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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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keine Beweise, die das belegten, wenngleich er einmal beobachtet hatte, wie Ruch wild gestikulierend auf sie eingeredet hatte und sie schließlich weinend weggerannt war. In Nele zu dringen würde nichts bringen, dazu kannte er sie inzwischen zu gut. Aber besaß sie so viel Vertrauen zu ihm, dass sie sich von selbst öffnen würde?
    Oder sollte er doch lieber Bela fragen, ob sie mit ihm ziehen würde? Bei seinem letzten Besuch hatte sie ihn so fest an sich gedrückt, als wollte sie ihn niemals wieder loslassen. Dann freilich würde er bis ans Lebensende stehlen und rauben müssen, denn wer Bela nichts zu bieten hatte, würde ihre Gunst rasch verlieren.
    Sein Magen begann zu knurren. Das lange Herumlungern hatte ihn hungrig gemacht. Zudem kam aus einer Backstube der Duft nach frischem Brot, der den fauligen Gestank der Gasse überlagerte und ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Er war schon drauf und dran hinüberzulaufen, um sich die Taschen zu füllen, als die Tür der Badestube sich abermals öffnete: Die schwangere Baderin und ganz allein – ja, das gefiel ihm weitaus besser als ein warmer Wecken.
    Ennelin war in ein Wolltuch gehüllt, das sie noch unförmiger erscheinen ließ, setzte aber ihre kleinen Füße schnell und sicher auf den unebenen Grund.
    Wohin sie wohl wollte? Was auch immer ihr Ziel war, er würde es herausfinden.
    Die Krähe wartete, bis die Schwangere ein Stück vorangekommen war, dann folgte er ihr geräuschlos wie ein Schatten.
    x
    Das Haus mit der gemalten Lilie an der Fassade erkannte Vincent schon von Weitem. Schlank und stolz erhob es sich über zwei Stockwerke, ein stattliches Anwesen, das mit seinen exakt gesetzten Fenstern und dem schmucken Giebel aus der Reihe der anderen Gebäude herausstach.
    Beim Näherkommen sah er, dass sich von der anderen Gassenseite her ein Pferdewagen näherte, der mit Säcken gefüllt war. Der Mann, der das Gefährt lenkte, brachte den Kaltblüter zum Stehen, stieg ab und erreichte die Tür im gleichen Moment wie Vincent.
    » Bin leider spät dran«, sagte er, während seine Faust gegen das Holz schlug. » Die letzte Fuhre. Dann ist endlich alles, wo es sein soll.«
    Wie ein Blitz schoss ein untersetzter Mann mit gelichtetem Haar aus der Tür. Ein scharfer Geruch nach Beize und vergorenem Urin ging von ihm aus, wie Vincent ihn von den Werkstätten der Lederer her kannte.
    » Wo bleibst du denn?«, raunzte der Mann. » Wenn man sich nicht einmal mehr auf die eigenen Gesellen verlassen kann! Ich hatte schon befürchtet, du wärst unter die Räuber geraten. Jetzt beeil dich gefälligst! Alles muss nach unten und dort anständig ausgebreitet werden. Den Weg kennst du ja.«
    Der Geselle ging zum Wagen zurück und begann mit dem Ausladen. Mit zwei prall gefüllten Säcken auf dem Buckel verschwand er im Haus.
    Jetzt erst schien Hennes den Fremden zu bemerken.
    » Und was wollt Ihr?«, fragte er ungehalten, während sich eine füllige Frau mit scheckigem Haar an ihm vorbeizudrängen versuchte. » Ihr seid umsonst gekommen. Mein Geschäft im Lilienhaus ist noch nicht eröffnet.«
    » Ita?« Vincent sah die Frau an. » So lautet doch Euer Name. Dass ich Euch hier treffe!«
    » Der schweigsame Fremde vom Rhein mit dem leichten Gepäck!« Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte gurrend. » Hab ich Euch nicht prophezeit, dass wir uns wiedersehen würden?« Die bunten Glasketten um ihren Hals klirrten. » Meinen Esel, um den Ihr Euch so gesorgt habt, habe ich übrigens verkauft. Brauch ihn jetzt nicht mehr, wo ich sesshaft geworden bin – und wir ein Ross im Stall stehen haben.«
    » Deshalb bin ich unter anderem hier«, sagte Vincent.
    Wie mochte sie ausgerechnet an Johannas Schwager geraten sein? Die beiden waren ein Paar, das verriet die besitzergreifende Art, mit der Ita die Hand auf den Arm des Mannes gelegt hatte. Mit ihren Hüften blockierte sie den Durchgang, als ob sie sich hier schon ganz als Hausherrin fühlte.
    » Was soll das heißen?« Die Augen des Kürschners wurden schmal. » Wer seid Ihr? Und was wollt Ihr?«
    » Medicus de Vries, Leibarzt Seiner erzbischöflichen Exzellenz.«
    Die Gesichter der beiden erstarrten.
    » Eines nach dem anderen. Wo ist die Magd Sabeth? Ich möchte sie sprechen.«
    » Das geht leider nicht«, sagte Ita rasch, bevor Hennes den Mund öffnen konnte. » Sie schläft. Ihr war nicht wohl.«
    » Dann weckt sie auf!« Vincent blieb stehen wie angewurzelt. » Ich warte solange.«
    Ita und Hennes tauschten einen raschen

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