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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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keine Ahnung, aber auch sie verhielt sich ihm gegenüber etwas merkwürdig. Micky vermutete, daß sie sehr wohl Bescheid wußte, es ihm aber nicht sagen wollte.
    Das war das erste Mal seit zwanzig Jahren. Gewiß, es kam hin und wieder vor, daß Edward ihm etwas übelnahm und sich für eine Weile in den Schmollwinkel zurückzog. Aber nach ein, zwei Tagen war immer alles vergeben und vergessen. Dieses Mal meinte er es offenbar ernst - und das hieß, daß möglicherweise die Finanzierung des Hafens in Santamaria gefährdet war. In den vergangenen zehn Jahren hatte das Bankhaus Pilaster im Durchschnitt einmal jährlich Cordoba-Anleihen ausgegeben. Zum Teil waren mit dem Geld Eisenbahnen, Bewässerungsanlagen und Bergwerke finanziert worden, zum Teil war es aber auch nur als Kredit an die Regierung geflossen. So oder so - der Miranda-Clan hatte, direkt oder indirekt, stets davon profitiert. Papa Miranda war nach dem Präsidenten inzwischen der mächtigste Mann in Cordoba.
    Micky selbst hatte, ohne daß die Bank davon wußte, bei allen Geschäften eine Provision kassiert und war mittlerweile steinreich. Mehr noch: Dank seiner Fähigkeiten als Geldbeschaffer gehörte er nunmehr zu den wichtigsten Persönlichkeiten im politischen Leben Cordobas und galt als unangefochtener Erbe der väterlichen Macht, und Papa stand im Begriff, einen Staatsstreich anzuzetteln.
    Die Pläne dazu waren längst fertig. Mit der Bahn sollte die Privatarmee der Mirandas nach Süden vorstoßen, um die Hauptstadt zu belagern. Gleichzeitig würde eine andere Truppe Milpita attackieren, die Hafenstadt an der Pazifikküste, von der aus die Hauptstadt versorgt wurde.
    Revolutionen aber kosteten Geld. Papa hatte Micky beauftragt, einen Kredit von bisher ungekannter Höhe zu beschaffen: zwei Millionen Pfund Sterling, mit denen die für einen Bürgerkrieg erforderlichen Waffen und Versorgungsgüter gekauft werden sollten. Papa hatte ihm eine einzigartige Belohnung in Aussicht gestellt: Sobald er Präsident war, würde er Micky das Amt des Ministerpräsidenten mit weitreichenden Vollmachten übertragen und ihn offiziell zum Nachfolger erklären. Der Autorität des Ministerpräsidenten, so hatte Papa ihm zugesichert, wären mit Ausnahme des Präsidenten sämtliche Bürger Cordobas unterworfen. Damit wäre Micky am Ziel seiner langgehegten Wünsche. Er würde als Held und Eroberer in sein Heimatland zurückkehren, als Thronerbe, rechte Hand des Präsidenten und unumschränkter Herrscher über seine Neffen und Onkel sowie vor allem - und darauf freute er sich ganz besonders - über seinen Bruder. Dies alles war nun durch Edward gefährdet. Edward spielte im Plan der Mirandas eine Schlüsselrolle. Micky hatte den Pilasters ein inoffizielles Handelsmonopol für Cordoba eingeräumt, um Edwards Einfluß und Ansehen innerhalb der Bank zu stärken. Es hatte sich ausgezahlt: Edward war jetzt Seniorpartner - eine Stellung, die er ohne Hilfe nie erreicht hätte. Der Nachteil bestand darin, daß es in der Londoner Finanzwelt außer den Pilasters keinen Menschen gab, der je die Chance besessen hätte, Erfahrungen im Cordoba-Handel zu sammeln. Bei den anderen Banken herrschte daher die Einstellung: Wir wissen zuwenig über das Land, also können wir dort nicht investieren. Kam Micky mit einem Projekt zu ihnen, schlug ihm gleich doppeltes Mißtrauen entgegen, ging man doch allgemein davon aus, daß das Bankhaus Pilaster besagtes Projekt bereits abgelehnt hatte. Micky hatte mehrfach versucht, bei anderen Banken Kredite aufzunehmen, sich bislang aber nur Absagen eingehandelt. Edwards Verstimmung war daher zutiefst beunruhigend und bereitete Micky schlaflose Nächte. Nachdem sich Augusta als unwillig oder unfähig erwiesen hatte, Licht in das Dunkel zu bringen, gab es niemanden mehr, an den Micky sich hätte wenden können - schließlich war er selbst der einzige, der eng mit Edward befreundet war.
    Er saß noch immer da, rauchte und zerbrach sich den Kopf über sein weiteres Vorgehen, als unvermittelt Hugh Pilaster auftauchte. Er war unbegleitet, trug einen Smoking und ließ sich einen Drink bringen. Offenbar war er auf dem Weg zu einem Abendessen in Gesellschaft.
    Micky konnte Hugh nicht leiden und wußte, daß seine Abneigung auf Gegenseitigkeit beruhte. Immerhin war es denkbar, daß Hugh wußte, worum es ging. Eine Frage kostet nichts, dachte er, erhob sich und ging hinüber zu Hughs Tisch, »'n Abend, Pilaster«, sagte er. »'n Abend, Miranda.«
    »Hast du in letzter Zeit

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