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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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…«
    » Was ausgesprochen schade wäre«, fiel Ita ihr ins Wort. » Und zwar für dich.«
    » Sobald ich meinen Ausschank wieder eröffnen kann, sieht es besser aus. Dann sollst du bekommen, was du verlangst.«
    » Und wann wird das sein? An Weihnachten vielleicht?« Itas Lippen verzogen sich abfällig. » Ich will jetzt flüssig sein. Meine Ausgaben sind enorm – das Häuschen, das ich gemietet habe, all die Kräuter und Wässerchen, die es aufzufüllen gilt, damit ich gute Geschäfte machen kann, und dann brauche ich ja auch noch anständige Kleidung, damit auch die richtige Klientel zu mir findet.«
    » Du hast ein Haus gemietet?«, entfuhr es Johanna. » Hier – in Köln?«
    » Wo sonst?«, sagte Ita lachend. » Sollte ich vielleicht mit all meinen Kostbarkeiten auf der Straße nächtigen? Du findest mich in der Schwalbengasse, ganz nah bei St. Kolumbia. Weißt du übrigens, wer mir dabei ganz enorm behilflich war? Dein Schwager, Kürschnermeister Hennes Arnheim.«
    Sie kannte Hennes! Eine kalte Faust schloss sich fest um Johannas Herz. Was hatte sie ihm schon alles erzählt? Und was würde Ita noch preisgeben, wenn sie nicht tat, was sie verlangte?
    » So lange wird es gewiss nicht dauern«, sagte sie mühsam beherrscht. Die Schwalbengasse gehörte zu den berüchtigtsten Bezirken der Stadt. Früher wurde dort das Frauenhaus betrieben, das nun auf den Berlich umgezogen war. Ob Ita wusste, wo sie da gelandet war? » Die Weißen Frauen von St. Maria Magdalena sind bereits am Keltern, und sie werden mich aus ihren Beständen beliefern, sobald der junge Wein in den Fässern ist. Ich rechne damit …«
    » Was geht mich das an?«, unterbrach Ita sie ungeduldig. » Die Zeiten, in denen sich alles nur um dich gedreht hat, sind endgültig vorbei. Du bist nicht mehr das blonde Lärvchen, nach dem sie alle verrückt waren.« Sie kam ihr so nah, dass Johanna unwillkürlich den Kopf wegdrehte, weil sie jene unverwechselbare Mischung aus Schweiß, Moschus und Bosheit, die ihr von früher wohlvertraut war, nicht ertrug. » Hast doch immer nur den eigenen Vorteil im Auge gehabt. Dabei habe ich mein Leben für dich riskiert! Hast du mir das jemals gedankt?« Kräftige Finger umschlossen Johannas Handgelenk. » Abgehauen bist du – mit dem erstbesten Hurenbock, den du scharfmachen konntest, ohne auch nur einen Gedanken an mich zu verschwenden. Seitdem hast du all die Jahre hier in Köln ein schönes, sorgenfreies Leben geführt, während ich mich für jeden Bissen abstrampeln musste. Und wenn du jetzt nicht sofort eine ordentliche Anzahlung leistest, dann renne ich zum Fenster und schreie in die Welt hinaus, dass du …«
    Johanna riss sich los.
    » Geh hinaus!«, sagte sie mit zittriger Stimme.
    » Wozu? Solltest du versuchen, mich zu betrügen …«
    » Raus, oder du kriegst gar nichts!«
    Ita gehorchte nach kurzem Zögern.
    Mit fliegenden Händen fasste Johanna in ihr Versteck in der Mauernische. Nur noch so wenig Silber – und sie hatte doch die neue Weinlieferung zu bezahlen und musste mit Sabeth, Mieze und der Stute, die ihr anvertraut waren, einigermaßen über den Winter kommen! Jede einzelne Münze, die sie an die dreiste Erpresserin abtreten musste, tat ihr in der Seele weh. Und beging sie nicht einen riesengroßen Fehler, sich überhaupt darauf einzulassen, weil Ita immer noch mehr fordern würde?
    Doch gerade jetzt konnte sie sich unliebsames Aufsehen weniger leisten denn je. Zudem brauchte sie Zeit, um nachzudenken, wie sie Ita vielleicht doch wieder loswerden konnte. Schweren Herzens nahm sie drei Silberstücke heraus und legte die Geldkatze anschließend in das Versteck zurück. Dann ging sie zur Tür und rief Ita wieder herein.
    » Geht doch!«, rief diese, als sie das Silber in Johannas Hand sah. Sie griff nach den Münzen, schlug ihre Zähne hinein, um die Echtheit zu überprüfen, und nickte anerkennend, während sie sie blitzschnell in ihrem Mieder verschwinden ließ.
    » Falls es dir einfallen sollte, mich ständig zu behelligen«, sagte Johanna, » so wirst du feststellen müssen, dass ich …«
    Itas Nasenflügel wurden eng.
    » Du hast es noch immer nicht kapiert, Johanna«, sagte sie. » Zum allerletzten Mal: Ich stelle jetzt die Bedingungen!«
    x
    Eigentlich hatte Hennes Arnheim sich nur verstohlen umsehen wollen, doch als Ita die Tür aufriss und ihn überschwänglich einlud einzutreten, ließ er sich nicht lange bitten.
    » Ich wäre sonst zu Euch gekommen«, versicherte sie ihm mit treuherzigem

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