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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen und huschte durch den Korridor, trat David aus dem Bücherkabinett seines Vaters.
    Lucia erschrak. Der Junge musste ihr hier aufgelauert haben. Sonst gab es schließlich keinen Grund, den festlichen Abend allein in der Bibliothek zu begehen.
    »Du gehst so plötzlich, Lucia ...« David stolperte schon ein wenig über seine Zunge; er musste dem Wein gut zugesprochen haben. »Hast dich nicht mal verabschiedet. Und soll ich dich nicht heimbringen, heut? Magst mich so gar nicht mehr, Licht mei ... meines Le ... Lebens?«
    Lucia seufzte. »Natürlich mag ich dich nach wie vor, David. Aber ich glaube, du bist nicht mehr nüchtern genug, um mich heimzugeleiten. Außerdem wäre es doch schade, das Fest zu verlassen. Schau, ich gehe auch nicht gern so früh, aber mein Meister hat mir nur bis zum Dunkelwerden frei gegeben.«
    »Ach, ver ... vergiss jetzt mal den Meister!«, murmelte David und schob sich näher an sie heran. »Wir ... haben den ganzen Tag noch nicht geredet. Dabei müssen wir ... mal reden. Wir ...«
    »Wir haben doch schon alles besprochen, David.« Lucia versuchte, freundlich und ruhig zu bleiben. Dabei schwanden ihre letzten Gefühle für den Jungen. Was dachte er sich dabei, sie hier im Haus seiner Eltern zu bedrängen? Beide würden kompromittiert sein, wenn jemand bemerkte, dass er mit ihr sprach.
    »Hast schon wieder Angst, nicht? Aber ist ganz ungefährlich. Komm nur hier herein ...«
    Lucia wehrte sich, aber David nahm sie nun energisch am Arm und zog sie in die Bibliothek.
    »Hier gefällt's dir doch! Und weißt du, ich ... ich hab auch noch nachgedacht. Wenn wir ... wenn wir ein paar von den alten Schwarten hier mitnehmen, wenn wir gehen, merkt das ... kein Mensch. Aber zum Teil sind sie kostbarer als Gold. Deine arabischen Lieblingsko ... kodizes ...«
    David torkelte zu einem Regal, doch Lucia hielt ihn auf.
    »David, lass doch die Schriften! Wenn du sie zerreißt ...«
    »Ich will ja auch keine Schriften. Ich will nur dich ...«
    Lucia wollte flüchten, aber David packte sie. Brutal warf er sie über den Schreibtisch seines Vaters. Lucia kämpfte, kam aber nicht gegen ihn an. Sie dachte fieberhaft nach, als seine Zunge sich zwischen ihre Lippen schob. Vielleicht wollte er ihr ja wirklich nur ein paar Küsse rauben. Womöglich konnte sie ihn sogar beschwichtigen, wenn sie mitspielte ...
    »Na, erinnerst du dich? War das nicht schön? Liebst du mich nicht auch?« Davids verschwitztes Gesicht war über ihr. Er griff nach ihrem Ausschnitt.
    »Sicher. Ich ... ich ... schau, ich will dich ja auch, aber ...«
    Lucia versuchte, sich einerseits freundlich und willig zu zeigen, andererseits dem Ausgang zuzusteuern.
    Dabei fragte sie sich, ob David wenigstens die Tür hinter sich geschlossen hatte. Gleich darauf bekam sie die Antwort.
    »Was ist hier los?« Die Stimme Benjamins von Speyer.
    Lucia erschrak fast zu Tode, wurde dann aber ganz ruhig. Davids Vater musste gesehen haben, dass sie sich wehrte. Oder nicht?
    »David! Wie kannst du ... du bist betrunken!« David ließ erst jetzt von Lucia ab. Von Speyers Stimme schien nur langsam zu ihm vorzudringen. »Wir sprechen uns gleich«, erklärte der Kaufmann streng, wandte sich dann aber Lucia zu. »Und du, Lucia! Dankst du uns so, dass wir dich aufgenommen haben, als du aus der Gosse kamst?« Lucia empfand die Verachtung, die in Speyers Worten mitschwang, beinahe körperlich.
    »Ich habe ... ich wollte doch gar nicht ...«, flüsterte sie.
    Von Speyer stieß scharf die Luft aus. »Das habe ich gesehen! Nun behaupte nur noch, mein Sohn hätte dich gegen deinen Willen hier hereingeschleppt!«
    »Nicht gegen ihren Willen!«, erklärte David zu Lucias Entsetzen. »Es ... es ist unser beider Willen, dass wir ... dass wir eine ... hm, christliche ... Ehe schließen!«
    »Du weißt nicht, was du sagst!« Von Speyer und Lucia stießen die Worte fast gleichzeitig aus, aber Speyer nahm Lucias Ausruf nicht wahr.
    »So weit ist es also schon! So weit hast du ihn verhext, du Hure!« Benjamin wandte sich erneut an Lucia; sein Blick war jetzt hasserfüllt. »Verschwinde aus meinem Haus und betrete es nie wieder! Meine Frau hatte damals mehr als recht! Viel eher hätte man dich rauswerfen sollen. Oder besser gleich in der Gosse lassen, wo du hingehörst!«
    »Vater, spri ... sprich nicht so mit meiner ver ... versprochenen Braut ...« David strebte wohl einen heroischen Auftritt an, doch seine Augen waren jetzt nur noch

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