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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Maisie sofort: Das war dieses Luder, das sie im Park beleidigt hatte, die sogenannte »Löwin«. Schon damals hatte sie die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß dieses Biest Hugh eines Tages in größte Schwierigkeiten bringen könnte. Die Kopfhaltung dieser Person und ihr strahlender Blick verrieten Arroganz und Kompromißlosigkeit. Selbst jetzt noch, da sie eigentlich vor Scham hätte in den Boden versinken müssen, stand sie aufrecht und splitterfasernackt vor ihr und erwiderte ungerührt Augustas Blick. Ihr Körper war phantastisch gebaut, klein, aber formvollendet, mit festen, runden Brüsten und krausem sandbraunem Haar unterhalb des Nabels. Ihr Blick war derart hochmütig, daß Augusta sich beinahe selbst wie ein Eindringling vorkam. Doch wie auch immer - diese Frau besiegelte Hughs Schicksal. In Augustas Gehirn wollte schon ein Plan Gestalt annehmen, als sie unversehens Edward erblickte, der mit blutverschmiertem Gesicht auf dem Boden lag.
    Urplötzlich waren all die alten, längst überwunden geglaubten Ängste wieder da. Augusta war auf einmal dreiundzwanzig Jahre jünger, und wieder lag ihr Baby im Sterben. Blinde Panik ergriff sie.

»Teddy!« kreischte sie. »Was ist mit meinem Teddy passiert?« Sie fiel neben Edward auf die Knie und schrie: »Sag doch etwas! Sprich mit mir!« Eine unerträgliche Furcht bemächtigte sich ihrer - genau wie damals, als das Baby von Tag zu Tag immer magerer wurde und die Ärzte ihr nicht sagen konnten, woran es lag.
    Edward setzte sich auf und stöhnte. »So sag doch etwas!« flehte sie ihn an. »Nenn mich nicht immer Teddy«, sagte er.
    Der schlimmste Schrecken war vorüber. Der Junge war bei Bewußtsein und konnte sprechen. Aber seine Stimme war belegt, und seine Nase schien verrutscht zu sein. »Was ist geschehen?« fragte sie.
    »Ich hab' Hugh mit seiner Hure im Bett erwischt«, stammelte Edward, »und da hat er einfach durchgedreht.« Augusta bezwang ihre Angst und die aufkeimende Wut. Zärtlich berührte sie Edwards Nase. Er heulte kurz auf, ließ es aber zu, daß sie vorsichtig zudrückte. Es ist nichts gebrochen, dachte sie; die Nase schwillt bloß an.
    Sie hörte die Stimme ihres Ehemanns: »Was, zum Teufel, geht hier vor?«
    Augusta erhob sich. »Hugh hat Edward geschlagen«, sagte sie.
    »Wie geht es dem Jungen?«
    »So einigermaßen.«
    Joseph Pilaster wandte sich an Hugh. »Verdammt nochmal, Hugh, was ist denn in dich gefahren?«
    »Der dämliche Trottel hat es nicht anders gewollt«, erwiderte Hugh trotzig.
    Richtig so, Hugh, dachte Augusta, mach die Sache nur noch schlimmer. Und komm vor allem nicht auf die Idee, dich zu entschuldigen. Mir kann's nur recht sein, wenn der Zorn deines Onkels möglichst lange anhält ...
    Josephs Aufmerksamkeit war allerdings schon abgelenkt. Unruhig glitten seine Blicke hin und her - zwischen den beiden Streithähnen und dem nackten Frauenkörper. Augusta spürte einen Stich Eifersucht.
    Das machte sie ruhiger. Edward war nicht ernsthaft in Gefahr. Sie begann fieberhaft nachzudenken. Es galt, die Situation bestmöglich zu nutzen. Hugh war nun ohne jeglichen Schutz; sie konnte mit ihm machen, was sie wollte. Das Gespräch mit Micky Miranda fiel ihr ein: Hugh mußte zum Schweigen gebracht werden, weil er zuviel über den Tod von Peter Middleton wußte. Jetzt war der Augenblick für den entscheidenden Schlag gekommen. Zunächst einmal muß ich ihn von diesem Mädchen trennen, dachte sie.
    Das Hauspersonal war inzwischen aufgewacht. In ihren Nachtgewändern standen die Leute im Gang, der zur Hintertreppe führte. Erschrocken, aber auch fasziniert, beobachteten sie die Szenerie. Augusta erkannte Hastead, ihren Butler. Er trug einen Morgenmantel aus gelber Seide, den Joseph vor einigen Jahren ausgemustert hatte. Williams, ein anderer Diener, war im gestreiften Nachthemd erschienen. »Hastead und Williams, bringen Sie Mr. Edward zu Bett!« befahl sie, worauf die beiden Männer diensteifrig herbeieilten und Teddy wieder auf die Füße stellten. Dann wandte sich Augusta an ihre Wirtschafterin: »Mrs. Merton, bedecken Sie dieses Mädchen mit einem Leintuch oder etwas anderem, führen Sie sie in mein Zimmer und sorgen Sie dafür, daß sie sich anzieht.« Mrs. Merton streifte ihren eigenen Morgenrock ab und legte ihn dem Mädchen um die Schultern. Maisie bedeckte ihre Blöße und zog ihn zu, machte aber keine Anstalten, das Feld zu verlassen.
    »Hugh, lauf du zu Dr. Humbold in der Church Street. Es kann nicht schaden, wenn er sich die

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