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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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angenehm überrascht. Trotz des mißglückten Auftakts entwickelten sich die Dinge in der gewünschten Richtung. »Was werden Sie tun?« fragte sie.
    Maisie kämpfte mit den Tränen. »Ich werde mich nie mehr mit ihm treffen. Es mag Ihnen trotzdem gelingen, ihn zugrunde zu richten - aber nicht mit meiner Hilfe!«
    »Er wird Sie vielleicht von sich aus suchen.«
    »Ich werde einfach verschwinden. Er weiß nicht, wo ich wohne, und ich werde mich von allen Orten fernhalten, wo er mich suchen könnte.«
    Ein guter Plan, dachte Augusta. Und du brauchst dich nur kurze Zeit daran zu halten, denn danach ist er im Ausland und wird frühestens in einigen Jahren zurückkehren - wenn überhaupt ... Doch sie hütete sich, das auszusprechen. Sie hatte Maisie erfolgreich zu der von ihr gewünschten Entscheidung gebracht. Weiterer Hilfe bedurfte das Mädchen nicht.
    Maisie wischte sich mit dem Ärmel ihres Kleides die Tränen aus dem Gesicht und sagte: »Ich geh' jetzt besser - bevor er mit dem Arzt zurückkommt.« Sie erhob sich. »Vielen Dank, Mrs. Merton, daß Sie mir Ihr Kleid geborgt haben.«
    Die Wirtschafterin öffnete ihr die Tür. »Ich führe Sie hinaus.«
    »Können wir diesmal die Hintertreppe benutzen?« bat Maisie. »Ich will nicht ...« Sie hielt inne, schluckte heftig und fuhr nahezu im Flüsterton fort: »Ich möchte Hugh nicht mehr begegnen.« Sie ging hinaus.
    Mrs. Merton folgte ihr und schloß die Tür.
    Augusta atmete erleichtert auf. Sie hatte es geschafft. In einer einzigen Nacht hatte sie Hughs beruflichen Aufstieg gebremst, Maisie Robinson neutralisiert und die Gefahr entschärft, die von David Middleton ausging. Maisie hatte sich als achtbare Gegnerin erwiesen, sich aber letztlich zu sehr von ihren Gefühlen leiten lassen.
    Augusta kostete für einige Augenblicke still ihren Triumph aus und ging dann hinauf, um nach Edward zu sehen. Ihr Sohn saß aufrecht im Bett und schlürfte Brandy aus einem Stengelglas. Seine Nase sah übel aus und war mit geronnenem Blut verschmiert. Er tat sich offenbar selber leid. »Mein armer Junge«, sagte Augusta, ging zum Nachttisch und befeuchtete die Ecke eines Handtuchs. Dann setzte sie sich auf die Bettkante und wischte ihm das Blut von der Oberlippe. Er zuckte zusammen. »Verzeihung!« sagte Augusta.
    Edward lächelte. »Es geht schon, Mutter. Mach ruhig weiter. Es ist sehr beruhigend.«
    Sie war noch dabei, ihn zu säubern, als Dr. Humbold das Zimmer betrat. Hugh folgte ihm auf dem Fuße. »Kleine Schlägerei gehabt, junger Mann, wie?« fragte der Arzt jovial.
    Augusta fand die Bemerkung empörend. »Davon kann keine Rede sein«, sagte sie ungnädig. »Er wurde überfallen.« Humbold war sichtlich zerknirscht. »Was Sie sagen, was Sie sagen«, stammelte er.
    »Wo ist Maisie?« fragte Hugh.
    Augusta wollte vor dem Arzt nicht über das Mädchen sprechen. Sie stand auf und nahm Hugh mit vor die Tür. »Sie ist gegangen.«
    »Hast du sie fortgeschickt?« wollte Hugh wissen. Der Ton, in dem er zu ihr sprach, mißfiel ihr, und sie fühlte sich versucht, ihn sich zu verbitten. Aber es brachte jetzt nichts, Hugh noch mehr zu verärgern: Ihr Sieg über ihn war vollkommen - nur wußte er das noch nicht. In versöhnlichem Ton sagte sie: »Hätte ich sie hinausgeworfen, so hätte sie dich doch sicher draußen auf der Straße abgepaßt, um es dir zu sagen - meinst du nicht auch? Nein, sie ist aus eigenem Entschluß gegangen. Sie will dir morgen einen Brief schreiben, hat sie gesagt.«
    »Aber vorhin sagte sie, sie wolle hierbleiben, bis ich mit dem Arzt zurückkomme.«
    »Dann hat sie eben ihre Meinung geändert. Das soll bei Mädchen ihres Alters gelegentlich vorkommen.«
    Hugh war offensichtlich sehr bestürzt, doch wußte er nicht, was er noch sagen sollte.
    »Zweifellos lag ihr sehr daran, sich so schnell wie möglich aus jener peinlichen Situation zu befreien, in die du sie gebracht hattest.« Das war nicht ganz von der Hand zu weisen. »Wahrscheinlich hast du ihr die Hölle so heiß gemacht, daß sie es einfach nicht mehr aushielt«, sagte Hugh.
    »Jetzt reicht es mir!« erwiderte Augusta streng. »Ich verbitte mir alle weiteren Kommentare von dir. Und noch etwas: Morgen früh will dein Onkel Joseph mit dir reden, noch bevor du zur Bank gehst. Gute Nacht.«
    Einen Moment lang schien es, als wolle Hugh ihr widersprechen. Aber im Grunde gab es nichts mehr, was er hätte sagen können.
    »Meinetwegen«, murmelte er schließlich und verschwand in seinem Zimmer.
    Augusta betrat wieder

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