Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
Vom Netzwerk:
Durst und gab dem Pferd des Totengräbers die Sporen, um möglichst schnell ins Wirtshaus nach Simmerberg zu kommen, obwohl dies einen Umweg bedeutete. Da die Taverne zum Simmerberger Brauhaus gehörte, war das Bier hier besonders süffig und nicht so dünn wie das des gräflichen Brauhauses in Immenstadt, das in der ›Krone‹ ausgeschenkt wurde. Der Medicus wusste, dass es in Simmerberg nicht nur Bier gab, sondern wegen der Nähe zum Bodensee auch wechselnde Sorten Seewein im Angebot waren. Da er noch Geld übrig hatte und jetzt schon in Gedanken an den kommenden Reichtum schwelgte, beschloss er, es sich heute so richtig gutgehen zu lassen und sich auch noch eine deftige Brotzeit zu gönnen.

Kapitel 12

    Konstanze Dreyling von Wagrain war mit Jakob und Judith Bomberg am Haus des Blaufärbers zusammengekommen. Sie besprachen mit seiner Frau und deren Sohn Otward, wie sie bei der weiteren Suche nach Didrik vorgehen wollten. Nach kurzer unsinniger Diskussion nahm Konstanze das Zepter in die Hand. »Wir bilden jetzt kleine Grüppchen und verteilen uns! Ist dies in Ordnung?«
    Die anderen nickten stumm. Konstanzes entschlossener Blick hätte sowieso keinen Widerspruch geduldet.
    »Also«, sagte sie zu den Bombergs. »Ihr zwei begebt euch in Richtung Weißach und sucht dort alles ab. – Auf geht’s!«
    Wortlos zogen die beiden ab.
    »Wartet!«, rief sie ihnen nach und hob dabei einen Arm. »Wir treffen uns kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder hier. Und wenn jemand Didrik gefunden hat, meldet er es den anderen durch lautes Rufen. Klar?«
    Jetzt nickten alle. Und Jakob bemerkte leise Judith gegenüber: »Was für eine starke Frau.«
    »Ja!«, bekräftigte Judith mit Stolz auf ihre Geschlechtsgenossin.
    »Gut! – Und ihr geht zum Staufenberg«, gebot Konstanze den Eltern des verschwundenen Kindes in ruhigem Ton. Dann drehte sie sich zu Otward um. »Wir beide suchen unterhalb des Schlosses bis hin zum Kapfwald alles ab.«
    Auch der Blaufärber drehte sich noch einmal um.
    »Vielleicht ist Didrik ja nur in ein Loch gefallen und kann sich mit eigener Kraft nicht mehr befreien? Sucht alles ganz genau ab«, flehte er die Helfer an.
    »Wir werden ihn finden«, tröstete Konstanze die verzweifelten Eltern, bevor sie Otward auf den Rücken klopfte und zum Gehen drängte.
    Als sie in die ihnen zugeteilten Ecken der Umgebung aufbrachen, hatte alle ein beklemmendes Gefühl beschlichen.
    »Hoffentlich habe ich nicht zu viel versprochen«, murmelte Konstanze.

    *

    Als der Tag fast zur Neige ging, waren die Bombergs nahe an die Höhle herangekommen. Sie hatten alle Wiesen und Wälder bis dorthin genau untersucht und dabei quasi jeden Stein umgedreht. Aber jetzt wurde es dunkel, und sie mussten die Suche aufgeben. Als sie sich mit den anderen wieder am Färberhaus trafen und auch diese versicherten, keinen Stein auf dem anderen gelassen zu haben, mussten sie sich eingestehen, dass die heutige Suche erfolglos verlaufen war.
    »Wir machen weiter!«, beschwor der völlig erschöpfte Blaufärber, der schon die letzte Nacht ohne Schlaf hatte auskommen müssen, seine Getreuen.
    »Das macht keinen Sinn«, konterte Konstanze eine Spur zu unwirsch, schlug aber sofort einen sanfteren Ton an. »Es wird gleich dunkel, Herr Opser. Für heute müssen wir aufgeben … ob wir wollen oder nicht.«
    Erst als sie versprach, dass sie sich morgen in aller Herrgottsfrühe wieder treffen würden, und die Bombergs zustimmend nickten, beruhigte sich der besorgte und todmüde Vater etwas.

    *

    Als Konstanze im Schlosshof eintraf, sah sie, wie Lodewig seinem Vater beim Abreiben des Pferdes half. Sie rannte auf die beiden zu und umarmte zuerst ihren Sohn, dann ihren Mann herzlich. »Schön, dass ihr wieder da seid.« Sie begrüßte ihre Lieben so innig wie vor wenigen Tagen, als sie ihre beiden Buben vermisst hatte und wie es zuvor nur selten der Fall gewesen war.
    »Wird das jetzt zur Gewohnheit?«, fragte Ulrich erstaunt. Er freute sich zwar, seine geliebte Frau zu sehen, wunderte sich aber über deren ungewohnt überschwängliche Herzlichkeit. »Wir waren doch nur in Harbatshofen und in Stiefenhofen. Du tust gerade so, als hätten wir eine jahrelange Reise um die Erde hinter uns«, scherzte er.
    »Und in Oberthalhofen«, ergänzte Lodewig den kurzen Reiseverlauf der beiden.
    Konstanze glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. »Wo seid ihr gewesen? Doch nicht etwa in der Weißenbachmühle?«, fragte sie und hielt sich erschrocken eine Hand vor den Mund.
    Da

Weitere Kostenlose Bücher