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Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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tätig«, begründete er seinen Wunsch und beendete das Einführungsgespräch mit den Worten: »Also, meine Herren. Die zur Verfügung stehende Zeit werden wir mit Vernehmungen, Zeugenaussagen, Beweismaterialprüfungen und Ortsbegehungen verbringen.«
    »Und die Abende sind der seelischen Erbauung gewidmet, wozu natürlich gutes Essen und ausreichend Getränke gehören«, ergänzte Speen mit leicht spöttischem Unterton und unauffällig hämischem Blick in Richtung Zwick. Er kannte den verfressenen und versoffenen Richter und wusste, dass es nicht schaden konnte, ihn bei Laune zu halten. Im Stillen dachte er nur: Du elendes Arschloch.
    Als der Kastellan hörte, was der Oberamtmann von sich gab, schluckte er zwar, beruhigte sich aber schnell wieder, nachdem er von ihm gehört hatte, dass der Immenstädter Tross einige Fässer Bier vom gräflichen Brauhaus und ein großes Fass Wein mitgebracht hatte.
    »Außerdem führen wir allerley schmackhafft Speysereien , zu der auch eine Rinderhälfte gehört, mit uns«, flüsterte der Oberamtmann, der die Sorge des Kastellans an dessen Gesichtsausdruck abgelesen hatte, augenzwinkernd und klopfte ihm ermunternd auf die Schulter.

Kapitel 47

    Die männlichen Schlossbewohner und deren Gäste waren so sehr mit sich selbst und dem Fall beschäftigt, dass sie keine Zeit für andere Dinge hatten. Und die Frauen erstickten bis über die Ohren in Arbeit. Wenn es nicht wenigstens am Herd immer wieder etwas zu schnabulieren gäbe und sie sich nicht selbst vom besten Wein des Kastellans – den er ganz hinten im Keller versteckt hatte – bedienen würden, wäre ihre Stimmung wahrscheinlich auf dem Tiefpunkt gewesen. So aber werkelten sie mit dem Segen der designierten Hausherrin munter drauf los. Da Konstanze immer noch nicht arbeitsfähig war, hatte sie sich an den Küchentisch gesetzt und widmete sich Diederich. Während Judith das von Rosalinde vorbereitete Essen anrichtete, deckte die Magd auf. Wenn es zu Tisch ging, würden sie die hohen Herren gemeinsam bedienen, aber erst, nachdem sie sich frische Schürzen umgebunden hatten.

    Diese unverhofft glückliche Situation wollte Lodewig ausnützen, um sich mit Sarah zurückziehen zu können. Anstatt ihn wegen seiner unschicklichen Kühnheit zu rügen, schlug sie zur Antwort ihre Arme um ihn und küsste ihn lange und innig; genau so, wie er es liebte und wie es ihn in höchstem Maße erregte.
    »Nicht jetzt«, hauchte er und schob Sarah sanft von sich, um sich die drohende Peinlichkeit zu ersparen. Er überlegte krampfhaft, wie es ihm unbemerkt gelingen könnte, Sarah zu entführen, um mit ihr allein zu sein.
    Da Mädchen in gewissen Situationen findiger waren als die allzu schnell überforderten Burschen, lag es an Lodewigs Geliebter, einen passenden Vorschlag zu machen.
    »Ich habe einen guten Gedanken«, sagte Sarah, die beim Küssen dasselbe gedacht hatte, und ebenso wie ihr Geliebter nicht länger darauf warten mochte.
    »Komm mit«, hauchte sie und wollte ihn an die Hand nehmen.
    »Wo möchtest du hin, Sarah?«, fragte Lodewig und zog zum Zeichen, dass er erst wissen wollte, was sie mit ihm vorhatte, seine Hand zurück.
    »Nun stell dich nicht so an«, lachte sie, packte ihren Geliebten entschlossen am Ärmel und zog ihn zur Küche. Allerdings löste sie sich von ihm, bevor sie die Küche betraten. Nachdem beide ihre Gewandung zurechtgezupft und ihre Haare gerichtet hatten, riss sie die Tür auf und rief freudig: »Holla!«
    »Na, ihr Lieben. So gut gelaunt? … Ist euch langweilig?«, fragte Konstanze etwas irritiert.
    Dieses Stichwort wollte Sarah für ihre Zwecke nutzen und fragte ihre Mutter, wie lange sie noch hierbleiben würde.
    »Warum fragst du mich das, mein Kind? Du weißt doch, dass es heute spät wird. Ich kann erst gehen, wenn die hohen Herren gespeist haben und das Geschirr wieder sauber im Schrank steht.«
    »Aber so lange ist Lea mit Papa allein zu Hause«, gab Sarah zu bedenken. »Meinst du nicht, dass es ihm zu viel werden könnte?«
    Judith wandte sich vom Herd ab und ihrer Tochter zu. Sie überlegte kurz, bevor sie sagte: »Du hast recht, mein Kind. Weißt du was? Geht heim. Während du ein bisschen mit Lea spielst, kann sich Lodewig mit Papa unterhalten.«
    Von wegen unterhalten – natürlich werden wir ›spielen‹, aber nicht mit Lea, dachte sich Lodewig, der Sarah jetzt schon nackt vor sich liegen sah und überlegte, wie er es heute anstellen sollte. Obwohl sich die beiden mittlerweile auch körperlich

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