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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ehemaligen Seniorpartner des Hauses schweifen. »Vor sechs Jahren habe ich in diesem Raum hier Lord Liversedge russische Staatsanleihen im Werte von hunderttausend Pfund verkauft«, sagte er nachdenklich. »Das hast du«, bestätigte Samuel.
    »Die fünfprozentige Provision, die die Bank bei dieser Transaktion eingestrichen hat, ergibt eine Summe, die noch immer höher liegt als mein Gesamtgehalt nach acht Jahren Tätigkeit für dieses Haus.« Er lächelte.
    »Ich hoffe, ich muß das nicht als Wunsch nach Gehaltserhöhung interpretieren«, sagte Joseph gereizt. »Du bist bereits der bestbezahlte Angestellte der Firma.«
    »Mit Ausnahme der Teilhaber.«
    »Das versteht sich von selbst«, gab Joseph scharf zurück. Ein schlechter Start, dachte Hugh, ich war mal wieder zu stürmisch. Immer mit der Ruhe ... »Nein, ich komme nicht um eine Gehaltserhöhung ein«, sagte er, »aber ich habe den Teilhabern einen Vorschlag zu unterbreiten.«
    »Dann nimm Platz, und laß uns wissen, worum es geht«, erwiderte Onkel Samuel.
    Hugh ließ sein Sherryglas stehen, ohne auch nur daran genippt zu haben, und konzentrierte sich. Er wollte unbedingt erreichen, daß die anderen seinem Plan zustimmten. Dabei ging es nicht nur um die Krönung seiner Arbeit, sondern auch um den Beweis dafür, daß er sich, allen Widrigkeiten zum Trotz, durchgesetzt hatte. Der Bank verschaffte die geplante Verbindung auf einen Schlag mehr Aufträge, als ihr die meisten Teilhaber in einem ganzen Jahr beschaffen konnten. Und wenn die Partner zustimmten, würden sie sich auch mehr oder minder verpflichtet fühlen, ihn zu einem der Ihren zu machen.
    »Das Finanzzentrum der Vereinigten Staaten ist nicht mehr Boston«, begann er. »Diesen Rang nimmt jetzt New York ein. Wir sollten deshalb unser Büro dorthin verlegen. Allerdings hat die Sache einen Haken. Bei einem Großteil der Geschäfte, die ich in den vergangenen Jahren getätigt habe, handelte es sich um gemeinsame Unternehmungen mit dem New Yorker Bankhaus Madler & Bell. Das ergab sich daraus, daß Sidney Madler mich am Anfang, als ich noch ein grüner Junge war, unter seine Fittiche nahm. Würden wir nach New York umziehen, gerieten wir in eine Konkurrenzsituation zu ihnen.«
    »Gegen Konkurrenz am rechten Ort ist nichts einzuwenden«, stellte Major Hartshorn fest. Wertvolle Redebeiträge kamen von ihm so gut wie nie - doch anstatt den Mund zu halten, zog er es vor, in dogmatischem Ton Binsenweisheiten zu verkünden. »Das mag sein. Aber ich habe eine bessere Idee. Warum fusionieren wir auf d e m amerikanischen Markt nicht mit Madler & Bell?«
    »Fusionieren?« fragte Hartshorn. »Was meinst du damit?«
    »Ein gemeinsames Unternehmen gründen, das den Namen Madler, Bell & Pilaster führt und sowohl in New York als auch in Boston vertreten ist.«
    »Und wie soll das funktionieren?«
    »Das neue Haus wäre für die Finanzierung aller Import- und Exportgeschäfte zuständig, die zur Zeit von beiden betroffenen Häusern getrennt getätigt werden. Die Profite würden geteilt. Das Bankhaus Pilaster erhielte die Chance, sich an allen neuen von Madler & Bell am Markt plazierten Anleihen- und Wertpapieremissionen zu beteiligen. Ich würde das Geschäft von London aus führen.«
    »Gefällt mir nicht«, sagte Joseph. »Damit liefern wir unser Haus fremder Kontrolle aus.«
    »Das Beste kommt erst noch!« fuhr Hugh fort. »Sämtliche europäischen Aktivitäten von Madler & Bell, die sich gegenwärtig auf verschiedene Agenten in London verteilen, würden den Pilasters zufallen.«
    Joseph konnte sich ein überraschtes Räuspern nicht verkneifen.
    »Das würde sich auf...«
    »... mehr als fünfzigtausend Pfund Provision pro Jahr belaufen.«
    »Du meine Güte!« entfuhr es Major Hartshorn. Die Verblüffung der Teilhaber war vollkommen. Nie zuvor hatten sie sich auf ein solches Gemeinschaftsgeschäft eingelassen, und niemals hätten sie einen so innovativen Vorschlag erwartet - schon gar nicht aus dem Munde eines Mannes, der noch nicht einmal Teilhaber war. Doch die Aussicht auf fünfzigtausend Pfund Provision im Jahr war unwiderstehlich.
    »Du hast offensichtlich schon mit ihnen darüber gesprochen«, sagte Samuel.
    »Ja. Madler ist Feuer und Flamme, ebenso wie sein Partner John James Bell.«
    »Und du würdest das gemeinsame Unternehmen von London aus leiten«, warf der junge William ein.
    Hugh merkte, daß William in ihm einen Rivalen sah, der ihm in fünftausend Kilometer Entfernung weniger gefährlich erschienen war.

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