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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Händler.
    »Du musst schneller rudern«, drängte Hernando.
    Schließlich erreichten sie das andere Ufer. Hernando war durchnässt, und der Kahn stand voll Wasser, es drang durch alle Ritzen der vom Holzwurm zerfressenen Planken.
    Gemeinsam hievten sie das Fass heraus, dann zogen sie das Boot an Land.
    »Es wird noch viele Überfahrten geben«, stellte der Maultierhändler in Aussicht, als sie den Kahn am Ufer versteckten. »Sie heißt übrigens die Müde Jungfrau .«
    » Müde Jungfrau ?«, fragte Hernando verwirrt.
    » Jungfrau , damit die Heilige Jungfrau mir wohlgesinnt ist, wenn ich sie einmal anrufen muss. Man weiß ja nie.« Der Mann zerrte am Boot, bis es endlich etwas höher lag. »Und müde … Na ja. Du hast ja gesehen, sie kommt immer etwas lahm zurück«, sagte er und lachte. »Wie heißt du eigentlich?«, fragte er noch und verbarg den Kahn unter Zweigen. Hernando antwortete, und der Mann stellte sich als » Juan « vor.
    »Jetzt haben wir …«
    »Was ist mit meinem Geld?«, unterbrach ihn Hernando.
    »Später. Wir müssen bis zum Morgen abwarten. Dann sind nicht mehr so viele Leute unterwegs, und wir können das Fass wegbringen, ohne groß Aufsehen zu erregen.«
    Sie warteten, bis rund um die Plaza del Potro kaum mehr Stimmen zu hören waren. Hernando fror. Juan verriet ihm endlich, dass sie Wein geladen hatten.
    »Du könntest einen ordentlichen Schluck davon vertragen«, sagte der Maultierhändler, als er Hernando vor Kälte zittern sah. »Aber hier können wir es nicht aufmachen.«
    Er erklärte ihm, dass in Córdoba kein Wein aus anderen Orten eingeführt werden durfte und dass Wein stark besteuert wurde. »Mit diesem Fass macht der Wirt ein gutes Geschäft …«
    »Ja, ich verstehe, zwei Blanca-Münzen!«, scherzte Hernando.
    »Kommt dir das zu wenig vor? Du bist schlau und mutig. Du kannst mehr verdienen, wenn du dazulernst und dich anstrengst.«
    Als im Potro-Viertel endlich Ruhe eingekehrt war, tauchte der Gastwirt auf. Juan und der Mann begrüßten sich. Die beiden waren gleich groß, der eine dünn, der andere etwas rundlich. Sie hüllten das Fass in eine Decke und machten sich gemeinsam auf: vorneweg der Gastwirt, hintendrein die beiden anderen mit dem Weinfass. Beim Gasthof in der Calle del Potro angekommen, hievten sie es in einen Geheimkeller. Danach wärmte sich Hernando in der Wirtsstube an der Glut im Kamin, und Juan gab ihm das Geld … und ein Glas Wein.
    »Das wird dir guttun«, ermunterte er ihn, als er Hernandos Zögern bemerkte.
    Er wollte gerade einen Schluck trinken, da fielen ihm Fatimas Worte ein: »Es ist unsere Pflicht! Ohne unsere Gesetze sind wir nichts!«
    Hernando lehnte dankend ab und schob den Becher von sich.
    »Jetzt trink schon, Maure«, rief ihm der Wirt zu, der gerade die restlichen Tische abräumte. »Der Wein ist ein Geschenk Gottes.«
    Hernando sah fragend zu Juan, der nur die Augenbrauen hochzog.
    »Dieser Wein hier ist genau genommen kein Geschenk eures Gottes«, erwiderte Hernando. »Den haben wir gerade …«
    »Ketzer!« Der Wirt ließ von den Tischen ab und kam wutschnaubend auf Hernando zu.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass er mutig ist, León«, lenkte Juan ein. Er hielt den Wirt zurück. »Aber ich behaupte nicht mehr, dass er schlau ist«, fügte er lachend hinzu.
    »Ist es so wichtig, dass ich Wein trinke?«, fragte Hernando schließlich.
    »Ja, in meinem Wirtshaus ist mir das wichtig«, brummte der Wirt, den Juan immer noch festhielt.
    »In dem Fall«, sagte Hernando und hob den Becher zu einem Trinkspruch, »trinke ich auf dich.«
    Wenn man euch zwingt, Wein zu trinken, so trinkt ihn, allerdings nicht mit der Absicht, ihn zu genießen. Hernando dachte an das Fatwa des Muftis von Oran, als er einen tiefen Schluck nahm. Danach stieß er noch einige Male mit Juan und León an, der sich inzwischen beruhigt hatte und ihm sogar noch die Essensreste des Tages über der Glut erhitzte.
    Im Morgengrauen ging er vom Wirtshaus geradewegs zur Gerberei und begegnete dabei einigen Christen auf ihrem Weg zur Frühmesse. Er war leicht angetrunken, aber er hatte etwas Interessantes erfahren. Als die beiden Männer gehört hatten, dass er in Vicente Seguras Gerberei arbeitete, tauschten sie vielsagende Blicke aus, lachten und rissen schmutzige Witze über die Frau des Meisters.
    »Geh mit deinem Wissen sorgfältig um«, riet ihm Juan. »Sei nicht so dumm wie bei León.«
    In der Calle de Badanas wurde er plötzlich langsamer. Das da vorne war doch … Ja! Das war

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