Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Panik und versuchte sich krampfhaft zusammenzureißen. Wenigstens konnte er immer noch sehen, auch wenn es nur Dunkel- und Helltöne waren. Farben ließen sich nicht bestimmen. Vielleicht, sagte er sich, konnte er zwar Farben wahrnehmen, aber es gab keine hier.
    Der Himmel über ihm war von fahlem spiegelnden Weiß. Um ihn herum standen dunkelgraue Bäume. Da erblickte er das Monster und wich davor zurück. Zur gleichen Zeit wich es vor etwas Ungesehenem zurück, und Jon-Tom erkannte, daß er selbst es war.
    Es waren noch andere Monster um ihn, und jedes von ihnen schien beim Anblick seines Nachbarn zu erschrecken. Jon-Tom fragte sich, wie er wohl aussehen mochte.
    Zusammen mit seiner Farbsichtigkeit hatte er auch den Geruchssinn eingebüßt, doch konnte er immer noch deutlich hören. Etwa das Geräusch des eigenen Körpers, wie dieser sich vorwärts bewegte. Es war nicht gerade angenehm. Es wies auf eine Fortbewegungsart hin, die weitaus weniger raffiniert war als das Laufen auf zwei Beinen.
    Diesmal hatte die Störung die Realität nicht einfach nur umgeworfen, sie hatte sie regelrecht umgekrempelt. Bisher hatten die Veränderungen des Wanderers wenigstens ein bißchen Sinn ergeben, doch die gegenwärtige Transformation ergab nicht den mindesten Sinn. Ob er die Geistesstörung desjenigen übernommen hatte, der ihn gefangenhielt?
    Jon-Tom mühte sich, um Worte zu formulieren. »Kann mich irgend jemand verstehen?«
    »Ich.« Die klobige Gestalt, die antwortete, war vom Aussehen eher verworren als abstoßend. Bei jemandem, der so geschmeidig und schnell war wie Mudge, erschien sie nicht eben angemessen, doch es war Mudges Stimme, die ihm Antwort gab. Und zwar ganz direkt, durch irgendeine unbekannte Form der Gedankenübertragung. Weder die Mudge- Gestalt noch Jon-Tom noch die anderen Ungeheuer besaßen irgend etwas, das als Mund zu erkennen war.
    Clodsahamp sprach, dann Sorbl und Dormas. So sehr sie auch das Unberechenbare verwandelt hatte, waren sie doch immerhin noch alle da. Dormas war die größte der Fünf, Sorbl der kleinste. Die Störung hatte sich immerhin an das Gesetz der Massentransformation gehalten. Offensichtlich galten doch noch einige Regeln.
    Bis auf ihren Größenunterschied sahen sie alle mehr oder weniger gleich aus: aufgedunsene, farblose Klumpen aus gelatineartigem Protoplasma, die in einer etwas weniger dichten Flüssigkeit dahintrieben. Innerhalb ihrer eigenen Körper waren kleinere Gestalten und Umrisse zu erkennen. Die glänzende Epidermis war in ständiger Bewegung. Riesige Einzeller, mutierte Amöben - Jon-Tom wußte nicht genau, zu welchen Lebewesen sie geworden waren, doch nun war er froh über das bißchen Biologie, das er hatte lernen müssen.
    »Das ist aber äußerst ärgerlich«, murmelte Clodsahamp stimmlos. »Ich frage mich, wie begrenzt unser jetziger Bewegungsspielraum ist.« Er ließ eine Pseudopode ausfahren und versuchte etwas zu ergreifen, das gerade durch die Flüssigkeit trieb. Dies führte zu der Entdeckung, daß sie ihre Position verändern konnten, indem sie die innere Masse verschoben. Hätte er einen Magen gehabt, so hätte er sich jetzt umgestülpt. Statt dessen litt er unter einem leichten geistigen Übelkeitsgefühl.
    »Was ist denn das? In wen oder was haben wir uns hier verwandelt?« wollte die Dormas-Gestalt wissen.
    »Derlei Gestaltlosigkeit ist in meinem Erfahrungsschatz nicht enthalten«, teilte Clodsahamp ihr mit.
    »Nun, in meinem schon.« Alle lichtempfindlichen Organellen wandten sich Jon-Tom zu. »Wir sind in etwas wie Amöben verwandelt worden, nur sehr viel größer und komplizierter. Beispielsweise besitzen wir immer noch höhere Denkfunktionen.«
    »Das stimmt schon, Kumpel«, sagte die Mudge-Masse. »Aber in ein oder zwei Minuten werden wir schon wieder wir selbst werden. Stimmt das etwa nich, Euer Klumpschaft?«
    »Das will ich wirklich hoffen.« Clodsahamp blickte sich um.
    »Unsere Vorräte scheinen verschwunden zu sein. Das war während der früheren Störungen nie der Fall.«
    Jon-Tom fiel auf, daß seine Einschätzung ihrer gegenwärtigen Lage noch genauer war, als er zuerst geglaubt hatte.
    »Unsere Vorräte sind nicht verschwunden. Sie sind hier, um uns herum. Wir können sie in unserem gegenwärtigen Zustand lediglich nicht sehen. Denn wir gleichen nicht etwa nur Mikroorganismen, wir sind zu Mikroorganismen geworden. Wir sind geschrumpft.« Er deutete mit einer Pseudopode. »Diese Felsbrocken dort drüben sind wahrscheinlich kaum mehr als

Weitere Kostenlose Bücher