Die Pestspur
Vater«, fiel die Antwort aufgrund der Eile etwas knapp aus, weswegen Lodewig nicht wusste, was los war.
Der Kastellan nickte zustimmend, als Lodewig bat, mitgehen zu dürfen. Seine Mutter jedoch versuchte, dies mit allen Mitteln zu verhindern und führte dazu eine Menge Argumente ins Feld.
»Nun ist es aber gut, meine Liebe«, mischte sich der Vater ein, bevor sich Rochus Höss noch mehr über Konstanzes ängstliches Verhalten wundern konnte.
»Klar kann Lodewig mitgehen. Eginhard ist doch dabei«, sprach er ein Machtwort und verabschiedete sich vom Bauern. »Eurer Familie ein segensreiches Weihnachtsfest!«
Nachdem die drei weg waren, musste sich der Kastellan so einiges anhören. Zum Glück war Weihnachten und Konstanze hatte ein Einsehen.
»Na ja. Du hast ja recht. Eginhard wird schon auf seinen Bruder achten.«
Als sie dies sagte, verdrehte der Kastellan die Augen und bemerkte nur noch: »Sie sind beide erwachsen.«
*
»Sagt mal: Was ist denn in Eure Mutter gefahren?«, wollte Rochus Höss von Lodewig, gleich nachdem sie das Schloss verlassen hatten, wissen.
»Ach, nichts. Sie ist zurzeit nur etwas beunruhigt«, versuchte der junge Mann die Sache abzutun.
»Und was hat sie mit dem Totengräber gemeint?«, zeigte sich der Bauer neugieriger, als ihm dies zustand.
»Das ist nicht so wichtig«, antwortete jetzt Eginhard, der selbst noch nicht wusste, warum seine Mutter derart heftig reagiert hatte.
»Aber warum ist sie dann in Sorge um die Familie des Blaufärbers? Und was hat Diederich damit zu tun?«, wollte der Bauer, der nur zusammenhanglose Fetzen verstanden hatte, wissen.
»Nun lasst es gut sein! – Bei allem Respekt: Aber das geht Euch nichts an«, beendete Lodewig die lästige Fragerei in energischem Ton. »Außerdem müssen wir uns hier trennen. Gehabt Euch wohl und grüßt Eure Familie.«
»Gesegnete Weihnacht!«, rief ihm auch Eginhard nach.
Die Söhne des Kastellans ließen einen verdutzt dreinschauenden Bauern zurück und bogen nach links zum etwas außerhalb des Dorfes gelegenen Anwesen des Wachsziehers ab.
»Na endlich! Seine Fragerei wäre mir fast lästig geworden«, schnaufte Lodewig erleichtert aus.
»Aber ich würde auch gerne wissen, was Mutter mit dem Blaufärber und dem Totengräber gemeint hat. Hat der alte Grimm etwas angestellt?«, wollte nun Eginhard seinen Bruder ausfragen, musste sich aber mit einer knappen Antwort zufriedengeben.
»Der alte Leising ist schon vor längerer Zeit verstorben, wir haben inzwischen einen neuen Totengräber gehabt und jetzt schon wieder einen anderen Leichenbestatter. Und das andere ist eine heikle Sache. Ich möchte, dass du sie von unseren Eltern erfährst. Sie werden dir später alles erzählen … heute ist Heiligabend. Lass uns also von anderen Dingen sprechen«, knurrte Lodewig, der die traute Zweisamkeit mit seinem Bruder nutzen wollte, um ihm von Sarah zu erzählen. Da er aber nicht wusste, wie er es anpacken sollte, sprachen sie zunächst über ein paar belanglose Dinge. Dabei bemerkte Eginhard, dass sich sein jüngerer Bruder jetzt ganz anders artikulierte, als dies noch vor einem Jahr der Fall gewesen war.
»Lodewig ist erwachsen geworden. Außerdem ist er auffallend klug und besonnen in dem, was er von sich gibt«, stellte der Studiosus während der Unterhaltung zufrieden fest.
Nachdem sie irgendwie auf Weihnachten und die verschiedenen Religionen im Allgemeinen zu sprechen gekommen waren, nutzte Lodewig die Gelegenheit und lenkte das Gespräch auf die einzige jüdische Familie in Staufen. Dies war das Stichwort, sich seinem älteren Bruder anzuvertrauen. Dass er bereits die Freuden der körperlichen Liebe mit seiner geliebten Sarah hatte erfahren dürfen, traute er sich aber noch nicht zu erzählen.
»Was? Die kleine Sarah? … Na klar, die ist ja nur ein Jahr jünger als du und sicherlich ein hübsches Mädchen geworden«, zeigte sich Eginhard glücklich über diese wunderbare Neuigkeit und drückte Lodewig an sein Herz. »Wissen es Vater und Mutter schon?«
»Vater weiß gar nichts und Mutter noch nicht alles! Heute nach der Christvesper werde ich es ihnen sagen.«
»Ich bin gespannt, wie der große Kastellanus reagieren wird«, spöttelte Eginhard und verzog dabei das Gesicht.
»Na endlich!«, schnaufte Lodewig, als sie das kleine Anwesen des Wachsziehers erblickten.
*
Im Schloss indessen verpackte Konstanze den Pansen in eingefettetes Papier, um ihn von Rosalinde ins Eisloch legen zu lassen.
»Und was ist
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