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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ist.«
    »Erschwerend kommt hinzu, daß du keine Jungfrau mehr bist.«
    »Dann ist die Sache also hoffnungslos«, meinte Emily zerknirscht.
    »Eine Chance gibt es noch: Edward muß sich einverstanden erklären. Meinst du, du könntest ihn dazu überreden?« Emilys Miene hellte sich auf. »Ja, vielleicht.«
    »Wenn er eidesstattlich bestätigt, daß er impotent ist und gegen die Annullierung der Ehe keinen Widerspruch einlegen wird, dann wird man deine Argumentation nicht anfechten.«
    »Er unterschreibt, dafür werde ich sorgen.« Emilys Züge verrieten wieder jene unerwartete Entschlossenheit, an der Maisie schon vor Jahren den starken Willen der jungen Frau erkannt hatte. »Sei vorsichtig! Legal ist eine solche Absprache der Eheleute nämlich nicht, und es gibt da einen Mann mit dem Titel ›Prokurator der Krone‹, der gewissermaßen als ›Scheidungspolizist‹ agiert.«
    »Darf ich danach Robert heiraten?«
    »Ja. Der Nichtvollzug der Ehe ist nach dem Kirchenrecht Grund für eine gültige Scheidung ohne jedes Wenn und Aber. Es wird ungefähr ein Jahr dauern, ehe es zur Verhandlung kommt, und danach gibt es noch eine Sechsmonatsfrist, bis die Scheidung rechtskräftig ist. Doch am Ende steht einer Wiederverheiratung nichts mehr im Wege.«
    »Ich hoffe nur, Edward stellt sich nicht zu sehr an.«
    »Wie steht er zu dir?«
    »Er haßt mich.«
    »Glaubst du nicht, daß er dich gerne loswerden würde?«
    »Ich denke, das ist ihm völlig gleichgültig. Hauptsache, ich lasse ihn in Ruhe.«
    »Und wenn du ihn nicht in Ruhe läßt?«
    »Du meinst, ich könnte ihm absichtlich lästig fallen?«
    »Genau das.«
    »Ja, ich glaube, das ließe sich machen ...«
    Maisie hegte nicht den geringsten Zweifel daran, daß Emily, wenn sie es darauf anlegte, unerträglich lästig sein konnte. »Außerdem brauche ich einen Rechtsanwalt, der den Brief aufsetzt, den Edward unterschreiben muß«, fügte Emily hinzu. »Ich werde Rachels Vater drum bitten. Er ist ja Anwalt.« Maisie sah auf die Uhr. »Heute geht's nicht mehr. In Windfield fängt die Schule wieder an, und ich muß Bertie hinbringen. Aber morgen früh werde ich mich drum kümmern.«
    Emily erhob sich. »Maisie, du bist die beste Freundin, die man sich als Frau wünschen kann.«
    »Ich sag' dir eines: Das gibt einen Riesenwirbel im Hause Pilaster. Augusta kriegt einen Tobsuchtsanfall.«
    »Vor der hab' ich keine Angst«, erwiderte Emily.
     
    Maisie Greenbournes Besuche in Windfield erregten immer großes Aufsehen. Man wußte, daß sie die Witwe des sagenhaft reichen Solly Greenbourne war, persönlich aber nur über sehr geringe Mittel verfügte. Überdies galt sie als »fortschrittliche« Person, die an die Gleichberechtigung der Frau glaubte und - so ging das Gerücht - Hausmädchen dazu ermunterte, uneheliche Kinder in die Welt zu setzen. Außerdem wurde sie jedesmal, wenn sie Bertie zur Schule brachte, von Hugh Pilaster begleitet, jenem gutaussehenden Bankier, der auch das Schulgeld für Bertie bezahlte. Unter den Schülereltern, die sich darüber Gedanken machten, kursierte längst das Gerücht, daß Hugh Berties leiblicher Vater war. Der Hauptgrund für die Aufmerksamkeit, die Maisie erregte, lag aber nach ihrer eigenen Überzeugung darin, daß sie mit ihren mittlerweile vierunddreißig Jahren immer noch so schön war, daß sich die Männer nach ihr umdrehten. Diesmal trug sie ein tomatenrotes Kostüm - ein Kleid mit einer kurzen Jacke darüber-, dazu auf dem Kopf einen Hut mit Feder. Maisie wußte, daß sie hübsch und sorgenfrei aussah, doch insgeheim brachen ihr die gemeinsamen Windfield-Besuche mit Hugh und Bertie jedesmal fast das Herz.
    Siebzehn Jahre war es inzwischen her, daß sie mit Hugh geschlafen hatte, und sie liebte ihn so innig wie am ersten Tag. Sie verbrachte den größten Teil ihrer Zeit damit, sich in den Kummer der armen Mädchen in der Klinik einzufühlen, und vergaß darüber ihre eigenen Sorgen. Zwei- oder dreimal im Jahr aber ließ es sich nicht vermeiden, daß sie mit Hugh zusammentraf, und dann brachen sofort die alten Wunden wieder auf. Seit elf Jahren wußte er nun, daß er Berties Vater war. Ben Greenbourne hatte eine Andeutung gemacht, worauf Hugh zu ihr gekommen war und sie mit seinem Verdacht konfrontiert hatte. Sie hatte ihm die Wahrheit gesagt. Von jenem Tag an hatte Hugh alles getan, was er für Bertie tun konnte, nur offiziell als seinen Sohn anerkannt hatte er ihn nicht. Bertie hielt sich noch immer für den Sohn des verstorbenen

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