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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Anlässlich des feierlichen Hochzeitszugs? Wenn das ganze Viertel anrückt, um euch Glück zu wünschen? Oder vielleicht noch etwas später?«
    » Es wird …« Er räusperte sich. » Es wird keine große Hochzeit geben. Denn die Braut …«
    » … ist schwanger. Was mir ebenfalls bekannt ist. Ihr solltet euch in der Tat beeilen. Sonst wird das Gerede in der ganzen Stadt kein Ende nehmen.«
    » Wie kannst du nur so etwas glauben!« Zorn und Verlegenheit stritten sich in seinem Gesicht. » Du weißt doch, die Leute haben immer etwas zu tratschen …«
    » Die Wahrheit, Ludwig!«, forderte sie. » Das bist du mir schuldig.«
    Er wich ihrem Blick aus. Schließlich, wie unter Qualen, hob er seinen Kopf und sah sie an.
    » Gut, die Kleine ist tatsächlich schwanger und schon ziemlich weit dazu, aber das hat doch nichts zu bedeuten! Ich brauche nun mal eine Frau, die mein Haus mit mir teilt und meine Kinder zur Welt bringt, und zu beidem warst du ja nicht bereit. Aber Ennelin ist selbst noch ein halbes Kind, das die Welt ebenso wenig kennt wie die süßen Freuden der Liebe – und in beidem keineswegs mit dir zu vergleichen.« Bittend streckte er seine Hände aus. » Für uns muss sich doch gar nichts ändern! Ich komme weiterhin unbemerkt zu dir, küsse und kose dich, bis dir die Sinne vergehen. Jetzt wird sie ohnehin erst einmal dick und schwerfällig, da werd ich sie nicht mehr anfassen, und sobald das Kind die ersten Wochen überlebt, wird mir schon eine gute Ausrede einfallen …«
    Sie hob die Hand und schlug ihm hart ins Gesicht.
    » Ich kann verstehen, dass du verärgert bist«, sagte er, unsicher lächelnd. » Aber du wirst wieder ruhiger werden, glaub mir! Und dann können wir …«
    » Geh!«
    Verdutzt sah er sie an. Jetzt erst schien er zu begreifen, wie ernst es ihr war. Ludwig machte ein paar Schritte, dann blieb er stehen.
    » Die Tür zu meinem Herzen steht dir immer offen«, sagte er leise. » Egal, was auch geschehen mag: Mit dir hab ich Dinge erfahren, meine Jo, die ich niemals zuvor erlebt habe.«
    » Geh endlich!« Jetzt schrie sie. » Und nenn mich nie wieder bei diesem Namen, sonst wirst du mich kennenlernen!«
    Er zog die Schultern hoch, schüttelte den Kopf, ungläubig und verletzt zugleich, und verließ den Raum.
    Johanna ließ sich auf das Bett sinken.
    Dann hörte sie, wie unten die Haustür ins Schloss fiel. Sie hatte plötzlich das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Ihre Hände fuhren zum Hals, lösten das enge Band.
    Die Haut darunter war so heiß, als ob sie in Flammen stünde.
    x
    » Ihr habt zugelegt, Rheinmeister. Das ist nicht zu übersehen.« Obwohl Hennes sich bemühte, sachlich zu klingen, war die Genugtuung in seiner Stimme nicht ganz zu überhören.
    Rutger Neuhaus musterte ihn kalt. Jeder wusste, dass sein älterer Halbbruder der bischöfliche Kanzler Bernhard vom Hagen war, einer der mächtigsten Männer in Köln – er aber bloß ein Bastard, dem reichen Schwertfeger Neuhaus von seiner untreuen Frau als Kuckucksei ins eheliche Nest gelegt. Rutger hatte die vergangenen zwanzig Jahre genutzt, um den Wohlstand der Familie Neuhaus durch geschickte Häuser- und Grundstückskäufe weiter zu mehren. Man munkelte, inzwischen gehöre ihm halb Köln, doch der Makel seiner Geburt schien noch immer auf seiner Stirn zu brennen.
    » Ich bin schließlich ein Mann, kein Hänfling«, sagte er schließlich. » Und wenn Ihr Euer Handwerk versteht, so dürften ein paar ausgelassene Nähte doch wohl keine Schwierigkeit bereiten.«
    » Ausgelassene Nähte! Solchen Pfusch werdet Ihr vergeblich bei mir suchen«, rief Hennes. » Ich verstehe mich aufs Federn, das sind schmale Lederstreifen, so geschickt in den Pelz eingebracht, dass man vom Auslassen gar nichts bemerkt. Deshalb hab ich Euch ja vor Jahren Iltis empfohlen und nicht das günstige Grauwerk, mit dem man besser Frauenhandschuhe füttert. Ich weiß schon, wovon ich rede. Und jetzt dreht Euch bitte einmal langsam um die eigene Achse, damit ich Euch von allen Seiten sehen kann!«
    Rutger Neuhaus folgte der Aufforderung. Seine Miene allerdings verriet Unwillen.
    » Seid Ihr endlich fertig?«, sagte er dann. » Ich hab schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.«
    » Das bin ich.« Hennes half ihm aus dem Pelz. Rutgers Stirn war schweißbedeckt. Das Hemd hatte unter den Achseln dunkle Flecken abbekommen. » Ihr könnt den Mantel Ende der Woche abholen lassen …«
    » Welch unerträgliche Hitze!«, rief Neuhaus und fächelte sich Luft zu. » Hier

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