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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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legte den Pelz nie mehr ab, auch nicht zum Schlafen, wenn man das hellwache, fieberhafte Grübeln, das sie Nacht für Nacht durchlitt, überhaupt so nennen konnte.
    Dem Hurenwirt hatte sie eine schlimme Erkältung vorgegaukelt, an die er halbwegs glaubte, auch wenn sein Misstrauen bereits geweckt war, das sah sie an seinen Augen.
    » Hast dir genau die richtige Zeit zum Krankwerden ausgesucht«, polterte er. » Ausgerechnet jetzt, wo es kalt wird und die Männer so gern ein kuscheliges Plätzchen zum Aufwärmen haben. Nächste Woche schick ich dir die Freier wieder – und dann will ich keine Ausreden mehr hören!«
    Sie hatte rasch genickt, als wäre alles in bester Ordnung.
    Nächste Woche, dachte Bela, während sie den Besen nahm und mit ihm das Zimmer fegte. Nächste Woche wirst du bereits zusammen mit mir in der Hölle braten.
    Ihr Hals brannte. Im Mund hatte sie neue eitrige Stellen entdeckt. Sie war so müde, als hätte sie zwanzig Männer hintereinander gehabt, dabei hatte sie sich von keinem mehr anrühren lassen, seit sie bei Ita gewesen war. Ihre Gedanken verschlangen sich in immer neuen Verästelungen, beinahe wie die Schlangenbrut, die sie auf Itas Rücken gesehen hatte.
    Dabei musste sie doch umsichtig vorgehen, Schritt für Schritt, damit ihr Plan gelang. Sie hatte sich für den Nachmittag entschieden, wenn die anderen Huren in die Stadt zum Einkaufen gehen würden. Dann wäre sie mit Conrat allein. In letzter Zeit hatte er sich angewöhnt, schon vormittags mit seinem Fusel anzufangen, das kam ihr entgegen. Meistens wurde er so müde davon, dass er laut schnarchend auf der Ofenbank lag.
    Jetzt schien die Zeit auf einmal stehen zu bleiben. Belas Hände wurden feucht, so fest hielt sie den Besenstiel umklammert.
    Endlich hörte sie Schritte, Rufen.
    » Und du willst wirklich nicht mit?« Trine steckte ihre spitze Nase ins Zimmer. Dann kam sie hereingeflattert.
    » Zu müde«, sagte Bela schnell. » Wird Zeit, dass ich wieder ganz die Alte bin!«
    » Leihst du mir ausnahmsweise deinen Pelz?« Trines Blick wurde begehrlich. » Draußen ist es schweinekalt.«
    Heute nicht, wollte Bela schon sagen, dann aber nahm sie den Kragen vom Hals und gab ihn ihr.
    » Ich bring ihn auch unversehrt zurück«, jubelte Trine. » Versprochen!«
    » Schon gut.« Bela wollte nur noch, dass sie endlich ging.
    Ohne den Fuchs fühlte ihr Hals sich auf einmal schutzlos an. Sie beschloss, nicht mehr lange zu warten, legte sich aufs Bett und rollte sich ein.
    Nach einer Weile nahm sie den Besen und ging hinaus.
    Conrat schnarchte, den Kopf auf dem Tisch, als hätte er es nicht einmal mehr bis zur Bank geschafft.
    Bela öffnete die Ofenklappe und starrte in das Feuer. Die Flammen züngelten und leckten, wie lebende Wesen kamen sie ihr vor. Es würde schnell gehen, das hatte ihr einer verraten, der früher ab und an dem Scharfrichter zur Hand gegangen war. Er hatte sich deshalb geschämt, sie ihn aber mit dem Hinweis getröstet, dass sie vom gleichen Holz seien, denn auch das Hurenhaus unterstand ja dem Henker. Nicht einmal Hexen müssten auf dem Scheiterhaufen lange leiden, hatte er ihr versichert, weil der Rauch sie schon zuvor ohnmächtig machte.
    Der Besen in ihrer Hand schien schon jetzt zu brennen, und sie zögerte ein letztes Mal, bis sie ihn ins Feuer steckte und geschwind wieder herauszog. Das Stroh, aus dem er gebunden war, brannte lichterloh.
    Bela hielt die Flamme weit von sich, bis sie wieder in ihrem Zimmer war. Dann hob sie das Laken hoch und steckte die Bettstatt in Brand.
    Die Flammen griffen um sich, rasend schnell. Die Kälte aus Belas Gliedern verschwand. Sagte man nicht auch, dass Feuer alles reinigt, was schlecht und faul gewesen war?
    Bela warf den Kopf in den Nacken. Ob es in der Hölle noch heißer sein würde? Frieren jedenfalls müsste sie jetzt niemals mehr.
    x
    Wie sollte er es anfangen? Wie konnte er den Erzbischof dazu bringen, etwas zu tun, wozu er unter normalen Umständen niemals bereit wäre?
    Grübelnd und voller Zweifel erreichte Vincent die Trautmanngasse. Der Tag war trocken, aber grau. Wie eine Festung erhob das Palais sich vor ihm, eine Trutzburg, die er nie und nimmer bezwingen konnte.
    Und doch musste es gelingen!
    Jakob durfte nicht sterben und Johanna den Sohn zum zweiten Mal verlieren.
    » Ihr seid ausnehmend blass, Medicus«, sagte der Prälat, der ihn wie gewohnt nach oben führte. » Dabei müsst Ihr doch Seiner Exzellenz beistehen!«
    » Wie geht es dem Erzbischof?«, fragte

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