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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Magd hieß Lini – solange wir noch Geld hatten, um sie zu bezahlen.« Er bückte sich erneut nach einem Zuber.
    » Kennt Ihr vielleicht eine Johanna?« Die Krähe hatte sich nicht ein Stück von der Stelle bewegt. » Sie war Bademagd. In Freiburg. Ist schon eine Weile her. Ich denke, sie ist auch in Köln bei ihrer Profession geblieben.«
    Im Bücken machte der Bader der Schwangeren seltsame Zeichen.
    » Lass die Herren noch nicht raus, Ennelin!«, rief er. » Du weißt doch, was ich dir eingeschärft habe! Muss ich jetzt sogar meiner eigenen Frau alles dreimal sagen?«
    Die Schwangere ließ den Stapel auf einen Hocker gleiten. Zwischen zwei gefalteten Tüchern lugte die Ecke eines Buches hervor.
    » Denk doch noch einmal nach, Ludwig!«, sagte sie sanft. » Es scheint ihm sehr wichtig zu sein.« Sie schwitzte und hatte dunkle Schatten unter den Augen, aber ihre Haut war rosig und glatt. Aus der Nähe sah sie trotz ihrer Schwangerschaft blutjung aus. Der Bader hatte ein halbes Kind geheiratet.
    Als er wieder nach oben kam, war sein Gesicht rot angelaufen.
    » Ist das alles, was Ihr an Hinweisen habt?«, fragte er schnaufend. » Damit werdet Ihr nicht sehr weit kommen. Köln ist die größte Stadt im ganzen Reich und Johanna ein ehrlicher Christenname. Wie viele Frauen leben wohl hier, die so heißen?«
    » Grüne Augen und ein langer blonder Zopf«, erwiderte die Krähe. » Wenn sie wütend wird, steht eine steile Falte zwischen ihren Brauen. Und ziemlich groß, so habe ich sie in Erinnerung. Davon gibt es nicht allzu viele.« Etwas verriet ihm, dass er auf der richtigen Spur war, seinem Ziel näher als je zuvor.
    Die Schwangere stieß einen Laut aus, der ihn an das Fiepen seines gescheckten Welpen erinnerte, den der Alte in einen Sack gesteckt und in den Fluss geworfen hatte, weil er eine schäbige Kupfermünze nicht abgeliefert hatte. Dann entdeckte sie die verräterische Buchecke, die herauslugte, und schob den Band unauffällig unter die Tücher.
    Was bemühte sie sich da zu verbergen?
    » Nicht mehr ganz jung«, fügte er hinzu und ließ die Badersfrau nicht mehr aus den Augen. » Ich muss sie finden!«
    » Wozu?« Der Bader drehte sich zu ihm um. Offenbar war er dem Wein nicht abgeneigt, das erkannte die Krähe an seinen schweren Lidern und den roten Äderchen um die Nase. » Was wollt Ihr von ihr?«
    » Ich bin ihr etwas schuldig.« Die Worte kamen so glatt über seine Lippen, als hätte er sie schon viele Male gesagt. Und war es in gewisser Weise nicht auch die pure Wahrheit? » Und alte Schulden sollte man begleichen, meint Ihr nicht?«
    Für einen Augenblick schien der Bader zu zögern. Seine Gesichtszüge erschlafften, die Mundwinkel sanken hinab. Gleich, gleich würde er reden. So sahen sie alle aus, bevor sie einen Verrat begingen.
    Dann jedoch schien er sich wieder zu fassen. » Wir können Euch nicht helfen.« Erneut wandte er ihm den Rücken zu. » Solch eine Johanna ist uns nicht bekannt. Und jetzt lasst mich meine Arbeit tun! Meine Frau wird Euch hinausbringen.«
    Die Schwangere watschelte neben ihm zur Tür.
    » Seid ihm nicht gram!«, sagte sie. » Er war nicht immer so, aber das Pesthaus, das wir jüngst eröffnet haben, bringt ihn noch um den Verstand. Von Sonnenaufgang bis tief in die Nacht muss er sich darum kümmern. Nicht einmal für ein kurzes Gebet bleibt da noch Zeit. Das Haus ist jetzt schon überfüllt, und es werden immer noch mehr, obwohl Tag für Tag viele sterben. Doch die Pestmägde laufen uns davon, weil sie den Anblick nicht ertragen. Wer soll diese armen Seelen nur alle pflegen? Ich kann meinem Ludwig derzeit ja leider nicht beistehen, wie es eine christliche Hausfrau tun sollte.«
    Er suchte ihren Blick, hielt ihn fest.
    » Kennt Ihr Johanna?«, drang er in sie. » Ist sie Euch schon irgendwo begegnet? Bitte helft mir! Man vergisst sie nicht so leicht, wenn man sie einmal gesehen hat.«
    Die Schwangere stieß einen Schrei aus. Ihr mächtiger Bauch schien auf einmal ein ganzes Stück nach links verschoben.
    Im ersten Moment erschrak die Krähe, dann aber streckte er seine Hand aus und legte sie auf die Wölbung. Ungewohnt und aufregend zugleich fühlte es sich an, das ungeborene Leben zu spüren. Seltsamerweise wurden seine Augen plötzlich feucht.
    Die Schwangere schien nichts gegen die Berührung zu haben. Ein zartes Lächeln machte ihr Gesicht hell.
    » Manchmal strampeln sie so stark, dass ich Angst bekomme, sie boxen sich noch vor der Zeit durch die Bauchdecke«, sagte

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