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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Lage verdankte, wäre Hugh eher noch gefährlicher. David Middleton hatte ihn bisher noch nicht angesprochen - möglicherweise wußte er noch nicht, daß Hugh an jenem schicksalhaften Tag auch am Badesee gewesen war. Doch früher oder später würde er darauf kommen und sich an Hugh wenden. Sie wurde nervös und ärgerte sich über sich selbst. Ich hätte nicht so gedankenlos seine Entlassung fordern sollen, warf sie sich vor. Ob es möglich ist, Joseph noch einmal umzustimmen? Ich muß es versuchen ... »Vielleicht sind wir ein wenig zu streng mit ihm«, sagte sie. Joseph hob die Brauen. Der plötzliche Anflug von Milde überraschte ihn.
    »Nun, du sagst doch immer, daß er das Zeug zu einem guten Bankier hat. Vielleicht ist es unklug, ein solches Talent fallenzulassen.«
    »Augusta«, erwiderte Joseph unwirsch, »was willst du eigentlich? Kannst du mir bitte eine klare Antwort geben?« Sie setzte sich auf einen niedrigen Stuhl neben dem Sekretär, ließ ihr Nachthemd ein wenig hochrutschen und streckte ihre immer noch sehr attraktiven Beine aus. Deren Anblick besänftigte Joseph sogleich wieder und lenkte ihn ab.
    Augusta zermarterte sich das Gehirn nach einem rettenden Einfall.
    Plötzlich kam ihr eine Idee.
    »Schick ihn doch ins Ausland«, schlug sie vor. »Wie bitte?«
    Je mehr sie darüber nachdachte, desto besser gefiel ihr die Idee. Im Ausland war Hugh für David Middleton nicht zu erreichen, blieb aber gleichzeitig in ihrer eigenen Einflußsphäre. »Schick ihn in den Fernen Osten oder nach Südamerika«, empfahl sie und hatte plötzlich Freude an der Vorstellung. »Schick ihn irgendwohin, wo sein schlechtes Benehmen keinen Schatten auf mein Haus wirft.«
    Josephs Zorn auf sie war verflogen. »Das ist keine schlechte Idee«, sagte er nachdenklich. »Wir haben eine offene Stelle in den Vereinigten Staaten. Der alte Knabe, der unser Büro in Boston leitet, braucht einen Assistenten.«
    Amerika wäre ideal, dachte Augusta voller Stolz auf ihre Geistesgegenwart.
    Allerdings spielte Joseph momentan nur mit dem Gedanken. Ich muß ihn so weit bringen, daß er sich festlegt, dachte sie und sagte:
    »Schick ihn so schnell wie möglich fort. Ich möchte ihn hier in diesem Hause nicht mehr sehen.«
    »Er kann noch heute vormittag seine Überfahrt buchen«, sagte Joseph. »Danach ist seine Anwesenheit hier in London nicht mehr erforderlich. Er kann dann meinetwegen nach Folkestone fahren, seiner Mutter Lebewohl sagen und dort bleiben, bis das Schiff in See sticht.«
    Und es wird Jahre dauern, bis er David Middleton trifft, ergänzte Augusta befriedigt. »Sehr schön. Dann ist die Sache also klar.« Gab es noch irgendwelche Haken? Sie dachte an Maisie. Ob Hugh sie wirklich mochte? Kaum, aber möglich war alles. Vielleicht war er nicht bereit, sich von ihr zu trennen. Auf jeden Fall stellte sie einen Unsicherheitsfaktor dar, der Augusta einiges Kopfzerbrechen bereitete. Hugh konnte doch unmöglich eine Dirne mit nach Boston nehmen. Andererseits bestand die Gefahr, daß er ohne sie London nicht verlassen würde. Ob es eine Möglichkeit gab, die Romanze im Keim zu ersticken? Nur zur Vorbeugung ... Sie erhob sich und ging auf die Tür zu, die zu ihrem eigenen Schlafzimmer führte. Joseph war seine Enttäuschung anzumerken. »Ich muß jetzt dieses Mädchen loswerden«, erklärte sie. »Kann ich dir helfen?«
    Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. Allgemein gehaltene Hilfsangebote entsprachen nicht Josephs Art. Er will die Hure nur noch mal anglotzen, dachte sie voller Ingrimm und schüttelte den Kopf. »Ich komme wieder. Geh jetzt zu Bett.«
    »Wie du meinst«, erwiderte er zögernd.
    Augusta begab sich in ihr Zimmer und schloß nachdrücklich die Tür hinter sich.
    Maisie war inzwischen wieder angekleidet und steckte gerade ihren Hut auf dem Haar fest. Mrs. Merton war dabei, ein ziemlich auffälliges blaugrünes Kleid zusammenzulegen, und stopfte es in eine billige Tasche. »Ich habe ihr ein Kleid von mir geliehen, gnä' Frau«, sagte sie. »Ihr eigenes ist total durchnäßt.« Damit war ein kleines Rätsel gelöst, das Augusta bislang irritiert hatte. Eine Hure ins Haus zu bringen - eine derart eklatante Dummheit paßte einfach nicht zu Hugh. Jetzt war ihr klar, wie es geschehen konnte. Sie waren von einem plötzlichen Unwetter überrascht worden. Hugh hatte das Frauenzimmer mitgenommen, damit es sich abtrocknen konnte. Und dann hatten die Dinge ihren Lauf genommen.
    »Wie heißen Sie?« fragte Augusta, an das

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