zum Arbeiten, und das sei gefährlich; und sie reden davon, sich einzuschließen und niemand an sich herankommen zu lassen.«
JOHN: »Nun, sie haben recht, bestimmt, wenn sie sich entschließen wollen, trotz allem in der Stadt zu bleiben.«
THOMAS: »Ja, und vielleicht entschließe ich mich sogar auch und bleibe im Haus, denn außer einem Satz Segel, den mein Meister in Auftrag hat und den ich gerade fertigmache, bekomme ich wahrscheinlich für eine ganze Weile keine Arbeit mehr. Es rührt sich nichts im Geschäft, jetzt. Arbeiter- und Dienstleute werden überall entlassen, und so könnte ich froh sein, wenn sie mich mit einschließen; aber ich sehe noch nicht, daß sie darauf bereitwilliger eingehen werden.«
JOHN: »Aber was willst du sonst tun, Bruder? Und was soll ich tun? Denn mir geht es beinahe so schlecht wie dir. Die Leute, bei denen

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