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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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neuem auf sie stürzen. April umklammerte seine Beine; Edward stolperte und ging in die Knie. »Sieh zu, daß du verschwindest, Emily«, sagte April. »Er bringt dich sonst noch um.« Weinend stürzte Emily aus dem Zimmer.
    Edward tobte noch immer. »Dieses verseuchte Hurenhaus betrete ich nie wieder!« brüllte er und drohte April mit dem Finger. Micky fiel aufs Sofa und hielt sich die Seiten. Er fürchtete, jeden Augenblick zu platzen, so sehr mußte er lachen.
     
     
    Maisie Greenbournes Mittsommernachtsball gehörte zu den absoluten Höhepunkten der Londoner Saison. Die beste Musikkapelle, das schmackhafteste Essen, unerhört extravagante Dekorationen und unbegrenzte Mengen von Champagner zeichneten das Fest aus. Der Hauptanlaß dafür, daß niemand diesen Ball versäumen wollte, bestand jedoch darin, daß der Prinz von Wales Stammgast war.
    Für dieses Jahr hatte Maisie sich etwas Besonderes vorgenommen: Die neue Nora Pilaster sollte ihr Debüt geben. Das war ein höchst riskantes Unterfangen. Ging es schief, so wären sowohl Nora als auch Maisie selbst bis auf die Knochen blamiert. Lief alles jedoch wie geplant, so würde fortan niemand mehr wagen, Nora die kalte Schulter zu zeigen. Vor Beginn des Balls hatte Maisie für eine ausgewählte Gruppe von vierundzwanzig Personen ein kleines Dinner gegeben. Der Prinz von Wales war verhindert, doch Hugh und Nora gehörten zu den Gästen. Nora trug ein himmelblaues mit kleinen Seidenschleifchen besetztes Musslinkleid, das ihr bezaubernd stand. Der schulterfreie Stil brachte ihre rosige Haut und ihre üppige Figur äußerst vorteilhaft zur Geltung.
    Noras Anwesenheit am Tisch der besonders Geladenen überraschte die anderen Gäste, doch gingen sie wohl davon aus, dass Maisie wußte, was sie tat. Die Gastgeberin selbst war sich dessen gar nicht so sicher. Zwar kannte sie die Denkweise des Thronfolgers und bildete sich ein, seine Reaktionen einigermaßen zuverlässig voraussagen zu können, doch kam es immer wieder vor, daß er sich ganz anders verhielt, als zu erwarten war - und zwar vor allem dann, wenn er aus irgendeinem Grund das Gefühl hatte, benutzt zu werden. In diesen Fällen waren selbst seine Freunde nicht vor seinem Zorn sicher. Maisie wußte, daß ihr, wenn sie den Prinz von Wales vor den Kopf stieß, die gleiche gesellschaftliche Ächtung bevorstand wie Nora, und sie wunderte sich selbst, als sie darüber nachdachte, daß sie allein um Noras willen ein solches Risiko eingegangen war. Aber letztlich ging es ihr ja nicht um Nora, sondern um Hugh.
    Vor zwei Monaten hatte Hugh offiziell seine Kündigung beim Bankhaus Pilaster eingereicht. Solly Greenbourne wartete ungeduldig auf den Dienstantritt des neuen Mitarbeiters, doch bestanden die Teilhaber ohne Wenn und Aber auf der Einhaltung der dreimonatigen Kündigungsfrist. Sie wollten den Augenblick, da Hugh für die Konkurrenz zu arbeiten begann, so lange wie irgend möglich hinauszögern.
    Nach dem Dinner nahm Maisie Nora im Vorraum der Damentoilette ins Gebet. »Bleiben Sie immer in meiner Nähe!« sagte sie. »Wenn sich die Gelegenheit ergibt, Sie dem Thronfolger vorzustellen, darf ich Sie nicht erst lange suchen müssen - Sie müssen sofort präsent sein!«
    »Ich klebe an Ihnen wie ein Schotte an einer Fünfpfundnote«, erwiderte Nora im gewohnten Cockney, um dann sogleich in den schleppenden Ton der Oberschicht zu verfallen: »Keine Bange! Ich laufe schon nicht davon!«
    Gegen halb elf trafen die ersten Ballgäste ein. Gewöhnlich verzichtete Maisie darauf, Augusta Pilaster einzuladen. Diesmal hatte sie jedoch eine Ausnahme gemacht: Wenn Nora tatsächlich der erwünschte Erfolg beschieden war, so sollte Augusta ihren Triumph miterleben. Prompt befand sich Augusta denn auch unter den ersten Gästen, obwohl Maisie insgeheim mit einer Absage gerechnet hatte.
    Auch Hughs New Yorker Mentor Sidney Madler, ein charmanter weißbärtiger Mann um die Sechzig, gehörte zu den Geladenen. Er erschien in kurzem Jackett mit schwarzer Krawatte - einer unverkennbar amerikanischen Version des Abendanzugs. Eine Stunde lang taten Maisie und Solly nicht viel mehr als Hände schütteln. Dann erschien der Kronprinz. Sie geleiteten ihn in den Ballsaal und stellten ihm Sollys Vater vor. Ben Greenbourne verbeugte sich steif aus der Hüfte heraus, mit Ladestock im Kreuz wie ein preußischer Wachsoldat. Maisie war die erste Tanzpartnerin des Thronfolgers. »Ich habe eine herrliche Klatschgeschichte für Sie«, sagte sie während des

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