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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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war schließlich keine Sünde. Hernando hatte einmal gehört, wie jemand sagte, es sei so, als würde ein Hengst eine Eselstute decken, die dann einen Maulesel gebar. Der Nachkomme würde den Stand seiner Mutter erben und als Sklave zur Welt kommen. Und erst die Bemühungen der Kirchenbehörden, wollüstige Beichtväter davon abzuhalten, Frauen zum Beischlaf zu zwingen, führten dazu, dass Geistliche und Sünder in den Beichtstühlen durch Gitter getrennt wurden. Doch nicht einmal die Vertreter dieser Behörden waren ein Vorbild, was Keuschheit und Sittsamkeit anging. Und selbst der Dekan Don Juan Fernández de Córdoba, ein Geistlicher mit adeligem Stammbaum, hatte den Überblick über die von ihm gezeugten Kinder längst verloren.
    Bei den übrigen Bewohnern Córdobas verhielt es sich nicht viel anders. Hinter der makellosen Oberfläche des christlichen Ehesakraments verbarg sich eine Welt der Ausschweifungen, und aufsehenerregende Skandale waren ebenso an der Tagesordnung wie das blutige Ende der entlarvten Ehebrecher. Die Mehrzahl der Nonnen war von ihren Familien aus rein wirtschaftlichen Gründen in die Obhut der Kirche gegeben worden – der Familienbesitz wurde weniger belastet, wenn man eine Tochter ins Kloster steckte, anstatt sie mit einer Mitgift ausstatten zu müssen –, so war es nicht verwunderlich, dass diesen jungen Frauen meist jegliche echte religiöse Berufung fehlte. Sie lagen mit den Klerikern fast in einer Art Wettstreit und ließen sich von jungen Männern verführen, für die wiederum die Eroberung einer so teuren Trophäe ein besonders großer Erfolg war, mit dem man prahlen konnte.
    Für Morisken wie Hernando, die die steinige Erde im Königreich Granada mit der Hacke zu einem fruchtbaren Land gemacht hatten, waren die Bewohner von Córdoba einfach nur faul, verschwenderisch und missraten: Vor allem körperliche Arbeit war verpönt! Die Ehre, die alle spanischen Christen ungeachtet ihres gesellschaftlichen Standes durchdrang, hinderte sie daran! Jemandes Ehre zu verletzen glich einem Todesurteil.
    Nur wenige Tage vor den Festivitäten anlässlich des Sieges von Lepanto hatte Hernando das selbst miterlebt. Eines Nachmittags schlenderte er durch die enge Calle de Armas, da kam ihm ein junger, hochmütiger Hidalgo – ein Mitglied des niederen Adels ohne Einkommen – mit bortenbesetztem Hut, schwarzem Umhang und Degen im Gürtel entgegen. Plötzlich stürzte der Mann, und Hernando konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er ihm wieder aufhelfen wollte. Der junge Mann schlug die helfende Hand wütend aus.
    »Was grinst du so dämlich?«, zischte der Hidalgo, als er wieder aufrecht stand.
    »Entschuldigt, ich …«
    Der junge Hidalgo führte die Hand zum Degen. Nach seinem Sturz hatte er versucht, das Sägemehl wieder aufzusammeln, mit dem er seiner Hose mehr Würde verliehen hatte. Eingebildeter Schwachkopf! Vielleicht sollte er ihm eine Lektion erteilen.
    »Ich … ich habe mich gerade … gefragt … wie Ihr heißt«, gab Hernando absichtlich stammelnd von sich und sah zu Boden.
    »Stinkender Mistkerl, was geht dich mein Name an?«
    Eingebildeter Angeber! Womit könnte er ihn nur von seinem hohen Ross holen? Die spitzen Samtschuhe des Hidalgos sagten ihm, dass dieser junge Mann durchaus Geld hatte. Er betrachtete die edle Hose, den feinen Saum des Umhangs, den wohl eine Bedienstete sorgsam ausgebessert hatte.
    »Also …«
    »Jetzt sag schon!«
    »Mir schien … Ich glaube, ich habe letzte Nacht in einem Wirtshaus an der Plaza de la Corredera gehört, wie man schlecht über Euch geredet hat.«
    »Sprich weiter!«
    »Exzellenz, ich kann mich irren. Also, ich habe gehört … Nein, es geht nicht. Entschuldigt meine Kühnheit, aber ich muss darauf bestehen zu erfahren, wie Euer Name lautet.«
    Der junge Mann überlegte einen Augenblick. Hernando auch: Was tat er da gerade?
    »Don Nicolás Ramírez de Barros«, gab der junge Mann schließlich stolz von sich, »Hidalgo mit Stammbaum.«
    »Ja, genau«, bestätigte Hernando. »Man sprach dort über Eure Exzellenz: Don Nicolás Ramírez. Ich kann mich genau daran erinnern, dass …«
    »Was hat man über mich gesagt?«
    »Es waren zwei Männer …« Hernando überlegte, was er noch sagen könnte, doch der junge Edelmann kam ihm zuvor.
    »Wer waren diese Männer?«
    »Die beiden waren auffällig gekleidet. Sie sprachen über Eure Exzellenz.« Er tat so, als wagte er nicht weiterzusprechen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Was haben sie

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